Konzerte in der Pandemie2G bereitet nicht nur Nena Kopfzerbrechen
Von Gil Bieler
8.1.2022
An Konzerten gilt seit einigen Wochen 2G. Für Clubs und Festivals stellt sich die Frage, ob das rentiert – und ob gebuchte Musiker überhaupt noch auftreten. «Das kann knifflig werden», sagt auch der Chef des Zermatt Unplugged.
Von Gil Bieler
08.01.2022, 15:32
08.01.2022, 15:52
Gil Bieler
«The Show Must Go On», lautet ein bekanntes Motto der Unterhaltungsbranche. Doch seit den jüngsten Verschärfungen der Corona-Vorschriften im Dezember ist es für Konzertveranstalter einiges schwieriger geworden, die Show am Laufen zu halten.
Der Musikclub Kater in Zürich etwa lässt seine Türen wegen der neuen Vorschriften unter der Woche gänzlich geschlossen. Ein Barbetrieb mit 2G, Masken- und Sitzpflicht sei wirtschaftlich nicht rentabel. Auf Facebook lassen die Betreiber ihre Gäste zudem wissen: «Konzerte sind zudem unter 2G+ auch nicht realistisch durchführbar.»
Auch das MehSuff-Winterfestival, das an diesem Wochenende Fans von Metal-Musik ins Zürcher Dynamo lockt, findet nur in abgespeckter Form statt. Nach der Einführung von 2G+ strichen mehrere Bands ihre Auftritte. Darunter nicht nur internationale Acts, sondern auch Soldiers Bloodcraft aus Zürich. Mit 2G sei es ihr «nicht möglich in voller, geschweige denn Live-tauglicher Besatzung aufzutreten», schreibt die Band.
Das gilt für Konzerte in Innenräumen
Besucher*innen über 16 Jahren haben nur geimpft oder genesen Zutritt (2G).
Hinzu kommen eine Maskenpflicht sowie die Pflicht, Essen und Getränke im Sitzen zu konsumieren.
Wollen sich Veranstalter von diesen Auflagen befreien, können sie freiwillig auf 2G+ setzen. Das heisst: Für den Einlass braucht es zusätzlich einen negativen Corona-Test.
Auch wer in den letzten vier Monaten geimpft oder genesen ist, erfüllt die Vorgaben zu 2G+.
Die 2G-Vorschrift gilt vorerst bis zum 24. Januar – doch sie wirkt bereits jetzt darüber hinaus. Auch die Organisatoren des Festivals Zermatt Unplugged, das für April angesetzt ist, müssen sich dazu Gedanken machen.
Rätseln, was da kommen wird
«Mit 2G oder 2G+ könnten wir uns sicher arrangieren, aber es würde auf jeden Fall einen grossen Mehraufwand bedeuten», erklärt Rolf Furrer, Geschäftsführer des Zermatt Unplugged, im Gespräch mit blue News.
Der Grund: Das Festival findet jeweils nicht an einem einzigen Aufführungsort statt, sondern ist auf verschiedene Locations in Zermatt verstreut. Der Zutritt wird bereits seit einigen Jahren mittels eines elektronischen Bändels geregelt. «Wenn wir dann klären müssen, wie lange jemand schon geboostert ist oder wenn in Innenräumen andere Regeln gelten als in Aussenbereich, kann das knifflig werden», sagt Furrer.
Auch müsse geklärt werden, wie man mit Ticketkäufer*innen verfahre, wenn diese allenfalls ändernde Corona-Vorgaben nicht mehr erfüllen.
«Die grössten Probleme würden uns aber entstehen, wenn kurzfristig die Kapazitäten eingeschränkt oder die Abstandsregeln vergrössert werden», sagt Furrer. Gerade bei den Hauptkonzerten, bei denen das Publikum sitzt, sei der Handlungsspielraum beschränkt.
Zermatt-Gastspiele nicht von Tourneen abhängig
Dass viele Künstler*innen aus dem Ausland absagen, befürchtet er dagegen nicht: «Wir haben das Glück, dass die meisten Musiker*innen extra für unser Festival nach Zermatt kommen. Ihre Konzerte hängen also nicht von einer Tournee ab.» Einzelne Absagen könne es freilich dennoch geben.
Eine interessante Künstlerin im Line-up ist diesbezüglich Nena: Die deutsche Sängerin hatte ihre Tournee 2022 komplett abgesagt, weil sie mit den in ihrer Heimat geltenden Corona-Bestimmungen nicht einverstanden war. «Ich stehe zu meiner Aussage: Auf einem Nena-Konzert sind alle Menschen willkommen», schrieb die 61-Jährige auf Instagram.
Auch Rolf Furrer ist natürlich bekannt, wie die Sängerin tickt. Er sagt daher: «Mit Nena werden wir, wenn die geltenden Regeln einmal feststehen, sicherlich nochmals das Gespräch suchen müssen.»
Überstürzen könne man mit der Planung aber ohnehin nichts, das hätten ihn die vergangenen beiden Pandemie-Jahre gelehrt: «Wir müssen bis zum Schluss flexibel bleiben.»
Warum brauche ich einen Test für den Club, für das Restaurant aber nicht?
Seit dem 20. Dezember gilt 2G, teilweise aber auch 2G+: blue-News-Redaktorin Lia Pescatore erklärt im Video die wichtigsten Massnahmen, die der Bundesrat beschlossen hat.