Überraschende Einigkeit Gleichstellungsbüro stärkt der SVP beim Doppelnamen den Rücken

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19.2.2020

Wer trägt nach der Hochzeit welchen Namen? Bald könnte der Doppelname ein Comeback feiern.
Wer trägt nach der Hochzeit welchen Namen? Bald könnte der Doppelname ein Comeback feiern.
Bild: Archiv 

Einst wurde der Doppelname im Namen des Feminismus abgeschafft. Nun will ihn die SVP wieder einführen – und bekommt dabei ungeahnte Unterstützung aus dem Gleichstellungsbüro.

Sieben Jahre ist es her, dass die patriarchale Regelung hinsichtlich des Namens hierzulande abgeschafft wurde. Bis dahin gab der Mann nach der Hochzeit automatisch seinen Namen an die Ehefrau und die Kinder weiter. Seit 2013 behält jeder Ehepartner seinen Geburtsnamen. Der einst gängige Doppelname ist abgeschafft, was damals als grosse Errungenschaft für die Gleichstellung galt. Nun jedoch soll er wiederkehren: Nach der Nationalratskommission hat sich auch die Kommission für Rechtsfragen des Ständerates (RK) für eine Wiedereinführung des Doppelnamens ausgesprochen.



Vor allem aber schafft die Wiedereinführung überraschende Koalitionen – wie jene zwischen SVP und Gleichstellungsbüro. So kämpft der SVP-Politiker Luzi Stamm für ein Comeback des Doppelnamens und erhält dabei ungeahnte Rückendeckung. Ausgerechnet die oberste Gleichstellungsbeauftragte der Schweiz, Sylvie Durrer, möchte ebenfalls eine Rückkehr des doppelten Namens. Sie unterstützt die Reform, die von der SVP in Gang gebracht wurde, vor allem aufgrund der Rückmeldung vieler Frauen: «Viele sind sich nicht bewusst, dass es den Doppelnamen nicht mehr gibt, und finden das unbefriedigend», zitiert die NZZ Durrer.

Hoffen auf mehr Wahlfreiheit

Setzten sich Feministinnen und eben auch das Eidgenössische Büro für Gleichstellung noch vor nicht einmal zehn Jahren energisch gegen den Doppelnamen ein, der die Frau zum Anhängsel des Mannes degradierte, wird nun die Statistik ins Feld geführt: 70 Prozent aller neu verheirateten Schweizerinnen verzichten vollständig auf ihren angestammten Namen und nehmen den des Mannes an. Umgekehrt gibt nur einer von 50 Männern den eigenen Namen auf – ein überaus seltener Fall also.



Deshalb, so zitiert die NZZ die Gleichstellungsbeauftragte, sei das Namensrecht «noch nicht bei der ganz richtigen Lösung» angelangt. Mit seiner Rückkehr würde der Doppelname dann auch für Männer möglich sein, was «zumindest die rechtliche Gleichstellung gewährleistet», so Durrer. Sie hofft bei einer Reform auf «mehr Wahlfreiheit». 

Auch die SVP, die die Einführung des Doppelnamens paradoxerweise ursprünglich ablehnte, weil ihrer Vorstellung nach alle Frauen den Namen des Mannes annehmen sollten, habe laut NZZ die Erfahrung gemacht, dass die Menschen den Doppelnamen vermissten. Das Problem werde vor allem Familien bewusst, zitiert die Zeitung Luzi Stamm: Viele seien enttäuscht, wenn sie realisierten, dass die Kinder anders als Mutter oder Vater heissen würden.

Rückschritt für die Gleichstellung?

Doch das Doppelnamen-Comeback kommt nicht überall gut an. Kritiker merken an, dass seine Rückkehr zu einem Rückschritt in Sachen Gleichstellung führen könnte; dann nämlich, wenn die Männer ihren Geburtsnamen behalten und nur die Frauen den Doppelnamen annehmen. Dieses Problem sieht auch Sutter, die davon ausgeht, «dass die Mehrzahl der Eheleute den Namen des Mannes als Familienname wählen würden».

Die oberste Schweizer Gleichstellungsbeauftragte hat daher laut NZZ noch weitere Ideen: So könnte man einen Familiennamen schaffen, der aus einem Doppelnamen besteht, in dem der Name der Frau immer an erster Stelle stehe. SVP-Mann Stamm lehnt diese Variante ab. Für ihn sei aber denkbar, dass beide einen Doppelnamen tragen und dabei ihren angestammten Namen zuerst nennen. Die Schweizer Namensgebung, sie bleibt kompliziert.

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