Biontech/Pfizer London will schon nächste Woche impfen – Schweiz will noch mehr Daten

dpa/gbi

2.12.2020

In der Schweiz fehlen für eine Zulassung noch wichtige Daten – London dagegen erteilt dem Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer grünes Licht. Noch im Dezember sollen die ersten Briten geimpft werden.

Diese Meldung dürfte die Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff beflügeln: Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel hat eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des deutschen Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer erteilt. Bereits in der nächsten Woche soll der Impfstoff im Land erhältlich sein, teilte die Regierung am Mittwoch in London mit.

«Die Hilfe ist auf dem Weg», schrieb Gesundheitsminister Matt Hancock auf dem Kurznachrichtendienst. Es ist die erste Zulassung für den Impfstoff BNT162b2 weltweit. Premierminister Boris Johnson wollte sich am Abend noch vor den Medien zu dem Thema äussern. 

China und Russland impfen schon seit einiger Zeit bestimmte Bevölkerungsgruppen. In der Schweiz – wie auch in den meisten anderen Ländern – steht dagegen noch kein Impfstoff für die breite Anwendung zur Verfügung. Der Stand der Dinge in dieser Frage war das Hauptthema an der Medienkonferenz der Fachexperten des Bundes von Dienstag.

Erste Zulassung weltweit: Die Forscher von Biontech und Pfizer haben einen wichtigen Meilenstein erreicht. 
Erste Zulassung weltweit: Die Forscher von Biontech und Pfizer haben einen wichtigen Meilenstein erreicht. 
Bild: EPA/Biontech SE

Zwar liegen der Zulassungsbehörde Swissmedic Impfstoffe verschiedener Hersteller zur Prüfung vor, doch eine Zulassung könne man noch nicht erteilen. Es fehlten noch entscheidende Daten zur Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität, erklärte Claus Bolte von Swissmedic. Rasch Zugang zu einem Impfstoff zu erhalten, sei wichtig, dürfe aber nicht auf Kosten der Sorgfalt gehen. Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit zeigte gleichwohl Verständnis, dass ein Impfstoff «mit grosser Ungeduld» erwartet werde.

Nebst dem Zulassungsgesuch von Pfizer/Biontech prüft die Swissmedic seit Oktober auch Mittel von Moderna und Astrazeneca. Dabei wird das sogenannte rollende Verfahren angewendet – wie dieses funktioniert, erklärte Claus Bolte von Swissmedic gegenüber «blue News» früher im Jahr – nachzusehen im Video unten.

Im Kampf gegen Covid-19: Können neue Impftechnologien unsere DNA mutieren lassen?

Im Kampf gegen Covid-19: Können neue Impftechnologien unsere DNA mutieren lassen?

Auf der ganzen Welt wird nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus geforscht. Aber wie sicher sind neu entwickelte Vakzine eigentlich? «blue News» hat bei einem Experten nachgefragt.

25.10.2020

Biontech und Pfizer betonten, dass ihr Impfstoff auf Basis von Daten aus einer grossen klinischen Studie mit Zehntausenden Probanden zugelassen wurde. Die ersten Lieferungen sollen schon in wenigen Tagen im Vereinigten Königreich eintreffen, bestätigten Biontech und Pfizer.

Die Unternehmen haben demnach mit Grossbritannien eine Lieferung von insgesamt 40 Millionen Impfstoffdosen für Dezember und im kommenden Jahr getroffen. «Die erste Notfallzulassung für einen Covid-19-Impfstoff ist ein bahnbrechender wissenschaftlicher Meilenstein», hiess es von den Unternehmen.

EU gibt ebenfalls Gas

Für die EU will die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema noch im Dezember über eine Zulassungsempfehlung für den Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer entscheiden. Bis spätestens 29. Dezember soll ein Ergebnis der Prüfung vorliegen, teilte die Agentur am Dienstag mit. Deutschland und die EU haben bereits einen Rahmenvertrag über den Kauf von bis zu 300 Millionen Dosen des Impfstoffs abgeschlossen.

Für den Biontech/Pfizer-Impfstoff ergaben umfangreiche Testreihen nach Angaben der Unternehmen eine Wirksamkeit, die einen 95-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19 bietet. Das Vakzin funktioniere über alle Altersgruppen und andere demografische Unterschiede hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten Nebenwirkungen, teilten die Firmen mit.

Der Impfschutz bei Menschen, die über 65 Jahre alt sind, liege bei über 94 Prozent. Diese positiven Ergebnisse beziehen sich auf den Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung. Inwiefern das Vakzin auch vor der Infektion und einer möglichen Weitergabe des Virus schützt, ist noch nicht klar.

Pandemie trifft die Briten mit voller Härte

Grossbritannien ist besonders stark von der Pandemie getroffen und viele der chronisch unterfinanzierten Spitäler haben schon ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind fast 60'000 Menschen im Vereinigten Königreich bereits an Covid-19 gestorben. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet. Premier Boris Johnson – der selbst ebenfalls am Coronavirus erkrankt war – wird vorgeworfen, zu spät und unzureichend auf die Krise reagiert zu haben.

Für den Impfstart stehen 50 Spitäler sowie auch Impfzentren bereit. Mit den 40 Millionen Impfstoffdosen können 20 Millionen Menschen geschützt werden – das Mittel muss zweimal verabreicht werden. Grossbritannien hat knapp 67 Millionen Einwohner. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums hilft das Militär bei der Logistik.

Der britische Premierminister Boris Johnson verlässt seinen Amtssitz in London. 
Der britische Premierminister Boris Johnson verlässt seinen Amtssitz in London. 
EPA/Neil Hall
Zurück zur Startseite