«Todesstoss» befürchtet Fitnessverband macht sich gegen das Covid-Zertifikat stark

uri

30.8.2021

Ein Mann trainiert mit Gewichten in einem Züricher Fitnessstudio. Vehement spricht sich der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter Verband gegen eine Ausweitung der Zertifikat-Pflicht aus. 
Ein Mann trainiert mit Gewichten in einem Züricher Fitnessstudio. Vehement spricht sich der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter Verband gegen eine Ausweitung der Zertifikat-Pflicht aus. 
Bild: Keystone

Gegen eine Ausweitung der Covid-Zertifikat-Pflicht läuft der Fitnessverband Sturm. Er hält eine Umsetzung der Massnahmen für «verfassungswidrig» und befürchtet einen «Todesstoss» für die Branche.

uri

30.8.2021

Der Schweizerische Fitness- und Gesundheitscenter Verband (SFGV) spricht sich in einem Schreiben an den Bundesrat und verschiedene Departemente gegen die Ausweitung der Covid-Zertifikat-Pflicht aus. Die vom Bundesrat am Mittwoch in die Vernehmlassung gegebenen Vorschläge seien lückenhaft, und die finanziellen Konsequenzen würden neue Härtefall-Zahlungen erfordern, da mit einem Umsatzverlust von 40 Prozent zu rechnen wäre, teilt der SFGV darin mit.

Seine Branche hätten gemäss letztem Branchenreport von 2020 1,4 Milliarden Franken Umsatz gemacht, sodass mit einem Gesamtschaden pro Jahr von 560 Millionen Franken zu rechnen sei, bemängelt der Verband weiter. Die Zeit von März 2020 bis Sommer 2021 sei geprägt gewesen von einem Umsatzverlust je nach Unternehmen von 20 bis 50 Prozent. Damit könnten die Fixkosten nicht mehr gedeckt werden.

Mit der geplanten Zertifikat-Pflicht breche der Umsatz noch einmal um 20 bis 40 Prozent ein: Die nicht geimpften Kundengruppen könnten dann nämlich nicht mehr trainieren und würden ihren Vertrag kündigen oder nicht mehr erneuern, befürchtet der Verband.

Neuauflage der Covid-19-Kredite gefordert

Das werde den Konkurs vieler Unternehmungen nach sich ziehen, sagt der SFGV voraus. Nur eine sofortige staatliche Hilfe in Form von nicht rückzahlbaren Beiträgen für die ungedeckten Kosten könnte dies verhindern. Als Sofortmassnahme, bis die Bedingungen für die nicht rückzahlbaren Beiträge definiert sind, müssten Liquiditätshilfen vorgesehen werden – also eine Neuauflage der Covid-19-Kredite, die dann mit den nicht rückzahlbaren Beiträgen für die ungedeckten Fixkosten verrechnet werden, fordert der Verband.

Der Verband führt zudem unter anderem an, dass die Trainingsräume in den Fitness- und Gesundheitscentern kein Infektionsrisiko darstellen würden. Man habe «seit Beginn der Pandemie alles darangesetzt, dass das Training in Innenräumen sicher ist». Die Luftqualität in den Zentren sei nicht schlechter als etwa «im Detailhandel und allen Organisationen, denen weiterhin keine Zertifikat-Pflicht auferlegt wird». Diese Ungleichbehandlung erachte man als «verfassungswidrig» und werde sie mit «allen rechtlichen Mitteln» bekämpfen, kündigt der SFGV an. Zudem sei die Kontrolle der Zertifikate «in den Fitness- und Gesundheitscentern aus personellen und finanziellen Gründen» gar «nicht umsetzbar». 

Die derzeitigen Probleme müssten der Bund und die Kantone, so der SFGV, anders lösen: So müsse sichergestellt werden, dass «ungeimpfte Reiserückkehrer, welche grossteils für den aktuellen Anstieg verantwortlich seien, in Quarantäne gingen», anstatt die steigenden Fälle nun zum wiederholten Male auf die privatwirtschaftlichen Unternehmen abzuwälzen.

Bund habe «falsche Prioritäten» gesetzt

Auch findet der Verband, dass die Begründung der Ausweitung der Zertifikatspflicht wegen einer Überlastung des Gesundheitssystems «falsche Prioritäten» setzt, denn die «Kapazitätsprobleme im Gesundheitswesen (Betten und Personal)» seien «primär hausgemacht». Die Schweiz stehe hier im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich da – Bund und Kantone seien verpflichtet, eine ausreichende Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

Weiter fürchtet der Verband eine Spaltung der Gesellschaft, schliesslich gingen in der Schweiz rund 400'000 Menschen in die Fitnesscenter. Für einen Besuch würde sich indes kaum wer testen lassen, mutmasst der Verband. Damit würden mit der «Ausweitung des Zertifikats die Geimpften privilegiert und die Ungeimpften diskriminiert».

Nicht ersichtlich wird aus dem Schreiben indes, ob der Verband auch hat überprüfen lassen, ob womöglich mehr Menschen ins Training kommen würden, wenn sie wüssten, dass andere Trainierende nachweislich genesen, getestet oder geimpft sind. 

Mit Material von SDA.