Neue Studie zeigt 700 Schweizer*innen sterben pro Jahr an Medi-Nebenwirkungen

tchs

21.9.2023

Eine aktuelle Studie zeigt: Nebenwirkungen sorgen jährlich für rund 32’000 Spital-Einweisungen. (Symbolbild)
Eine aktuelle Studie zeigt: Nebenwirkungen sorgen jährlich für rund 32’000 Spital-Einweisungen. (Symbolbild)
Bild: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa

Wie eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, werden in der Schweiz wegen Nebenwirkungen von Medikamenten jedes Jahr etwa 32’000 Menschen ins Spital eingeliefert. Gemeldet werden die Fälle kaum.

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  • Etwa 32’000 Personen wurden zwischen 2012 und 2019 in der Schweiz jährlich aufgrund von Medikamenten-Nebenwirkungen ins Spital eingeliefert.
  • Davon verstarben 700 Menschen, etwa 2,2 Prozent.
  • Dies besagt eine gemeinsame Studie der Unis Luzern und Zürich, des Universitätsspitals Zürich sowie Swissmedic.
  • Der Studienleiter weist auf die Bedeutung der Meldung solcher Fälle hin.

Erstmals liefert eine Untersuchung diesbezüglich Antworten: Insgesamt 32’000 Menschen mussten zwischen 2012 und 2019 aufgrund von Medikamenten-Nebenwirkungen ins Spital eingewiesen werden. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Universitäten Luzern (Unilu) und Zürich sowie des Universitätsspitals Zürich und Swissmedic. Wie die Studie weiter zeigt, verstarben 2,2 Prozent der wegen Nebenwirkungen eingewiesenen Patient*innen im Spital: Das entspricht rund 700 Toten im Jahr.

Innerhalb des achtjährigen Untersuchungszeitraums sorgten unerwünschte Arzneimittelwirkungen für 2,3 Prozent aller Spitaleinweisungen. Dabei spielt auch das fortgeschrittene Alter eine Rolle: Knapp die Hälfte aller eingewiesenen Personen – genauer: 46,9 Prozent – war über 65 Jahre alt.

Was sind die häufigsten Nebenwirkungen?

Die häufigsten festgestellten Nebenwirkungen betrafen das Verdauungssystem, etwa Magen-Darm-Entzündungen, das Urogenitalsystem – dazu zählt beispielsweise akutes Nierenversagen – sowie den mentalen- beziehungsweise Verhaltens-Zustand. Zu letzterem zählt man beispielsweise Opiatabhängigkeit.

Wie die Unilu am Donnerstag mitteilte, wurden lediglich rund fünf Prozent der Einweisungen aufgrund von Medikamenten-Nebenwirkungen wirklich bei der Arzneimittelbehörde Swissmedic angegeben. Und das, obwohl eine gesetzliche Meldepflicht herrscht. Rund zwölf Prozent der Todesfälle wurden Swissmedic gemeldet.

Darum sind die Meldungen so wichtig

In einer entsprechenden Mitteilung unterstrich Studienleiter Patrick Beeler die Bedeutung der Meldungen. So würden die meisten zuvor unbekannten oder unzureichend beschriebenen Risiken auf diesem Wege entdeckt. Für Beeler sind Meldungen trotz anderer verfügbarer Datenquellen der wichtigste Grundpfeiler der Arzneimittelsicherheit.

Warum dennoch nicht mehr Fälle gemeldet werden? Beeler verweist auf eine Umfrage aus Deutschland. Dort wurden unter anderem Unwissenheit über die Meldepflicht, Aufwand oder Datenschutz-Bedenken als Gründe angegeben. Allerdings ordnet der Studienleiter auch ein, dass die Melderaten im Vergleich zur Anzahl der Hospitalisierungen gering scheinen mögen, im internationalen Bereich jedoch im oberen Bereich liegen. Hier wird die Melderate zwischen 0,6 und 4,7 Prozent geschätzt.