AltersvorsorgeGewerkschaften rechnen Vorteile einer 13. AHV-Rente vor
lt, sda
2.11.2021 - 10:00
Für eine grosse Mehrheit der Erwerbstätigen käme eine 13. AHV-Rente viel günstiger, als wenn sie den gleichen Betrag in der 3. Säule ansparen müssten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, der dazu eine Initiative lanciert hat.
Keystone-SDA, lt, sda
02.11.2021, 10:00
02.11.2021, 11:43
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«Der Grund für unsere Studie ist, dass der Druck auf die Renten in den letzten zehn Jahren besorgniserregend angestiegen ist»: Das sagte Daniel Lampart, Chefökonom und Sekretariatsleiter des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), am Dienstag vor den Medien.
Der Dachverband hat einen Vergleich angestellt: auf einer Seite die AHV-Abzüge während eines gesamten Erwerbslebens; auf der anderen Seite die Beträge, die in die private Vorsorge einbezahlt werden müssten, um die gleiche Rente zu erhalten.
Demnach zahlt eine alleinstehende Frau mit einem mittleren Lohn während ihrer Berufslaufbahn fast 300'000 Franken an die AHV.
Müsste sie dieselbe Rente privat ansparen, wäre das gemäss der SGB-Studie fast doppelt so teuer. Dank der AHV spare sie also über 250'000 Franken. Vor allem für Menschen mit niedrigem Einkommen sei die AHV vorteilhaft. Aber auch Personen mit Universitätsabschluss und höherem Einkommen profitierten davon.
AHV auch günstiger für Familien
Auch bei Familien sind die Vorteile laut SGB «beeindruckend». Für 90 Prozent von ihnen sei die AHV die günstigere Vorsorgelösung, sagte Gabriela Medici, BVG-Spezialistin und stellvertretende Sekretariatsleiterin des SGB. Gemäss den Berechnungen des SGB müsste eine Familie mit mittlerem Einkommen ohne AHV pro Monat 790 Franken mehr einzahlen. Über das gesamte Erwerbsleben wären das 400'000 Franken mehr.
Die AHV erreicht diese Leistungen laut SGB, weil sie solidarisch finanziert sei. Denn einkommensstarke Arbeitnehmende zahlten unbegrenzt in die AHV ein und damit weit mehr, als sie von ihr ausbezahlt erhalten.
Zudem werden in der AHV Risiken und Kosten gemeinschaftlich abgedeckt, die in der privaten Vorsorge für alle Personen einzeln hinzugerechnet werden müssen, wie Lampart sagte. Das Bedeutende bei der AHV sei die Umverteilung. Zu Ungunsten der 3. Säule würden sich die Zinsperspektiven auf den Finanzmärkten auswirken.
Problem Leistungsniveau
Die grösste Herausforderung der AHV ist gemäss SGB ihr Leistungsniveau. Denn die Renten in der 2. Säule sänken und die AHV-Renten reichten nicht zum Leben. Dieses «zentrale sozialpolitische Problem der Arbeitnehmenden» müsse gelöst werden.
Banken und Versicherungen propagierten dafür den Ausbau der 3. Säule zur Schliessung dieser Rentenlücke. Doch das wäre gemäss SGB sozialpolitisch und volkswirtschaftlich falsch. Denn ein solcher wäre für viele unbezahlbar und biete im Alter keine Einkommenssicherheit.
13. AHV-Rente viel billiger
Deshalb habe der SGB die Initiative für eine 13. AHV-Rente lanciert, sagte Lampart. Selbst wenn diese einzig über Lohnbeiträge finanziert und nicht – wie vom SGB gefordert – zusätzlich über die Gewinne der Nationalbank mitgetragen würde, wäre die Erhöhung der Rentenleistung weit günstiger als die private Vorsorge.
Eine alleinstehende Person mit einem mittleren Einkommen würde pro Monat 45 Franken für eine 13. Monatsrente bezahlen, sagte Medici. Die gleiche Erhöhung der Rente in der 3. Säule würde die Frauen 176 Franken pro Monat und die Männer 144 Franken kosten. Für eine Familie mit einem mittleren Einkommen wäre eine privat finanzierte Zusatzrente gemäss der SGB-Studie über 350 Prozent teurer als in der AHV.
Die Volksinitiative «Für ein besseres Leben im Alter (Initiative für eine 13. AHV-Rente)» war Ende Juni formell zustande gekommen. Sie verlangt die Einführung einer weiteren Auszahlung der Rente, auf die man in der AHV Anspruch hat – analog zum 13. Monatslohn. Das würde gemäss den Initianten einer Erhöhung der AHV-Renten um 8,33 Prozent entsprechen.