Schwerer Unfall in St. Gallen Heldenhafter Pneukran-Chauffeur: droht nun der Billett-Entzug?

tmsc

12.6.2019

Auf der Wattwilerstrasse in Ricken SG ereignete sich am frühen Dienstagmorgen ein schwerer Unfall. Weil der Chauffeur eines Pneukrans jedoch blitzschnell reagierte, kam niemand ernsthaft zu Schaden.
Auf der Wattwilerstrasse in Ricken SG ereignete sich am frühen Dienstagmorgen ein schwerer Unfall. Weil der Chauffeur eines Pneukrans jedoch blitzschnell reagierte, kam niemand ernsthaft zu Schaden.
Bild: Kapo St. Gallen

Weil er blitzschnell reagierte, konnte der Chauffeur eines 96-Tonners das Leben eines Töfffahrers retten. Dass sein Pneukran während der Heldentat verunfallte, könnte ihn nun allerdings im schlimmsten Fall das Billett kosten.

Manchmal entscheiden bloss Sekunden über Leben und Tod. Mit einer solchen Situation war nun auch der Lenker eines Pneukrans auf der Wattwilerstrasse in Ricken SG konfrontiert. «20min» berichtet, dass am frühen Dienstagmorgen ein Töfffahrer mit dem Anhänger seines Vordermanns kollidierte. Dadurch verlor er die Kontrolle über sein Motorrad und wurde aus dem Sitz geschleudert. Er landete auf der Gegenfahrbahn – quasi genau vor dem Chauffeur des Pneukrans. Dieser konnte in letzter Sekunde das Lenkrad herumreissen und so das Leben des 61-jährigen Verunfallten retten.

Das Ausweichmanöver auf den Fahrbahnrand sollte jedoch nicht ohne Folgen bleiben: Der 57-jährige Lenker des 96 Tonnen schweren und achtachsigen Ungetüms verunfallte ebenfalls. Nachdem sich der Pneukran überschlagen hatte, kam er auf der Seite liegend zum Stillstand. Es grenzt nahezu an ein Wunder, dass sich kein einziger Verkehrsteilnehmer ernsthafte Verletzungen zugezogen hat.

Aus verständlichen Gründen wird der Chauffeur in den sozialen Netzwerken als Held gefeiert. Doch eine Frage schwebt in diesem Zusammenhang noch im Raum: Kann dem Fahrer nun das Billett entzogen werden, weil er den Unfall bewusst in Kauf genommen hat, um das Leben des Töfffahrers zu schützen?

Unterstützung gibt es von Seiten der Polizei, die das Verhalten des Mannes aus ethischer Sicht als «top» bewertet. Schließlich sei das Menschenleben das höchste Gut und damit zu jeder Zeit schützenswert. Allerdings sei die Beurteilung der Situation keine polizeiliche Angelegenheit, wie Hanspeter Krüsi, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, klarstellt: «Das obliegt nicht der Polizei, sondern dem Strassenverkehrsamt.»

Die Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen äusserte sich nun wie folgt zur Heldentat: «Von diesem Unfall wird durch die Kantonspolizei St. Gallen ein Bericht zu Handen der Staatsanwaltschaft erstellt. Diese wird dann, wie bei allen Unfällen üblich, ein allfällig strafbares Verhalten aller Beteiligten prüfen.» Sprecherin Beatrice Giger gab bekannt, dass bis dato noch kein Rapport bei der Staatsanwaltschaft eingegangen sei.

Derweil gibt es allerdings noch ein weiteres Problem, dessen sich die Polizei mit Eifer widmen muss: Die Räumungsarbeiten gestalten sich sehr aufwendig, Strassensperrungen inbegriffen. Zwar konnte der 96-Tonner mittlerweile wieder auf die Räder gestellt werden, doch das ausgelaufene Öl muss nun schnellstmöglich abgebaggert werden, bevor es noch weiter im Boden versinkt.

Bilder aus der Schweiz
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