Embolie-Angst Frauen ersetzen Pille mit anderen Verhütungsmitteln

SDA/aka

22.2.2021 - 11:44

Frauen in der Schweiz greifen bei der Verhütung seltener zur Pille als Anfang der 1990er-Jahre. (Symbolbild)
Frauen in der Schweiz greifen bei der Verhütung seltener zur Pille als Anfang der 1990er-Jahre. (Symbolbild)
Keystone

Frauen entscheiden sich bei der Verhütung zunehmend gegen die Pille und für andere hormonelle Verhütungsmittel. Grund dafür sind etwa Meldungen über ein erhöhtes Embolie-Risiko bei Einnahme der Pille.

Umdenken bei den jungen Frauen: Während im Jahr 1992 noch 52 Prozent der Frauen mit der Pille verhütet haben, waren es 25 Jahre später noch deren 33 Prozent. Besonders stark war der Rückgang bei Frauen unter 35 Jahren, nämlich von 67 Prozent auf 45 Prozent.

Grund dafür sind das grössere Angebot und die Meldungen über ein erhöhtes Embolie-Risiko bei Einnahme der Östrogen-Gestagen-Pillen. Das zeigen am Montag veröffentlichte Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) aus der aktuellen Bevölkerungsbefragung.

Kondom ist der Spitzenreiter

Am meisten wird in der Schweiz mit dem Kondom (42 Prozent) verhütet. Als dritthäufigste Methode geben die Frauen die Hormonspirale (12 Prozent) und die Männer die Sterilisation (15 Prozent) an.

Die Anwendung von Kondomen und der Pille nehmen mit zunehmenden Alter ab und die Spirale und die Sterilisation werden erst mit steigendem Alter eingesetzt.

Von den jungen Frauen befolgt eine von vier die Empfehlung, beim Sex einen doppelten Schutz anzuwenden. In der Regel werden dabei die Pille und das Kondom kombiniert.

Normalisierung im HIV-Aids-Bereich

Insgesamt hat der Anteil der Frauen, die beim Sex verhüten, in den vergangenen 25 Jahren von 54 Prozent auf 72 Prozent zugenommen. Bei Männern ist es ein weniger klares Bild. So haben Männer zwischen 1992 und 2002 immer weniger zum Kondom gegriffen – die Anwendung sank von von 69 Prozent auf 41 Prozent.



Gemäss der Mitteilung des BFS geht dies mit der einsetzenden «Normalisierung» im HIV-Aids Bereich einher. Die HIV-Aids-Erkrankungen hätten sich Ende der 1990er-Jahre nicht mehr so stark ausgedehnt, erklärte dazu Marco Storni von der BFS-Sektion Gesundheit der Bevölkerung gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Der Umgang mit dem Risiko einer Erkrankung sei damals ein anderer gewesen, man habe sich ab dann bei einer neuen Partnerschaft eher testen lassen.

Junge Männer verzichten öfters auf Kondom

Nach diesem Rückgang hat die Anwendung von Kondomen noch etwas geschwankt, ehe die Kondome ab 2012 wieder häufiger zum Einsatz kamen. Allerdings griffen die jüngeren Männer zuletzt weniger zu einem Kondom: Bei ihnen sank der Anteil zwischen 2007 und 2017 um zehn Prozent auf 70 Prozent.

Männer entscheiden sich auf zudem seltener für eine Sterilisation als früher. Zwischen 1992 und 2002 stieg der Anteil der gewählten Sterilisationen, seither geht er zurück, gemäss Mitteilung insbesondere bei den Männern zwischen 35 und 54 Jahren. In dieser Altersgruppe steigt dafür die Verwendung der Hormonspirale. Sie entwickle sich für Paare zunehmend als Alternative zur Sterilisation, schreibt das BFS.

Schweizerinnen verhüten mehr

Im Vergleich mit dem Ausland verhüten die Frauen in der Schweiz nicht nur anteilsmässig mehr, sondern benützen auch öfters das Kondom als Frauen in Frankreich oder Deutschland. Dort werden hingegen häufiger die Pille und die Spirale angewendet.

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