Klimawandel Das immer verrücktere Wetter lässt die Preise im Laden steigen

Monique Misteli

27.4.2023

Gut die Hälfte der importierten Olivenölmenge stammt aus Italien.
Gut die Hälfte der importierten Olivenölmenge stammt aus Italien.
Keystone

Extreme Wettersituationen, besonders in Südeuropa, beeinflussen die Ernte von Rohstoffen wie Olivenöl oder frischen Beeren. Das wirkt sich auch auf die Geldbeutel der Konsumenten aus.

Monique Misteli

27.4.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Trockenheit oder Starkregen: Die Wetterextreme in Spanien, Italien oder Griechenland haben sich verstärkt. 
  • Sie beeinflussen auch die Ernte und schliesslich den Preis von Produkten wie Olivenöl oder frischen Beeren, welche die Schweiz zu einem grossen Teil aus diesen Ländern importiert. 
  • Laut Experten tragen die knappen Ernteergebnisse zu höheren Preisen in den Läden bei – zumindest beim Olivenöl.

Des einen Freud ist des anderen Leid – so abgedroschen diese Phrase klingt, so treffend ist sie hier.

Während Freunde des Sommers in weiten Teilen Spaniens auf ihre Kosten kommen, leidet die Natur. Die angenehmen 20 Grad entlang der Atlantikküste oder die sommerlich heissen 33 Grad in Sevilla, wo bis Ende Monat sogar die 40-Grad-Marke fallen soll, haben auch Trockenheit zur Folge. So vermeldet die zuständige spanische Behörde, dass der April 2023 als trockenster Monat seit der Wetteraufzeichnung in die Statistik eingetragen wird. 

Selbst Olivenbäume kommen nicht mehr klar

Die Trockenheit wirkt sich auf die Landwirtschaft aus, und zwar auch bei Pflanzen, die eigentlich ziemlich robust sind. So kommen Olivenbäume zum Beispiel auch mit wenig Wasser recht gut zurecht. Doch selbst sie werfen deutlich weniger Früchte ab, wie das deutsche Magazin «Spiegel» schreibt. Und weil weniger geerntet wird, steigt am Ende der Preis für Olivenöl.

Gemäss dem Analyseunternehmen Minetec hat sich der Rohstoff Olivenöl um fast 60 Prozent verteuert und kostet demnach im Schnitt 5,40 Euro pro Kilogramm. Zwar sind die Erzeugerpreise in Spanien, Italien und Griechenland gemäss Daten der EU seit Anfang Jahr gleich geblieben. Sie liegen aber beispielsweise in Spanien fast 84 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt. Und wenn die Rohstoffpreise so in die Höhe schnellen, heisst das meist wenig Gutes für die Konsumentenpreise.

Für die Schweiz sind die Entwicklungen insofern relevant, als dass gemäss der Einfuhrstatistik des Bundesamtes für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) in den vergangenen fünf Jahren gut die Hälfte des importieten Olivenöls aus Italien, fast 30 Prozent aus Spanien und gut 10 Prozent aus Griechenland stammt. 

In der Tat: Gemäss dem jüngst publizierten Konsumentenpreisindex vom Vergleichsdienst Comparis hat sich Olivenöl im Detailhandel um fast 20 Prozent verteuert. 

Das gilt auch für frische Beeren, wie Erdbeeren oder Himbeeren, von denen sogar über 80 Prozent aus dem trockenheitsgeplagten Spanien in die Schweiz importiert werden. Zwar ist der Preisaufschlag nicht so hoch wie beim Olivenöl, mit 8,5 Prozent dennoch bemerkenswert.

Mannigfaltige Gründe für höhere Preise

Gestiegene Energie- und Produktionskosten, Inflation, verdeckte Margen von Detailhändlern (das werfen zumindest Konsumentenschützer teilweise Händlern vor) oder das Wetter – die Gründe für die erhöhten Preise sind mannigfaltig. 

Auf Anfrage von blue News sagen die Detailhändler, spüre man eine leichte Einschränkung in der Verfügbarkeit der Waren. Die Medienstelle von Aldi Schweiz etwa schreibt, dass man auf andere Lieferanten ausweichen könne und dementsprechend die gleichen Preise anbiete. 

Hingegen beim Olivenöl liegt es vor allem am Wetter im vergangenen Jahr, sagt Conrad Bölicke zum «Spiegel». Bölicke leitet das Olivenölprojekt Artefak, eine Genossenschaft von Olivenbäuerinnen und Olivenbauern in Spanien, Griechenland, Italien und Kroatien.

«Es gibt immer verrücktere Wettersituationen.»

Dass die Olivenernten nun im gesamten Mittelmeerraum schlecht sind und nicht nur lokal, sei neu, sagt er und macht ein Beispiel. Während in einigen Regionen die Olivenbäume erfroren sind, vertrockneten die Blüten auf der griechischen Insel Kreta. «Es gibt immer verrücktere Wettersituationen», sagt Bölicke.

Schon länger ist bekannt, dass der Klimawandel Extremwetterereignisse wie Hitzewellen oder Starkregen wahrscheinlicher macht. Aus der Klimakrise droht deshalb auch eine Lebensmittelkrise zu werden, warnt Bölicke.

Die Bäume würden mit zweieinhalb Monaten Trockenzeit im Sommer gut klarkommen, sagt Bölicke, aber bei mehr als drei werde es kritisch. Die Früchte können dann schrumpfen oder abfallen. Bölicke sorgt sich zudem über die zunehmende Wasserknappheit. Gleichzeitig habe es in Süditalien schon Regengüsse im Sommer gegeben, die halbe Olivenhaine weggespült hätten. «Was soll man da machen», fragt Bölicke rhetorisch und fügt an: «Als Erzeuger ist man völlig hilflos.»

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