«Geld fehlt für Rente»Finanzindustrie verdient mit unseren PK-Geldern über 67 Milliarden
Sven Ziegler
18.8.2024
Die Finanzindustrie hat in den vergangenen 10 Jahren rund 67,6 Milliarden Franken mit Pensionskassen-Geldern verdient. Das zeigt eine neue Analyse der Gewerkschaften.
Sven Ziegler
18.08.2024, 12:13
18.08.2024, 12:26
Sven Ziegler
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Finanzindustrie hat in den vergangenen 10 Jahren rund 67,6 Milliarden Franken mit Pensionskassen-Geldern verdient.
Das zeigt eine neue Analyse der Gewerkschaften.
Die Pensionskassen-Verbände sagen, die Kosten seien niedrig.
Der Abstimmungskampf über die Reform der beruflichen Vorsorge (BVG) in der Schweiz ist in vollem Gange. Während die Bevölkerung am 22. September über die Reform entscheidet, stehen sich Befürworter und Gegner gegenüber, die mit widersprüchlichen Zahlen argumentieren.
Besonders die steigenden Verwaltungskosten der Pensionskassen geraten in den Fokus. Eine exklusive Analyse des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), die dem «Blick» vorliegt, zeigt, dass die Finanzindustrie in den letzten zehn Jahren 67,6 Milliarden Franken an den Pensionskassen-Vermögen der Arbeitnehmenden verdient hat.
Kritiker wie SGB-Sozialversicherungsexpertin Gabriela Medici betonen, dass diese Kosten letztlich den Rentnern schaden, da weniger Geld für die Renten übrig bleibt. Sie sagt: «Dieses Geld fehlt am Ende, um den Versicherten eine angemessene Rente bezahlen zu können.» Medici kritisiert zudem die steigenden Verwaltungskosten, die 2022 ein Rekordhoch von 8,2 Milliarden Franken erreichten.
Auch Renditen mitentscheidend
Der Pensionskassenverband ASIP hingegen weist darauf hin, dass die Kosten im internationalen Vergleich gering seien.«Für eine stichhaltige Analyse müssen die Kosten in Relation zum verwalteten Vermögen gemessen werden», sagt Lukas Müller-Brunner, Direktor des Schweizerischen Pensionskassenverbandes, gegenüber dem «Blick»
Zudem sei nicht nur die Kostenhöhe entscheidend, sondern auch die erwirtschafteten Renditen. Diese seien im Börsenjahr 2021 so hoch ausgefallen, dass sie die Verwaltungskosten eines Jahrzehnts überstiegen hätten, so Müller-Brunner.
Dennoch sehen die Gewerkschaften Handlungsbedarf. Sie kritisieren die zunehmende Einflussnahme gewinnorientierter Akteure auf das Pensionskassensystem. Medici fordert eine höhere Effizienz und Einsparungen bei den Verwaltungskosten, um die Renten der Versicherten zu sichern.
Sie sagt: «Würden sich alle der Kosteneffizienz bei den Vermögensverwaltungskosten verpflichten und nicht den Interessen der Aktiengesellschaften hinter den BVG-Stiftungen, könnten jährlich rund zwei Milliarden Franken zugunsten der Versicherten eingespart werden.»