BundesratsentscheidFitness, Lebensmittelbranche, ÖV – sie alle wehren sich gegen Stromspar-Appell
aka
31.8.2022
Parmelin ruft Industrie zum Gassparen auf
Wirtschaftsminister Guy Parmelin hat die Industrie zum Gassparen aufgerufen. Wer über eine Zweistoffanlage verfüge, solle schauen, dass diese einsatzbereit ist, so Parmelin. Auch Liegenschaftsverwalter sieht er in der Pflicht.
29.06.2022
Welche Einschränkungen sollen bei einem Energiemangel gelten? Das dürfte der Bundesrat heute kommunizieren. Aus Angst vor einem Verteilkampf werden Branchen wie die Lebensmittelindustrie schon jetzt aktiv.
aka
31.08.2022, 12:14
31.08.2022, 15:24
aka
«Systemrelevant»: Das Wort erinnert an die globale Finanzkrise von 2008, als auch die Schweiz mehrere Banken als systemrelevant klassifizierte. Nun gewinnt das Wort an neuer Bedeutung: Anbetracht der drohenden Gas- und Energiekrise, die uns im Winter alle einschränken könnte, preschen verschiedene Wirtschaftszweige nun proaktiv vor.
Die Branchen sehen sich selber laut ihren Medienmitteilungen als systemrelevant, wie Radio SRF berichtete. Sie wollen im Falle eines Verteilkampfes um Energie verhindern, dass sie Strom sparen müssen. Oder dass ihnen grad ganz der Strom abgestellt wird.
«Nicht einfach Mobilität zusammenstreichen»
Die Nahrungsmittelbranche etwa argumentiert, dass ihr der Strom auf keinen Fall abgestellt werden dürfe, weil sonst die Versorgung der Bevölkerung gefährdet wäre.
Ähnlich klingt es vom Öffentlichen Verkehr. Auch er sieht sich laut Medienmitteilung als zentralen Akteur der Volkswirtschaft, den man nicht beschneiden dürfe. Schliesslich brächten Züge und Busse 100'000 von Menschen täglich zur Arbeit und wieder zurück.
«Der ÖV bringt die Leute sehr energieeffizient an die Orte, an die sie wollen», sagt Verbandsdirektor Ueli Stückelberger dem SRF. Er gehe deshalb nicht davon aus, dass nun «einfach die Mobilität zusammengestrichen werde».
«Fitness ist wesentlich für Gesundheit»
Doch damit nicht genug: Auch die Fitnessstudios sehen sich selber als systemrelevant. «Fitness trägt einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung bei», sagte Verbandspräsident Claude Ammann dem SRF. Das sei erwiesen. Umso wichtiger sei es, die Trainingsorte und -möglichkeiten offenzuhalten.
Apropos Gesundheit: Die Hallenbäder wollen ebenfalls offen bleiben. «Die Bäder haben einen systemrelevanten Auftrag», sagte Verbandsdirektor Martin Enz dem Radio SRF.
Man stelle Wasserflächen zur Verfügung, etwa für Schulklassen. Auch gebe es gesundheitsfördernde Kurse für die Gesellschaft – Schwimmen im Hallenbad sei also kein Luxus, sondern «von enormer Wichtigkeit».
Appell an den Bundesrat
Verbandsdirektor Enz von den Hallenbädern appelliert deshalb an den Bundesrat. «Lasst uns weiterarbeiten. Dafür werden auch wir Energie einsparen». Wie genau – ob etwa die Wassertemperatur zwei Grad kühler würde – bleibt abzuwarten.
Das Ziel aller Branchen: Im Winter möglichst gut durch eine mögliche Energiekrise zu kommen – aber bitte ohne zu grosse Einschnitte.