Nach dem Gipfel So blickt die Welt auf Gastgeber Genf

SDA

17.6.2021 - 04:17

Genf stand während des Putin-Biden-Gipfels im Licht der Weltöffentlichkeit.
Genf stand während des Putin-Biden-Gipfels im Licht der Weltöffentlichkeit.
RvS.Media/Monika Majer/Getty Images

Nach dem Gipfeltreffen von Joe Biden und Wladimir Putin überschlagen sich die politischen Analysen. Doch nicht nur das: Für kurze Zeit standen Genf und die Schweiz im Fokus der Weltöffentlichkeit. Wie blickten internationale Beobachter auf den Gastgeber?

Keystone-SDA, SDA

Für kurze Zeit blickte alle Welt auf den Gipfel zwischen US-Präsident Biden und dem russischen Präsidenten Putin. Während allerlei Kommentare politische Konsequenzen und Symboliken des Treffens analysierten, geriet bisweilen auch der Gastgeber in den Blick.

Die Schweiz habe ihrem Ruf als Ort für weltpolitische Treffen kaum besser gerecht werden können, schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) in ihrer Analyse des Gipfeltreffens. Die Villa La Grange aus dem 18. Jahrhundert überblicke den Genfersee, der an diesem Tag Ton in Ton mit dem Sommerhimmel dagelegen habe.



Selbst architektonisch habe Neutralität geherrscht. Wegen der Symmetrie des Hauses hätte beiden Präsidenten und ihren Beratern exakt der gleiche Raum zur Verfügung gestanden. Die FAZ erinnert daran, dass es ebenfalls in Genf gewesen sei, als Ronald Reagan und Michael Gorbatschow bei ihrem Treffen 1985 unerwartet das Ende Kalten Krieges eingeläutet hätten.

Auch die «New York Times» widmete sich in einem eigenen kurzen Stück dem Ort des weltpolitischen Geschehens: Die Villa sei «bekannt als Schauplatz für wichtige Momente im Ringen zwischen Krieg und Frieden». 

Zahlreiche Schweizer Medien bezeichneten das Gipfeltreffen Bidens mit Putin als historisch. Ein Foto für die Geschichtsbücher ist derweil Bundespräsident Guy Parmelin sicher. Es zeigt Parmelin mit Biden und Putin beim Eingang.

Die «Washington Post» verwies darauf, wie Parmelin die Gelegenheit nutzte, «Werbung für das neutrale Schweizer Image und die Schweiz als Zentrum internationaler Diplomatie» zu machen. Nach dem Gipfel schrieb die US-Zeitung: «Genf kann erleichtern aufatmen».

«Danke für den herzlichen Empfang»

Einigen Journalisten dürfte Genf in schlechter Erinnerung bleiben, kam es doch zu Tumulten beim Handschlag zwischen Biden und Putin, als Sicherheitspersonal Fotografen aus dem Saal bugsierte. «Das ist der schlimmste Gipfel seit neun Jahren», twitterte laut «Blick» eine CNN-Korrespondentin. Es sei geschrien und geschubst worden.

Doch schon beim selben Sender finden sich jene, die den Aufenthalt in der Schweiz durchaus genossen zu haben scheinen. Kein Geringerer als CNN-Legende Wolf Blitzer kommentierte seinen Besuch auf Twitter: Genf sei «beautiful», eine «besondere Stadt». Es sei ein «wahres Vergnügen» gewesen, postete Blitzer noch zum Abschied: «Danke für den herzlichen Empfang». Er hoffe, eines Tages zurückzukehren.

Beim US-Sender CBS spielte man ein wenig mit Schweizer Klischees: «Die Schweiz ist nicht nur bekannt für Schokolade und Taschenmesser», hiess es auf Twitter mit Blick auf die diplomatische Tradition der Stadt Genf.

Russische Medien scheinen sich derweil auch auf andere Details konzentriert zu haben: Laut «Tages-Anzeiger» soll etwa über den Kuchen mit dem Schriftzug «Peace of Cake» berichtet worden sein, den die Christie’s Bakery in Genf anlässlich des Treffens gebacken habe.

Die Bilder bleiben

Der Bundesrat könne auf internationaler Ebene mit dem Gipfeltreffen in Genf einen Erfolg verbuchen, schreibt die «Aargauer Zeitung» in einem Kommentar. Er habe es geschafft, Hand zu bieten, damit sich die beiden Präsidenten hätten treffen können. Die Schweiz könne ihre «guten Dienste» im grellen Scheinwerferlicht der internationalen Presse präsentieren. Über 1200 Medienleute aus 44 Staaten berichteten über das Gipfeltreffen aus Genf.

Ob das Treffen zur Entspannung der russisch-amerikanischen Beziehungen beigetragen hat, müssten die kommenden Wochen und Monate zeigen, schreibt die «Neue Zürcher Zeitung». Das gelte auch für den von der Corona-Krise schwer getroffenen Tourismussektor, der sich einen Werbeeffekt vom Gipfel erhofft hatte. Dennoch präsentiere sich die Ausgangslage nicht schlecht. Auch wenn beide Präsidenten längst wieder entschwunden seien, bleibe doch eines: die Bilder.