Der Angriff der Grünen auf einen Sitz im Bundesrat wird keinen Erfolg bringen. Dieser Auffassung ist der Politologe Claude Longchamp. Unklar ist für ihn einzig noch, wie viele Stimmen FDP-Magistrat Ignazio Cassis holen wird.
«Erhielte Cassis von der Vereinigten Bundesversammlung weniger als 150 Stimmen, wäre das bereits eine Niederlage und Enttäuschung», sagte Longchamp am Dienstag im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Aus Sicht der Bundesratskandidatin Regula Rytz (Grüne) seien über 100 Stimmen ein Erfolg und unter 80 eine Enttäuschung.
Höchstens «Strohfeuer»
Die Kandidatur von Rytz sei mit der Nichteinladung der CVP zu einem Hearing bereits zum Scheitern verurteilt gewesen, sagte Longchamp. Seither gebe es kein realistisches Szenario, das die Nichtwiederwahl eines amtierenden Regierungsmitglieds zur Folge hätte.
Dass die Grünen auch den Sitz von FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter angreifen werden, hält Longchamp für äusserst unwahrscheinlich. «Die Partei würde mit der Abwahl einer Bundesrätin viel Geschirr zerschlagen.» Falls es dazu komme, werde dieser Angriff ebenso wenig von Erfolg gekrönt sein.
Möglich seien am Mittwochmorgen höchstens «Strohfeuer» oder «symbolische Spielchen», etwa wenn von der Mitte-Fraktion ein Kandidat oder eine Kandidatin der GLP ins Rennen gebracht würde.
Laut Longchamp war die Kandidatur von Rytz trotzdem nur logisch. Dass die Grünen nach dem Wahlerfolg Verantwortung zeigen und die rechte Mehrheit in der Landesregierung aufbrechen wollten, sei nachvollziehbar. «Die Grünen wären ohne Kandidatur schlecht dagestanden.»
In der Opposition punkten
Immerhin habe die Partei erreicht, dass über die Zusammensetzung der Regierung diskutiert werde. Longchamp verwies auf den geplanten «Konkordanzgipfel» aller grossen Parteien im kommenden Frühling.
Zudem könnten die Grünen in den nächsten vier Jahren in der Opposition punkten, wie es Longchamp ausdrückte. In dieser Position sei es einfacher, die gewonnenen Wähleranteile zu halten. Die SVP habe das in den zehn Jahren in der Opposition eindrücklich unter Beweis gestellt.
Zurück zur Startseite