Coronakrise Kommt die Maskenpflicht beim Einkaufen?

tsha

31.7.2020

Das BAG wünscht sich, dass beim Einkaufen Maske getragen wird.
Das BAG wünscht sich, dass beim Einkaufen Maske getragen wird.
Bild: Keystone

Ginge es nach BAG-Chef Strupler, würde eine Maskenpflicht beim Einkaufen eingeführt. Doch er ist aufs Wohlwollen der Kantone angewiesen.

Es waren dramatische Worte, die Pascal Strupler auf der gestrigen Medienkonferenz wählte. Eine «äusserst deutliche Zunahme der Fallzahlen und der Positivitätsrate» sei zu erkennen, so der Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG). «Die Situation ist ernst, und sie verschärft sich. Wir müssen jetzt handeln.»

Die Coronazahlen waren zuletzt wieder auf über 200 Neuinfektionen am Tag gestiegen, und auch wenn in diesem Wert noch Nachberechnungen der Vortage stecken, ist die Tendenz eindeutig: Es geht wieder los. Eine «epidemische Trendwende» nannte das der BAG-Chef.

Die Schweiz müsse handeln, so der Appell von Strupler. Nur: Seitdem das Notrechtsregime des Bundes am 19. Juni endete, ist es an den Kantonen, neue Bestimmungen umzusetzen. So beliess es Strupler gestern denn auch bei einer an die Kantone gerichteten Bitte: Das Tragen von Masken in Supermärkten solle in Erwägung gezogen werden, sagte er.



Ausserdem seien die Clubs weiterhin ein Problem. Dort gebe es zwar nicht die meisten Infektionen, die letzten Wochen hätten aber gezeigt, wie leicht es in Clubs zu Übertragungen kommen könne. Die Kantone sollten nur noch 100 Menschen in die Lokale lassen, nicht wie bislang dreimal so viele, so Strupler. «Das BAG schlägt den Kantonen vor, einheitliche Regeln zu prüfen.»

«Die Kantone und der Bund verwirren die Leute»

Als ein Journalist während der Medienkonferenz fragte, wer für die Durchsetzung einer möglichen Maskenpflicht in Geschäften zuständig wäre, blieb Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte, vage. Weil es sich bei der Maskenpflicht bisher nur um eine Empfehlung des BAG an die Kantone handle, sei dieser Aspekt noch nicht abschliessend geklärt, sagte er.

Es ist ein Problem, das sich bereits bei der Maskenpflicht im ÖV gezeigt hatte. Nachdem sich die Kantone nicht auf eine Einführung hatten einigen können, griff schliesslich der Bund durch und verordnete das Tragen von Mund-Nasen-Schutz am 1. Juli. Ein Szenario, das sich auch jetzt wiederholen könnte. Zumal die Infektionszahlen in den einzelnen Kantonen höchst unterschiedlich sind. 



Der Luzerner FDP-Ständerat und Gesundheitspolitiker Damian Müller nennt das derzeitige Kompetenzgerangel zwischen Bund und Kantonen ein «Wirrwarr»: «Statt zusammenzuarbeiten und eine Perspektive zu bieten, verwirren die Kantone und der Bund die Leute», so Müller im «Tages-Anzeiger». «Zuerst haben die Kantone gejammert, der Bund habe ihnen das Heft aus der Hand genommen. Aber jetzt, da sie es wieder haben, machen sie herzlich wenig daraus.»

Immerhin: Der Kanton Zug preschte gestern bereits während der Medienkonferenz voran: Kantonsärztepräsident Hauri, der aus Zug stammt, kündigte an, zumindest für seinen Kanton eine Maskenpflicht in den Läden zu prüfen.

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