ETH Lausanne machts vorLabor-Ratten suchen neues Zuhause
Von Gabriela Beck
30.5.2022
Anstatt Laborratten nach ihrem Einsatz einzuschläfern, sucht die ETH Lausanne für einige ihrer Versuchstiere ein neues Zuhause bei privaten Haltern. Das Konzept könnte Schule machen.
Von Gabriela Beck
30.05.2022, 17:31
Ratten sind wegen ihrer hohen Intelligenz und Neugier beliebte Versuchstiere vor allem bei Verhaltensexperimenten. Die meisten von ihnen werden in speziellen Institutsbereichen geboren und aufgezogen und kennen nur das Leben im Labor. Am Ende ihrer Laufbahn werden sie eingeschläfert. Doch es geht auch anders.
Die ETH Lausanne hat mit dem Schweizer Tierschutz (STS) eine «Rehoming»-Vereinbarung geschlossen, um einigen ihrer Laborratten ein neues Zuhause in Privathaushalten zu vermitteln. Elf solcher Ratten, die nicht gentechnisch verändert worden sind, warten im Tierheim Rosel in Orpund bei Biel BE auf die Chance, ein neues Leben ausserhalb eines Labores zu führen. «Mehrheitlich handelt es sich bei den Ratten um Ausschuss, das heisst um Tiere, die nie zu experimentellen Zwecken eingesetzt wurden», präzisiert Carolin Strasser vom Tierheim Rosel im Gespräch dem Portal «20 Minuten».
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Gemäss der Vereinbarung spendet die ETH Lausanne dem STS Ratten, die gezüchtet oder für die Laborforschung verwendet wurden, aber nicht länger benötigt werden. Die EPFL übernimmt dabei die ersten 30 Tage auch einen Teil der Kosten für die Haltung. Der STS achtet nach Übergabe der Ratten darauf, dass die Tiere artgerecht eingewöhnt werden, und verpflichtet sich, Halter*innen zu finden, die für die langfristige Unterbringung und Versorgung der Ratten geeignet sind.
Rettung auch für Mäuse oder Zebrafische
Für die Westschweiz ist die Initiative einzigartig. Die ETH Lausanne ist allerdings nicht die erste Forschungsanstalt in der Schweiz, die ihre ehemaligen Labortiere an private Halter abgibt. Die Universität Zürich konnte seit 2018 bereits 300 Ratten vermitteln und somit vor dem Tod bewahren. In Frankreich ist die Praxis weit verbreitet.
Doch die Zürcher und Berner Ratten machen mit 9,5 Prozent aller Versuchstiere nur ein Bruchteil der jährlich getöteten Labortiere aus. Durch eine Ausweitung der Initiative könnten laut ETH Lausanne nicht nur Ratten, sondern beispielsweise auch Mäuse oder Zebrafische gerettet werden.