Kein KabisHier spürst du die Ernte-Ausfälle bis heute
Von Lia Pescatore
10.11.2021
Die akuten Folgen der Ernteausfälle sind zwar ausgestanden. Doch im Frühling drohen bereits die nächsten Engpässe beim Schweizer Gemüse.
Von Lia Pescatore
10.11.2021, 06:32
10.11.2021, 14:45
Lia Pescatore
Frost, Hagel, Dauerregen, dann auch noch das fehlende Licht: Die Felder der Schweizer Gemüse- und Früchtebauern blieben dieses Jahr von nichts verschont – grosse Ernteausfälle waren die Folge: «Wöchentlich fehlten im Handel 20 bis 30 Produkte», sagt Christian Sohm, Direktor des Verbands der Schweizer Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhändler Swisscofel, über die Lage im Sommer.
Besonders Frischgemüse waren betroffen: Produkte wie Fenchel, Blumenkohl und Broccoli. Die Ausfälle in dieser Sparte konnte der schöne Herbst teilweise wettmachen: Die Migros teilt auf Anfrage mit, dass die Importe momentan den in dieser Jahreszeit gewohnten Umfang nicht übersteigen würden.
«Wir müssen früher auf Importe aus dem europäischen Raum zurückgreifen, da die gelagerten Mengen weniger lange ausreichen.»
Christian Sohm
Direktor von Swisscofel
Auch der Detailhändler Coop teilt auf Anfrage mit, dass der Bedarf an Schweizer Gemüse und Früchten wieder abgedeckt werden könne. Einzig die Nachfrage nach Schweizer Broccoli und Blumenkohl übersteige das momentane Angebot, darum importiere Coop diese beiden Produkte zusätzlich aus Spanien.
Die Situation habe sich für den Moment entspannt, sagt so auch Christian Sohm von Swisscofel. Dies könnte sich jedoch auf den Frühling hin ändern: Denn die Gemüse- und Früchtelager, auf die der Handel über den Winter zurückgreift, sind weniger prall gefüllt wie gewohnt, da sich die Aussaat wegen der Ernteausfälle verzögerte. «Das heisst, wir müssen früher auf Importe aus dem europäischen Raum zurückgreifen, da die gelagerten Mengen weniger lange ausreichen», sagt Sohm.
Kartoffeln fallen kleiner, rissiger und teilweise hohl aus
Zu den Lagerprodukten gehören auch die Kartoffeln. Die Schweizer Ernte ist dieses Jahr «historisch tief» ausgefallen, wie Markus Hämmerli, Mitglied der Geschäftsleitung der Agrargenossenschaft Fenaco, zu «20 Minuten» sagte.
Nicht nur bei der Menge waren Einbussen zu verzeichnen, auch die Qualität litt unter den Wetterverhältnissen: Kleiner seien die Kartoffeln, oft hätten sie Risse oder seien hohl, lautete die Bilanz von Ruedi Fischer, Landwirt im Berner Mittelland und Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten, nach Ernte-Ende im SRF.
Dies hat auch Auswirkungen auf die Produktion: Chips-Hersteller Zweifel teilt auf Anfrage mit, dass wegen des äusserst schlechten Erntejahrs mindestens 20 Prozent der Kartoffeln importiert werden müssten. Im langjährigen Schnitt liegt der Anteil an ausländischen Kartoffeln nur bei 5 Prozent.
Preise von Backwaren könnten steigen
Auf ausländische Rohstoffe müssen auch die Sauerkraut-Hersteller zurückgreifen, da die Schweizer Weisskohl-Ernte 40 Prozent tiefer ausfällt als gewohnt. Mit farbigen Stickern auf ihren Produkten machen sie auf die spezielle Situation aufmerksam.
Ähnlich sieht es auch bei den Mühlen aus: 30 Prozent weniger Schweizer Brotgetreide steht ihnen dieses Jahr zur Verfügung, vermeldet der Dachverband Anfang Monat. Auch die Qualität falle unterdurchschnittlich aus – der Import von ausländischem Getreide ist kostspielig, durchschnittlich steigen die Auslagen der Mühlen laut Dachverband um über zehn Prozent.
Die Kosten könnten sich bis zum Konsumenten auswirken: Die Müller warnen, dass die Preise der Backwaren steigen könnten.