CoronakriseBedeutet das nun das Ende des Feuerwerks?
Von Julia Käser
27.7.2020
Nach der Waldbrandgefahr vor zwei Jahren und wachsenden Klimaschutz-Bedenken nun Corona: Für Feuerwerk-Anbieter wird es eng. Während sie auf private Feiern hoffen, warnen Bund und Tierschützer davor.
Die diesjährige Bundesfeier fällt der Coronakrise zum Opfer. Keine offizielle 1.-August-Feier bedeutet vielerorts auch kein Feuerwerksspektakel. So finden denn etwa die legendären Feuerwerke am Rhein oder auf dem Gurten in diesem Sommer nicht statt – um nur zwei der ansonsten zahlreichen Knallerei-Events zu nennen.
Ist die Absage der Grossfeuerwerke nach der flächendeckenden Waldbrandgefahr vor zwei Jahren und zunehmenden Klimaschutz-Bedenken ein weiterer Schlag ins Gesicht der Pyrotechnik-Branche? «Tatsächlich sind wir nach den letzten beiden schwierigen Jahren stark darauf angewiesen, dass es läuft», sagt Alain Stucki, Geschäftsführer der Stucki AG in Wil SG. Für die Branche sei es eng geworden.
Urs Corradini, Präsident der Schweizerischen Koordinationsstelle Feuerwerk (SKF), ergänzt: «Der Wegfall vieler Feuerwerke aufgrund sehr beschränkter Veranstaltungsmöglichkeiten verursacht grosse Schäden und ist zum Teil gar existenzbedrohend.»
Das Problem geht laut Corradini weit über die 1.-August-Knallerei hinaus. So fielen aufgrund des nach wie vor geltenden Verbotes für Veranstaltungen mit über 1'000 Personen auch Indoor-Feuerwerke im Rahmen grosser Konzerte oder Feuerwerke an traditionellen Feiern wie Seenachtsfeste ins Wasser.
Privater Konsum als Anlass zur Hoffnung
Trotz ausbleibender Grossfeuerwerke ist Stucki, dessen Geschäft über das grösste Feuerwerkslager der Ostschweiz verfügt, grundsätzlich hoffnungsvoll gestimmt – wegen des privaten Verbrauchs. «Aus der letzten Woche lässt sich ein positives Feedback ziehen. Viele Händler haben uns gemeldet, dass sie mehr verkauft haben als in den beiden Vorjahren.»
Der Grund dafür liegt laut Stucki in der Tatsache, dass die allermeisten Schweizerinnen und Schweizer ihre Ferien dieses Jahr in der Schweiz verbringen und dementsprechend den 1. August feiern – den Umständen entsprechend im kleinen Rahmen.
Corradini bestätigt das. Erste Zahlen zeigten, dass der Verkauf von Feuerwerk an Private «ganz gut» angelaufen sei. Von Dürresituationen wie 2018 sei man in diesem Sommer weit entfernt. «So steht den vielen kleinen und privaten Feuerwerken nichts im Wege.»
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Stucki erzählt: «Vor allem die Kinder freuen sich enorm auf das Ereignis. Es ist schön, ihre echte Begeisterung zu spüren.» Entsprechend populär seien in diesem Sommer die pyrotechnischen Gegenstände für die Kleinen, zum Beispiel Knallerbsen oder Kalltüfeli. Und: «Sehr beliebt sind zudem lange leise sprühende Schweizer Vulkane.»
So sehr sich Stucki über die Euphorie im Hinblick auf die farbenfrohe Knallerei im eigenen Garten freut, so mahnt er auch zur Vorsicht: «Auf sämtlichen Produkten gibt es eine dreisprachige Gebrauchsanweisung. Dabei wird stets darauf hingewiesen, den nötigen Sicherheitsabstand zwingend einzuhalten.»
Bund und Tierschützer besorgt wegen privater Böllerei
Generelle Warnungen vor der privaten Böllerei gibt es seitens des Bundes – aus umwelttechnischen Gründen. Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) werden in der Schweiz jährlich 1'700 Tonnen Feuerwerkskörper verbraucht. 25 Prozent davon seien pyrotechnische Feuerwerkssätze, bei deren Abbrennen rund 300 Tonnen Feinstaub entstünden.
Das BAFU schätzt öffentlich organisierte 1.-August-Feuerwerke in dieser Hinsicht als weniger problematisch ein als private. Dies deshalb, weil sie zeitlich beschränkt seien und der Rauch mit Abstand über den Köpfen der Zuschauerinnen und Zuschauer entweiche. «Die Emissionen kleinerer Feuerwerkskörper wirken hingegen viel unmittelbarer und über längere Zeit auf den Menschen ein», heisst es weiter.
Auch der Schweizer Tierschutz warnt per Mitteilung: «Angst und Schrecken der Tiere werden nicht weniger sein, wenn sich die Feuerwerksknallerei vermehrt in die unmittelbare Nachbarschaft verlagert – im Gegenteil.» Während der privaten Feiern sollten sich Haustiere deshalb unbedingt im Haus aufhalten – hinter verschlossenen Fenstern und Läden.