Auf einem Friedhof in Chur hat eine SRF-Journalistin ein Nazi-Denkmal entdeckt. Die Stadt reagiert überrascht.
Keystone-SDA, SDA, gbi
27.01.2023, 15:53
27.01.2023, 16:50
SDA, gbi
Offenbar wusste niemand in der Churer Regierung, dass auf dem Stadtgebiet ein Relikt aus dunklen Zeiten weiterhin Bestand hat.
Das Nazi-Monument auf dem Friedhof Daleu sei Teil eines Heldenkults gewesen, mit dem Hitler den Krieg gerechtfertigt habe, schreibt SRF in einer Mitteilung vom Freitag. Der 1938 errichtete, mindestens 13 Tonnen schwere Granitklotz steht unscheinbar auf dem zentral gelegenen Friedhof. Darunter sind internierte deutsche Soldaten begraben, die während des Ersten Weltkriegs in Graubünden starben.
Die SRF-Journalistin Stefanie Hablützel erklärte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, sie habe in einem kunsthistorischen Bericht von der Beteiligung eines Nazis am Auftrag fürs Denkmal gelesen. Daraufhin recherchierte sie und fand heraus, dass der Klotz Teil eines von Hitler geführten Totenkults ist.
Und niemand wusste von etwas
«Wir waren alle völlig überrascht, als uns die Journalistin damit konfrontierte», sagte der Churer Stadtpräsident Urs Marti der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Er möchte das bis jetzt denkmalgeschützte Relikt entweder zurückbauen oder als Ort der Aufklärung nutzen. Ein Dialog im Parlament soll nach Lösungen suchen.
Auch der Bündner SP-Nationalrat Jon Pult äusserte sich bereits auf Twitter zum «irritierenden» Fund. Er empfiehlt, im Umfeld des Nazi-Steins ein Mahnmal zu errichten und einen Ort der Erinnerung über die Nazi-Verbrechen und deren Verbindungen zu Kanton und der Stadt Chur zu schaffen.
Der Kanton sollte zudem die Geschichte Graubündens während der Nazi-Zeit von Expertinnen und Experten aufarbeiten lassen.