Gemeinderat greift durch Facebook-Hetze – Boswiler Gemeindeschreiber droht die Entlassung

tafi/SDA

11.12.2018

Daniel Wicki ist nach rassistischen Facebook-Posts als Gemeindeschreiber von Boswil AG beurlaubt. Ob er jemals an seinen Schreibtisch zurück darf, steht noch nicht fest.
Daniel Wicki ist nach rassistischen Facebook-Posts als Gemeindeschreiber von Boswil AG beurlaubt. Ob er jemals an seinen Schreibtisch zurück darf, steht noch nicht fest.
Screenshot Tele M1

Nachdem er auf Facebook gegen Ausländer hetzte, wurde Gemeindeschreiber Daniel Wicki vom Gemeinderat Boswil AG am Montag zwangsbeurlaubt. Ihm drohen jetzt allerdings noch viel härtere Konsequenzen.

Bereits am vergangenen Samstag hatte die SP Boswil eine Strafanzeige gegen Gemeindeschreiber Daniel Wicki wegen dessen Facebook-Einträgen gegen Ausländer eingereicht und die Entlassung Wickis gefordert. Am Montag beurlaubte ihn der Gemeinderat auf unbestimmte Zeit. Vizeamman Liliane Kappler droht auf einer Medienkonferenz weitere Konsequenzen an.

Bei einer strafrechtlichen Verurteilung wird Daniel Wicki entlassen, sagte die CVP-Politikerin dem «Blick». Bis zum Urteil wolle der Gemeinderat die Situation immer wieder neu beurteilen. Klar sei, dass Wicki nach dessen Hetz-Postings für die Gemeinde nicht mehr tragbar sei.

In den Posts rief Wicki nach einem Vergewaltigungsfall im deutschen Freiburg im Breisgau zur Erschiessung der mutmasslichen Täter auf. Dafür entschuldigte er sich später. Die Überfahrt von Flüchtlingen über das Mittelmeer nannte er «Böötlen» und «Härtefall» bezeichnete er «mit aller Härte rausprügeln» von straffälligen Ausländern. Zahlreiche Schweizer Medien, darunter Tele M1, hatten darüber berichtet.

Der Gemeinderat von Boswil bedauere die «unbedachten und menschenverachtenden Posts» ihres Gemeindeschreibers. Diese seien nicht tolerierbar. Wie es genau mit Daniel Wicki weitergeht, darüber herrscht allerdings noch immer Unklarheit. Im Dorf gebe es neben einer klaren Ablehnung der rassistischen Äusserungen Wickis auch Zustimmung. Selbst Gemeindeammann Michael Weber (SVP) hatte sich hinter seinen Gemeindeschreiber gestellt: «Nur weil Dani Wicki sagt, was viele denken, ist er noch lange kein schlechter Mensch», sagte er dem «Blick».

Was passiert, wenn Daniel Wicki nicht verurteilt wird, darüber machte Liliane Keppler nach der Medienkonferenz keine konkreten Angaben. Einerseits sagte sie, dass es «ausgeschlossen» sei, dass Wicki an seinen Arbeitsplatz zurückkehren würde. Andererseits konnte und wollte sie nicht sagen, welche Massnahmen in diesem Fall getroffen werden. «Wichtig ist, dass alle Gemeinderäte zu einer gemeinsamen Entscheidung kommen», wand sie sich heraus.

Bilder aus der Schweiz
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