Schweizer Studie zeigtJe öfter Mann zum Handy greift, desto weniger Spermien hat er
SDA
1.11.2023
Handynutzung könnte sich negativ auf die Qualität von Spermien auswirken. Je öfter ein Mann damit telefoniert, Nachrichten schreibt oder im Internet surft, desto geringer ist seine Spermienqualität, wie eine neue Schweizer Studie zeigt.
SDA
01.11.2023, 07:12
01.11.2023, 07:14
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Eine neue Studie des Schweizerisches Torpen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) zeigt, dass Männer, die ihr Handy mehr als 20 Mal am Tag nutzen, rund einen Fünftel weniger Spermien pro Milliliter Ejakulat haben, als Männer die höchstens fünfmal am Tag zum Handy greifen.
Die Forschenden schliessen daraus, dass durch die Handynutzung die Fruchtbarkeit indirekt beeinflusst wird.
Dafür haben Sie Spermien von 2886 Männern im Alter von 18 bis 22 Jahren im Zeitraum von 2005 - 2018 untersucht.
Männer, die ihr Mobiltelefon mehr als 20 Mal am Tag nutzen, haben rund ein Fünftel weniger Spermien pro Milliliter Ejakulat als Männer, die höchstens fünf Mal am Tag zum Handy greifen, wie die am Mittwoch im Fachblatt «Fertility and Sterility» publizierte Studie zeigte. Damit sinkt indirekt ihre Fruchtbarkeit. Auf die Beweglichkeit und die Morphologie der Spermien wirkte sich eine hohe Handynutzung laut der Studie allerdings nicht aus.
Forschende des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) und der Universität Genf (Unige) analysierten dafür Spermien von 2886 Männern im Alter von 18 bis 22 Jahren, die zwischen 2005 und 2018 an Militäraushebungen rekrutiert wurden, wie die beiden Institutionen mitteilten. Den jungen Männern wurde ein Fragebogen über ihre Lebensgewohnheiten, ihren Gesundheitszustand und die Häufigkeit der Benutzung ihres Handys vorgelegt. Sie wurden auch gefragt, wo sie ihr Gerät hinstellen, wenn sie es nicht benutzen.
Aufbewahrungsort egal
Es handle sich dabei um die weltweit grösste Untersuchung zum Thema, sagte Studienmitautor Martin Röösli vom Swiss TPH zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Die Frage wurde bis jetzt in der Wissenschaft nicht ernst genommen», sagte Röösli. Allerdings wurden auch die Daten, die der neuen Studie zugrunde lagen, ursprünglich für eine andere Auswertung erhoben. Die Studie sei deshalb als erster Schritt zu verstehen, ordnete Röösli ein. Um verlässlichere Aussagen zu treffen, seien weitere Untersuchungen notwendig.
Die Analyse der Daten deuteten laut der Mitteilung der Unige und des Swiss TPH denn auch darauf hin, dass der Aufbewahrungsort des Telefons nicht mit schlechteren Spermien in Zusammenhang steht. Die Anzahl an Personen, die in der Untersuchung angab, ihr Mobiltelefon nicht in Körpernähe zu tragen, war laut Röösli aber zu gering, um darüber gefestigte Aussagen zu treffen.
4G weniger schädlich als 2G
Die Studie zeigte ausserdem, dass der Effekt einer hohen Handynutzung während des Studienzeitraums abnahm. Die Forschenden erklären dies mit dem Übergang der Sendetechnologie von 2G zu 3G und später zu 4G. «Der Empfang der Handys wurde mit der Zeit besser, deshalb braucht es weniger Strahlung», erklärte Röösli.
Dieses Resultat deutet laut Röösli darauf hin, dass die Strahlung von Handys am Verlust der Spermienkonzentration Schuld sein könnte. «Es wäre aber auch möglich, dass andere Faktoren wie der Lebenswandel die Resultate verfälscht haben», so der Wissenschaftler.
Schlechte Spermien
Auf der Basis desselben Datensatzes hatten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 2019 gezeigt, dass die Spermienqualität unter Schweizer Männern in einem kritischen Zustand ist. Bei sechs von zehn Männern lag demnach mindestens ein Qualitätsperimeter unter den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Normwerten.
Damit steht die Schweiz nicht alleine da. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die Spermienqualität in den vergangenen 50 Jahren abgenommen hat, wie die Unige und das Swiss TPH schrieben. Fachleute gehen davon aus, dass dieses Phänomen auf eine Kombination von Umweltfaktoren (endokrin wirksame Stoffe, Pestizide, Strahlung) und Verhaltensfaktoren (Ernährung, Alkohol, Stress, Rauchen) zurückzuführen ist.