Nach US-EntscheidFällt die Maskenpflicht für Geimpfte auch in der Schweiz?
tafu
14.5.2021
Der Bundesrat will mehr Freiheiten für Geimpfte und Genesene. Politiker fordern, dass auch die Maskenpflicht fallen müsse. Wissenschaftler warnen dagegen vor vorschnellen Entscheidungen.
tafu
14.05.2021, 16:47
tafu
Am Mittwoch schlug der Bundesrat vor, im Rahmen der neuen Massnahmen geimpften und genesenen Bürgern wieder mehr Freiheiten zu geben. Konkret: Geimpfte und Genesene sollen nicht mehr in Kontakt- und Reisequarantäne. Grund für den Vorschlag ist die Annahme, dass diese Personengruppen immun seien und auch Covid-19 nicht mehr übertragen könnten.
Auf Basis dieser Feststellung fordern nun Politiker, noch einen Schritt weiterzugehen und Geimpfte auch von der noch herrschenden Maskenpflicht zu befreien, wie «20 Minuten» berichtet.
So pocht Nationalrat Lorenz Hess (Mitte/BE) auf klare Spielregeln im Umgang mit geimpften Personen, ihnen sollten mehr Vorteile gewährt werden. Seiner Meinung nach wäre auch eine Befreiung von der Maskenpflicht denkbar. Allerdings weiss Hess auch um die Probleme, die das mit sich bringen würde, «da man ja nicht sieht, wer geimpft ist».
Pflicht nicht mehr haltbar
Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem alle Schweizer die Möglichkeit zu einer vollständigen Impfung hatten, sei eine allgemeine Maskenpflicht definitiv nicht mehr haltbar.
«Geimpfte sollen nicht weiter Masken tragen müssen, nur weil es Leute gibt, die sich nicht impfen lassen wollen», so Hess. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatte noch im März erklärt, dass auch nach der Durchimpfung zum Schutz der Ungeimpften weiterhin Maske getragen werden müsse.
Ähnlich sieht das auch Nationalrat Christian Wasserfallen (FDP/BE). Seiner Meinung nach müsse die Maskenpflicht nun schrittweise fallen, die Lockerungen für Genesene und Geimpfte würden sowieso schon viel zu spät kommen.
Unklar, ob Geimpfte noch Corona übertragen können
Die Annahme, dass Geimpfte das Virus tatsächlich nicht weiterhin übertragen können, ist allerdings umstritten. Das verdeutlichte unter anderem die Genfer Virologin Isabella Eckerle am Mittwoch in einem Tweet.
«Geimpfte können sich weiterhin mit SARSCoV2 infizieren und es weiter übertragen, ohne selbst Symptome zu entwickeln oder an Covid-19 zu erkranken.» Allerdings scheine eine Infektion nach der Impfung seltener zu sein.
Geimpfte können sich weiterhin mit #SARSCoV2 infizieren und es weiter übertragen, ohne selbst Symptome zu entwickeln oder an #COVID19 zu erkranken. Allerdings scheint eine Infektion nach Impfung seltener zu sein & wenn, die Viruslast geringer #Schweiz#Pandemie#Impfung 1/n
— Isabella Eckerle (@EckerleIsabella) May 12, 2021
Auch Nationalrätin Ruth Humbel (Mitte/AG) zeigt sich skeptisch. Zwar begrüsse sie, dass Geimpfte mehr Freiheiten zurückbekämen, allerdings sei es für mehr noch zu früh. «Zumindest im öffentlichen Raum sollten immer noch die gleichen Regeln für Geimpfte und Nicht-Geimpfte gelten, bis alle geimpft werden, die das wollen.»
Die USA macht es vor
Weiterhin besteht die Gefahr, dass geimpfte Person mit jeder Lockerung nun auch leichtsinniger im Umgang mit dem Virus werden. Allerdings könne man ein solches Verhalten verstehen, erklärt Urte Scholz von der Universität Zürich.
«Die Politik propagiert die Impfung schliesslich als Allheilmittel für die Rückkehr in die Freiheit.» Der Drang, sich wieder wie vor der Pandemie zu verhalten, werde stärker, doch viele vergessen, «dass sie das Virus möglicherweise noch immer weiterverbreiten können».
In den USA hat man diese Sorge offenbar nur noch bedingt: Vollständig Geimpfte müssen nach einer Empfehlung der Gesundheitsbehörde CDC in den allermeisten Situationen keine Maske mehr tragen – weder drinnen noch draussen. Auch ein Sicherheitsabstand müssen diese Personen nicht mehr einhalten.
Präsident Joe Biden sprach von einem «grossen Tag für Amerika in unserem langen Kampf gegen das Coronavirus», betonte aber auch, dass für Menschen ohne vollen Impfschutz die bisherigen Corona-Regeln weiter gelten.