GleichstellungGeht es so weiter, sind Frauen noch 132 Jahre im Nachteil
SDA, gbi
13.7.2022
Von vollständiger Gleichstellung zwischen Frauen und Männern ist die Welt noch weit entfernt, zeigt eine Studie des WEF. Die Corona-Pandemie hat die Frauen um Jahre zurückgeworfen.
SDA, gbi
13.07.2022, 10:03
SDA, gbi
Gemäss einer Studie des Weltwirtschaftsforums WEF hat die Corona-Pandemie die Kluft zwischen den Geschlechtern vergrössert. Geht es im aktuellen Tempo weiter, dürfte die Welt erst in 132 Jahren komplett gleichberechtigt sein. Das WEF betrachtet die Bereiche Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und Politik.
In der Schweiz steht es um den Gender-Gap jedoch vergleichsweise gut. Von 146 untersuchten Ländern erreicht die Schweiz im «Global Gender Gap Report 2022» des WEF mit einer Gesamtbewertung von 0,795 (auf einer Skala von 0 bis 1) den 13. Rang.
Punkte gutgemacht hat sie gegenüber 2021 im Bereich der politischen Teilhabe, wo sie ebenfalls den 13. Platz belegt. Erhoben wird in dieser Kategorie unter anderem, wie das zahlenmässige Verhältnis zwischen Frauen und Männern im Parlament oder in Ministerien ist und wie lange die Akteure in ihrer Funktion tätig sind.
Abgenommen hat auf der anderen Seite die Leistung der Schweiz im Bereich wirtschaftlicher Teilhabe und Chancen der Geschlechter. Dort beurteilen die Autoren etwa Lohngleichheit, Erwerbstätigenquote, Einkommen und auch die Geschlechterverteilung auf hohen Posten. Die Schweiz erreicht in dieser Kategorie den 47. Platz.
Skandinavien führt das Ranking an
Wie bereits in den vergangenen Jahren sind vor allem die skandinavischen Länder bei der Gleichstellung ganz vorne mit dabei. So erreicht Island den Spitzenplatz mit einer Bewertung von 0,908 bereits zum 13. Mal in Folge. Auch Finnland (Platz 2), Norwegen (Platz 3) und Schweden (Platz 5) gehören zu den Spitzenreitern.
Aber auch Länder aus anderen Weltregionen sind in den Top Ten vertreten, so etwa Neuseeland auf Platz 4, Ruanda auf Rang 6, Nicaragaua auf Platz 7 und Namibia auf Platz 8.
Weltweit habe Corona die Aussicht auf Geschlechtergleichstellung um eine Generation zurückgeworfen, hält das WEF fest. Das liegt unter anderem daran, dass in der Pandemie proportional mehr Frauen ihre Arbeit verloren als Männer.
Im Arbeitsmarkt sei die Ungleichheit grösser als je zuvor seit Beginn der Erhebungen 2006. Das liege auch daran, dass die Fürsorgearbeit, etwa die Betreuung von Kindern, als Kindergärten und Schulen geschlossen waren, immer noch mehrheitlich Frauenaufgabe sei. Schon vor der Pandemie habe unbezahlte Arbeit bei Männern einen Anteil von 19 Prozent der gesamten Arbeitszeit ausgemacht, bei Frauen aber 55 Prozent.
Tausende an Frauenstreik-Demo in Bern
Im Rahmen des feministischen Streiktags haben am Mittwochabend Tausende Frauen demonstriert. Auf der abschliessenden Kundgebung füllte sich der Bundesplatz mit gegen 10'000 Personen. Zuvor waren der lautstarke Demozug mit zahlreichen violetten Fahnen durch die Gassen der Berner Altstadt gezogen. Der Aktionstag stand unter dem Motto «Immer no hässig! Still Angry! Fière et en Colère!». Aus Sicht der Organisatorinnen vom Feministischen Streikkollektiv macht die Gleichstellung Rück- statt Fortschritte.