Die nächste Welle In den kommenden Wochen verletzen sich Zehntausende auf den Skipisten

smi

7.2.2022

Die Kehrseite des Nationalsports: Jedes Jahr verletzten sich über 60'000 Schneesportlerinnen und Schneesportler in der Schweiz.
Die Kehrseite des Nationalsports: Jedes Jahr verletzten sich über 60'000 Schneesportlerinnen und Schneesportler in der Schweiz.
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Die Omikron-Welle schickt sich an, auszulaufen. Dafür rollte die nächste Herausforderung auf das Gesundheitswesen zu: Wintersportunfälle. In den nächsten Wochen werden sich Zehntausende auf den Pisten verletzen.

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Während der letzten zwei Jahre galt es als Tugend, in der Freizeit keine Risiken einzugehen, um nicht zu riskieren, das Gesundheitswesen noch stärker zu belasten. Davon ist zurzeit nichts zu hören. Im Gegenteil, es herrscht geradezu Euphorie. Jüngst jubilierten Tourismus-Verantwortliche und Hoteliers im «Blick» über hohe Buchungsstände in den Skiferienwochen.

Zudem sinkt die Belastung der Spitäler mit Covid-Kranken. Genau genommen entspannt sich zwar primär die Situation auf den Intensivstationen. Die Gesamtzahl der coronainfizierten Spitalpatient*innen ist seit Anfang Jahr sogar gestiegen. Die Experten gehen aber davon aus, dass auch hier der Höhepunkt erreicht ist und immer mehr Betten frei werden.



Damit ist Platz für eine Epidemie der anderen Art. Wintersportunfälle gehören in der Schweiz zur kalten Jahreszeit wie Skiferien und Stau auf der A3. 3,2 Millionen zieht es gemäss der Beratungsstelle für Unfallverhütung bau jährlich in die Berge.

Skifahren ist noch halb so gefährlich wie 1970

Die gute Nachricht: Seit 1970 hat sich das Risiko, sich beim Skifahren zu verletzen, halbiert. Besseres Material und höhere Sicherheitsstandards auf den Pisten tragen dazu bei.

Im Jahresschnitt verletzen sich 52’000 Skifahrende und 10’000 Snowboarder*innen. Weitere 6300 tragen beim Schlitteln eine Blessur davon. Glücklicherweise hat die Mehrheit der Unfälle keine gravierenden Folgen. Eine Studie von 2016 präzsiert: Jede 14. Verletzung zieht einen Arbeitsausfall von mehr als drei Monaten nach sich. Das ergibt weit über 4000 Schwerverletzte.

Gemäss Angaben des Bundesamts für Gesundheit waren am Freitag in der ganzen Schweiz 4087 Spitalbetten frei. Das heisst natürlich nicht, dass nun doch noch die Überlastung droht. Selbst unter den ernsthaft verletzten müssen bei weitem nicht alle stationär behandelt werden, sondern gehen mit Gips, Armschlinge und dergleichen nach Hause.

In den Spitälern in der Nähe der Skigebiete sind Schneesportopfer in den Notaufnahmen seit vielen Jahren Business as usual. Dajan Roman, Sprecher des Kantonsspitals in Chur, reagiert denn auch leicht unwirsch auf die Anfrage von blue News: «Das ist unser Alltag in der Skiferiensaison. Wir sind darauf vorbereitet und daran haben auch zwei Jahre Pandemie nichts geändert.»