Seegräben ZH Mieter muss ausziehen, um Asylsuchenden Platz zu machen

uri

24.2.2023

Seegräben am Pfäffikersee hat rund 1400 Einwohner*innen. (KEYSTONE/Patrick B. Kraemer)
Seegräben am Pfäffikersee hat rund 1400 Einwohner*innen. (KEYSTONE/Patrick B. Kraemer)
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Weil Quoten zu erfüllen sind und Wohnraum knapp ist, hat sich die Gemeinde Seegräben ZH zu einem drastischen Schritt entschieden: Sie kündigte einem Mieter die Wohnung, um Flüchtlinge unterzubringen.

uri

24.2.2023

Um Asylsuchende unterbringen zu können, kündigt Seegräben ZH einem Mieter seine Wohnung. Die Gemeinde bestätigte dem «Blick» den Sachverhalt. Demnach müsse der derzeitige Mieter die der Gemeinde gehörende 5,5-Zimmer-Wohnung bis zum 31. Mai 2023 räumen. Wie Gemeindepräsident Marco Pezzatti sagt, habe es keine andere Möglichkeit für diesen Schritt gegeben.

Laut den Vorschriften müsse die Gemeinde eine bestimmte Anzahl Flüchtlinge unterbringen, wie Pezzatti erklärt. Nach derzeitigem Stand seien das in Seegräben 14 Personen, wobei hier bislang lediglich 9 Asylsuchende untergebracht seien.

Für die noch aufzunehmenden fünf Personen habe man alles unternommen, um eine freie Wohnung zu finden, so der Gemeindepräsident. Man sei aufgrund des knappen Angebots allerdings nicht fündig geworden.

Nach langen Überlegungen für den Schritt entschieden

Die Kündigung des Mieters sei vor diesem Hintergrund ein gangbarer Weg für Seegräben. Die Wohnung sei gross und gehöre der Gemeinde, wie Pezzatti ausführte: «Deshalb haben wir uns nach langen Überlegungen zu diesem Schritt entschieden. In die Wohnung wird eine Flüchtlings-Familie ziehen.» Die Herkunft dieser Personen sei noch nicht bekannt.

Wie der «Blick» weiter ausführt, erinnere die Angelegenheit an einen ähnlichen Fall im südbadischen Lörrach. Hier hätten kürzlich rund 40 Mieter ein Kündigungsschreiben erhalten, weil dort 100 Asylsuchende untergebracht werden sollten.

Nachdem die Nachricht über die Lörracher Kündigungen in Deutschland für Empörung gesorgt hatten, verteidigte der Oberbürgermeister der Stadt, Jörg Lutz, den Plan inzwischen aber auf einer Pressekonferenz.

«Der Vorgang taugt nicht zum Skandal», liess Lutz wissen. Für die ursprünglichen Mieter der nicht mehr zeitgemässen Gebäude aus den 1950er Jahren habe es von vornherein neue Angebote gegeben. Nach der lautstarken Kritik, wird den Mietern nun aber zusätzlich ermöglicht, auch in ihren Wohnungen bleiben zu können.