Fragen und Antworten Ist die Massen-Tierhaltung bald verboten?

Von Alex Rudolf

21.8.2022

Schweiz hat laut Bundesrat eines der strengsten Tierschutzgesetze

Schweiz hat laut Bundesrat eines der strengsten Tierschutzgesetze

Die Schweiz hat im weltweiten Vergleich eines der strengsten Tierschutzgesetze. Das ist für den Bundesrat ein Grund, ein Nein zur Massentierhaltungsinitiative zu empfehlen. Am 25. September entscheiden Volk und Stände über die Initiative.

28.06.2022

Am 25. September stimmt die Schweiz über die Massentierhaltungs-Initiative ab. Das musst du über die Vorlage wissen.

Von Alex Rudolf

21.8.2022

Darum geht es

Das Wohl der Nutztiere wie Schweine, Hühner und Rinder werde in der Schweiz durch die Massentierhaltung systematisch verletzt. Das sagen die Urheber*innen der gleichnamigen Initiative, über die das Stimmvolk am 25. September befindet. Der Schutz und die Würde dieser Nutztiere soll demnach in die Verfassung aufgenommen werden, indem strengere Anforderungen hinsichtlich Unterbringung und Pflege festgeschrieben würden. Richtungsweisend wären hierbei die Anforderungen von Bio-Suisse aus dem Jahr 2018.

Was heisst das konkret?

Laut Initianten müssten Landwirt*innen den einzelnen Tieren mehr Platz, Spielmöglichkeiten und Einstreu zur Verfügung stellen. Auch täglicher Zugang zur Weide und schonende Schlachtmethoden müssten gewährleistet werden.

Darüber hinaus sollen die Gruppengrössen von Tieren stark reduziert werden und die Importvorschriften geändert werden. So sollen nur tierische Produkte in die Schweiz eingeführt werden dürfen, die die hiesigen Produktionsstandards erfüllen.

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Rund 3300 Betriebe in der Schweiz müssten ihren Tierbestand reduzieren oder die Betriebsfläche vergrössern, was die Kosten in die Höhe treiben würde. Der Bund geht von jährlichen Mehrausgaben von 0,4 bis 1,1 Milliarden aus.

Das Parlament hätte bei einem Ja drei Jahre Zeit, um die Bestimmungen zu erlassen. Für betroffene Betriebe könnten für die Umstellung Übergangsfristen von bis zu 25 Jahren gewährt werden.

Würden Lebensmittel bei einer Annahme teurer?

Die Preise von Fleisch, Milch, Käse und Eiern würden steigen. Teurer würden sämtliche Produkte mit tierischen Zutaten, sagt der Bundesrat. Ausgegangen wird – je nach Berechnung – von einem Anstieg zwischen 5 und 20 Prozent. Die Gegner*innen der Vorlage haben eine generelle Verteuerung von 20 bis 40 Prozent berechnet. Abschliessend lässt sich also nicht sagen, um wie viel die Preise steigen würden.

Die Gegner*innen befürchten, dass Herr und Frau Schweizer bei einer Annahme ins Ausland gehen für den Fleischkauf.

Wie ist die Situation heute?

Nur Landwirt*innen, die die geltenden Tierschutzregeln einhalten, erhalten vom Bund Direktzahlungen. Zusätzliche Unterstützung gibt es, wenn diese besonders naturnah, umwelt- oder tierfreundlich produzieren. Laut Angaben des Bundes lebten 2020 rund 62 Prozent der Nutztiere in einem besonders tierfreundlichen Stall, zehn Jahre zuvor waren es lediglich 46 Prozent gewesen.

Im Rahmen von «Raus» (regelmässiger Auslauf im Freien) unterstützt der Bund Betriebe, welche die Tiere auf die Weide lassen. Hier gab der Bund 2020 187,3 Millionen aus. Die Unterschiede bei der Beteiligung sind jedoch gross. So wurden knapp 90 Prozent aller gehaltenen Schafe unterstützt, aber nur jedes zweite Schwein.

Auf andere Studien stützen sich die Initiant*innen. Laut ihnen ist es nur 12 Prozent aller Schweizer Tiere erlaubt, jemals auf eine Weide zu kommen. Der Grund: Beim Bund rechnet man mit Grossvieheinheiten an einem Stichtag und die Initiant*innen gehen von den individuellen Tieren aus. Hier erfährst du die Hintergründe.

Die Argumente der Gegner

Die systematische Verletzung des Tierwohls zur Gewinnung tierischer Erzeugnisse sei in der Schweiz schon heute verboten, wie der Bundesrat schreibt. Mit dem Bio-Angebot finden Konsument*innen zudem bereits ein Angebot, bei dem das Tier mehr Auslauf und Platz erhält.

Zudem sei das Bio-Angebot derzeit grösser als die Nachfrage. Denn lediglich 30 Prozent aller Mastschweine liessen sich über ein Tierwohl-Label verkaufen, monieren die Gegner*innen.

Blick ins Ausland

Aktuell hat es in der Schweiz keinen Betrieb mit mehr als 27'000 Hühnern. In Dänemark oder in den Niederlanden beträgt der Anteil von Höfen mit über 100'000 Hühnern gut 50 Prozent, in Grossbritannien gar über 70 Prozent.

Dafür sind

Die SP, die Grünen und die Grünliberalen sprechen sich für die Initiative aus. Zur Trägerschaft der Initiative gegen Massentierhaltung gehören Organisationen wie Sentience, Vier Pfoten, Fondation Franz Weber und Greenpeace. Zudem werben auf der Website der Initiative zahlreiche Prominente wie Melanie Winiger, Sibylle Berg und Gülsha Adilji für ein Ja.

Dagegen sind

Bundesrat und Parlament lehnen die Initiative ab, da das Tierwohl in der Schweiz schon ausreichend geschützt sei. Bei den Parteien fassten SVP, FDP und Mitte die Nein-Parole. Darüber hinaus bildet sich das Nein-Komitee aus einer breiten Allianz von Bauernverbänden und weiteren Organisationen.