Bakterien in DuschenSchweizer Altersheime kämpfen mit Legionellen-Problem
Philipp Dahm
9.3.2024
In den Duschen von 11 von 17 untersuchten Basler Altenheimen wurde Legionella pneumophila gefunden, das die Legionärskrankheit auslösen kann. Auch St. Gallen, Zug und Zürich testen Betriebe regelmässig.
Philipp Dahm
09.03.2024, 00:00
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Legionella pneumophila in Dusch-Dämpfen kann die Legionärskrankheit auslösen. Vulnerable Gruppen sind besonders gefährdet.
Das Kantonale Laboratorium Basel hat in 11 von 17 Alters- und Pflegeheimen zum Teil «massiv» hohe Konzentrationen des Bakteriums entdeckt.
Die Kantonschemiker von St. Gallen, Zug und Zürich sagen unisono, dass es sich nicht um ein spezifisches Basler Problem handelt.
In St. Gallen haben nur 4 von 35 Betrieben entsprechende Inspektionen anstandslos bestanden.
Es ist das Bakterium, das die Legionärskrankheit auslöst. Doch wer Wasser trinkt, das mit Legionella pneumophila verseucht ist, bekommt nicht gleich eine schwere Lungenentzündung. Nur wenn beim Schlucken Tröpfchen in die Luftröhre kämen, könnte es gefährlich werden.
Die Ansteckung über Wasserdampf ist dagegen viel wahrscheinlicher: In Duschen ist das Bakterium deshalb besonders gefährlich – und noch potenter, wenn es auf vulnerable Gruppen wie Senioren trifft. In Basel ist das ein Problem: Das Kantonale Laboratorium hat 2023 in 11 von 17 untersuchten Alters- und Pflegeheimen Legionella pneumophila entdeckt.
In 8 der 11 Heime sei die Kontamination «massiv» gewesen, berichtet die «Basler Zeitung» – der Höchstwert sei also um das Zehnfache übertroffen worden. Im Vorjahr sei sogar ein Drittel mehr Duschen beanstandet worden. Sind Senioren in Basel nun besonders gefährdet?
«Legionellen können überall vorkommen. Es handelt sich dabei nicht um ein spezifisches ‹Basler Problem› und ebenso wenig um ein spezifisches Problem der Altersheime», verneint Mattias Fricker, Kantonschemiker von Zug. Auch sein Kanton untersuche «gemäss gesetzlichem Auftrag Legionellen in öffentlichen Duschen, unter anderem auch in Altersheimen».
Regelmässige Kontrollen in Zug und Zürich
Die dabei gemessenen Überschreitungen von Legionella pneumophila seien im Duschwasser im Kanton Zug «tiefer als jene im Kanton Basel-Stadt. Bezüglich Nachkontrolle kommen wir auf dieselben Schlussfolgerungen: Dank der Kontrollen und Nachkontrollen entsprechen die beprobten Duschen heute den gesetzlichen Anforderungen.»
In einigen Fällen seien jedoch «andauernde Massnahmen nötig, um die Legionellen-Konzentration im Duschwasser unter dem gesetzlichen Höchstwert halten zu können».
Frickers Zürcher Kollege stösst ins selbe Horn: «Legionellen sind kein spezifisches Basler Problem», schreibt Kantonschemiker Martin Brunner. «Auch das Kantonale Labor Zürich führte in den vergangenen Jahren entsprechende Kontrollen durch. Bei Höchstwertüberschreitungen wurden die betroffenen Betriebe aufgefordert, den Missstand umgehend zu korrigieren und die Bewohner vor einer Ansteckung zu schützen.»
St. Gallen: Nur 4 von 35 Betrieben bestehen Inspektion
Welche Massnahmen Zürcher Betriebe ergreifen müsste, hänge «von der jeweiligen Situation und dem Ausmass der Belastung» ab. Diese würden auch in diesem Jahr überprüft. Dank der Kontrollen seien die Einrichtungen aber sensibilisiert, so Brunner.
Auch der stellvertretende Kantonschemiker von St. Gallen betont, dass Infektionen mit Legionella pneumophila «kein spezifisches, in Basler Altenheimen auftretendes Problem» seien. «Das Auftreten in Warmwasser-Versorgungen ist häufig mit veralteten oder selten genutzten Hausinstallationen, aber auch mit industriellen Anlagen assoziiert», schreibt Klaus Luczynski auf blue News-Nachfrage.
Sein Amt untersuche regelmässig auch nach Hinweisen «Duschanlagen in Badebetrieben, Heimen, Nächtigungsbetrieben oder anderweitig zugänglichen Duschanlagen». 2023 habe die Behörde in Alters- und Pflegeheimen 35 Inspektionen durchgeführt. «Dabei mussten in 31 Betrieben Verbesserungsmassnahmen verfügt werden.»