40 Jahre nach Schreckensregime «Todesflug»-Maschine kehrt nach Argentinien zurück

dpa/aru

27.6.2023

In Buenos Aires bereiten sich Piloten darauf vor, eines der Flugzeuge zu transportieren, die bei den «Todesflügen» während der letzten Militärdiktatur Argentiniens eingesetzt wurden.
In Buenos Aires bereiten sich Piloten darauf vor, eines der Flugzeuge zu transportieren, die bei den «Todesflügen» während der letzten Militärdiktatur Argentiniens eingesetzt wurden.
Victor R. Caivano/AP

Kritiker*innen des Regimes wurden gefesselt und lebendig in einen Fluss geworden. Eine der Maschinen, von der aus diese Morde begangen wurden, ist nun wieder zurück in Argentinien.

dpa/aru

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein für die berüchtigten Todesflüge verwendetes Flugzeug wurde 40 Jahre nach Ende der Militärdiktatur zurück nach Argentinien gebracht.
  • Die Maschine ist eine Skyvan PA-51.
  • Während der Militärdiktatur verschwanden bis zu 30'000 Regierungs-Kritiker*innen.

40 Jahre nach dem Ende der Militärdiktatur in Argentinien ist ein für die berüchtigten «Todesflüge» genutztes Flugzeug in das südamerikanische Land zurückgebracht worden.

Die Maschine vom Typ Skyvan PA-51 wurde am Montag auf dem militärischen Teil des Stadtflughafens von Buenos Aires präsentiert. Aus ihrem Laderaum waren während der Militärdiktatur Menschen lebend in den Río de la Plata geworfen und so dem sicheren Tod überlassen worden.

Die Frachtmaschine soll künftig im Museum exEsma zu sehen sein. Die frühere Mechaniker-Schule der Marine war während der Militärdiktatur (1976–1983) ein Geheimgefängnis, in dem nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen über 4000 entführte Oppositionelle gefoltert und ermordet wurden.

Auch in Geheimgefängnissen wurden Morde begangen

Während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 verschwanden nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen bis zu 30'000 Regierungsgegner, linke Aktivisten, Gewerkschafter und Studenten. Im Kampf gegen vermeintliche kommunistische Umtriebe töteten Sicherheitskräfte zahlreiche Menschen in Geheimgefängnissen. Unter anderem liessen die Militärs Regierungsgegner betäuben und gefesselt von Flugzeugen aus in den Río de la Plata werfen.

Von dem nun aus den USA nach Argentinien zurückgebrachten Flugzeug wurden 1977 zwölf Menschen in den Fluss geworfen, darunter drei Gründungsmitglieder der Menschenrechtsorganisation «Mütter der Plaza de Mayo» und zwei französische Nonnen. Im vergangenen Jahr wurden vier ehemalige Militärs wegen der «Todesflüge» zu lebenslanger Haft verurteilt.

Die «Mütter der Plaza de Mayo» lehnten die Rückführung des Flugzeugs ab. Die Gruppe war 1977 von Frauen gegründet worden, deren Kinder während der Militärdiktatur verschleppt worden waren. Jeden Donnerstag demonstrierten sie mit weissen Kopftüchern auf dem Platz vor dem Regierungspalast im Zentrum von Buenos Aires und forderten Aufklärung über das Schicksal ihrer Kinder.

Aktivistinnen-Gruppe war gegen die Rückführung

«Die Mütter lehnen es ab, dass das Flugzeug, aus dem unsere drei Genossinnen nach ihrer Entführung durch die Diktatur lebendig ins Wasser geworfen wurden, aus den USA zurückgebracht und in der ehemaligen Esma ausgestellt wird», hiess es in einer Stellungnahme der Gruppe. «Anstatt es als Trophäe der Erinnerung auszustellen, wollen wir, dass sein Eisen eingeschmolzen und zu einem riesigen weissen Kopftuch verarbeitet wird, um unseren Kampf zu ehren. Wir Mütter waren schon immer dagegen, aus dem Tod eine Show zu machen.»