Unternehmer beklagt «Abzocke» Metzger soll 17'000 Franken zahlen, weil er weniger Strom verbraucht hat

Red.

27.3.2024

Obwohl ein Schweizer Unternehmer viel Geld in erneuerbare Energien steckte, ist er seinem Stromanbieter nun mehr als 17'000 Franken schuldig.
Obwohl ein Schweizer Unternehmer viel Geld in erneuerbare Energien steckte, ist er seinem Stromanbieter nun mehr als 17'000 Franken schuldig.
Bild: Keystone/Christian Beutler

Rote Zahlen trotz grünem Strom: Dem Metzger Claudio Stauffer flattert eine Rechnung über 17'000 Franken ins Haus – weil er zu wenig Strom verbraucht hat. Der Stromanbieter besteht auf seiner Forderung.

Sven Ziegler

27.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Böse Überraschung im Briefkasten: Der Schweizer Unternehmer Claudio Stauffer muss seinem Stromanbieter 17'000 Franken zahlen.
  • Dabei hat der Metzger aus Kernenried BE den Strom, der ihm in Rechnung gestellt wird, gar nicht verbraucht.
  • Grund für die hohe Rechnung sind Schwankungen beim Strompreis infolge des Ukraine-Krieges. Stauffer sieht sich dennoch hinters Licht geführt – erst recht, weil er extra in erneuerbare Energien investierte.

Metzger und Unternehmer Claudio Stauffer hat von seinem Stromanbieter eine gigantische Rechnung erhalten. 17'000 Franken soll Stauffer bezahlen – für Strom, den er gar nicht bezogen hat. «Ich hätte den ganzen Winter über meinen Garten heizen können, die Stromrechnung wäre gleich hoch gewesen», beklagt Stauffer.

Grund für die grosse Rechnung ist seine neue Solaranlage, berichtet er dem «Blick». Mit dieser Anlage und diversen weiteren Massnahmen habe er seinen Stromverbrauch um mehr als die Hälfte gesenkt. Nachhaltigkeit liege ihm schliesslich am Herzen.

Doch der Mann aus Kernenried BE hatte beim Timing Pech. Er baute seine Solaranlage im Herbst nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Damals spielten die Strompreise noch verrückt. Stauffers Stromrechnung vervielfachte sich laut dem «Blick» von 7 Rappen pro Kilowattstunde auf über 60 Rappen.

Unternehmer investiert 200'000 Franken in grünen Strom

«Die Preiserhöhung war zwar schmerzhaft, aber wir konnten sie irgendwie auffangen. Nicht zuletzt dank unserer Investitionen», weist Stauffer in diesem Zusammenhang auf die Aufrüstung seiner erneuerbaren Energien hin, für die er 200'000 Franken hinblätterte.

Stauffers Kalkül: Sein grüner Solarstrom bewahrt ihn vor roten Zahlen infolge der Preiserhöhungen. Deshalb akzeptiert er die Bedingungen des Anbieters Elektra Jegenstorf. «Zu diesem Zeitpunkt war der Strom bereits eingekauft, ohne Vermerk zu Mehr- oder Minderbezügen», erinnert er sich an den August 2022 zurück. Aus Mangel an Alternativen und unter Zeitdruck sagt Stauffer zu, die Unterschrift unter den Vertrag setzt er aber erst im Oktober 2022.

In der Zwischenzeit, im September, vermeldet der Metzger gegenüber Elektra die Inbetriebnahme seiner PV-Anlage – inklusive seiner Erwartungen, er würde seinen Stromverbrauch damit 2023 um die Hälfte reduzieren: auf unter 50'000 kWh. «Da ich die Elektra über meine künftige Stromproduktion informiert hatte, dachte ich, die Zahlen seien inklusive meiner eigenen Stromproduktion zu verstehen», erklärt er.

Metzger leidet unter Preisentwicklung

Doch die Preisentwicklung entwickelt sich nicht zu Stauffers Gunsten. Zwar fällt der Strompreis zwischen 2023 und 2024, beziehen muss er die zu alten und teuren Preisen reservierte Strommenge trotzdem. Problem: Die überschüssige Strommenge infolge der Einsparungen dank Stauffers nachgerüsteter PV-Anlagen veräussert die Elektra zwar wieder auf dem Markt, aber zu deutlich niedrigeren Preisen.

Dadurch entsteht ein Gefälle von mehr als 17'000 Franken, die die Elektra nun von Stauffer einfordert. «Da hat es mir den Deckel gelupft», wirft er dem Unternehmen vor, ihn nicht über die Folgen des Mehr- oder Minderbezugs informiert zu haben. Stauffer selbst dagegen habe fein säuberlich berechnete Zahlen über seinen erwarteten Verbrauch der Elektra gemeldet, ebenso wie die Inbetriebnahme der PV-Anlage.

Elektra weist Vorwürfe zurück

Bei der Elektra weist man auf Anfrage von «Blick» die Anschuldigungen zurück. «Der Kunde hat uns erst fünf Wochen nach seinem Vertragsabschluss über den Bau seiner PV-Anlage und die damit verbundene Mengenreduktion informiert», heisst es. Der Kauf der vereinbarten Strommenge sei aber bereits unmittelbar nach der Zusage erfolgt. Das sei «gängige Praxis».

Verständnis hat Claudio Stauffer dafür nicht. Unterzeichnet sei der Vertrag schliesslich erst im Oktober 2022 worden. «Wenn man nach drei Generationen Kundentreue derart abgezockt wird, ist das frustrierend!», klagt er. «Nie hätte ich gedacht, dass mich mein Engagement für Nachhaltigkeit derart teuer zu stehen kommt!» Das letzte Wort in dem Streit scheint derweil noch nicht gesprochen, weigert sich der Unternehmer doch beharrlich, die Rechnung zu begleichen.