Tarife für 2024 veröffentlicht Hier steigen die Strompreise am stärksten

tgab

31.8.2023

Als Hauptgrund für die Erhöhung haben die Versorger die Einführung der Winterreserve durch den Bundesrat ausgemacht. (Archiv)
Als Hauptgrund für die Erhöhung haben die Versorger die Einführung der Winterreserve durch den Bundesrat ausgemacht. (Archiv)
Bild: Gaetan Bally/Keystone

Anfang September wird offiziell bekannt gegeben, wie stark die Strompreise 2024 steigen. Erste Kantone haben ihre Tarife bereits publik gemacht – mit teils drastischen Erhöhungen von bis zu 40 Prozent.

tgab

31.8.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Eidgenössische Elektrizitätskommission Elcom geht am 5. September mit den neuen Stromtarifen für 2024 an die Öffentlichkeit.
  • Doch viele Versorger machen die neuen Strompreise für das kommende Jahr bereits publik. 
  • Besonders drastisch fällt die Erhöhung im Kanton Aargau aus: plus 38 Prozent.
  • Als Hauptgrund für die Erhöhungen haben die Versorger die Einführung der Winterreserve ausgemacht, die der Bundesrat zur Vorbeugung einer Strommangellage im Winter geschaffen hat.

Dieser Artikel wurde zuletzt am 31.08 um 16.24 Uhr umfassend ergänzt.

Obwohl Strom bereits in diesem Jahr im Schnitt um 27 Prozent teurer wurde, wollen die Versorger für das kommende Jahr die Strompreise schweizweit durchschnittlich um weitere 12 Prozent anheben. Das ergab eine Umfrage des Verbands der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen im Juni 2023 bei den Stromversorgern.

Genaues weiss man erst nach der offiziellen Tarif-Bekanntgabe am 5. September, doch die ersten Kantone machten die neuen Strompreise für 2024 bereits publik – mit der einen oder anderen bösen Überraschung für die Verbraucher.

Erhöhungen im Kanton Bern

Am Donnerstag machten sowohl die BKW, als auch Energie Wasser Bern sowie die Energie Thun AG ihre Preise für das kommende Jahr publik. Demnach zahlen bei der BKW Abnehmer in einer Fünfzimmerwohnung 216 Franken mehr pro Jahr. Die Preise mit nunmehr 30 Rappen pro Kilowattstunde im Schweizer Mittelfeld. BKW versorgt rund eine Million Menschen mit Strom

Energie Wasser Bern erhöht ebenso die Preise, auf fast das gleiche Niveau. Die Stromtarife für Privathaushalte steigen laut Medienmitteilung auf durchschnittlich 29,90 Rappen pro Kilowattstunde.

Die Energie Thun AG teilte mit, der Strompreis in einer Vierzimmer-Wohnung mit Elektroherd und -boiler, einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden und mit Standardprodukt «Blaustrom» steige 2024 um 7,28 Rappen pro Kilowattstunde.

Die Erhöhung mache Mehrkosten von 25,25 Franken pro Monat und somit also von etwa 300 Franken pro Jahr aus. Vor allem wegen hoher Strompreise am Markt erhöhe das Unternehmen die Tarife. Die Energie Thun AG hat Rückstellungen aufgelöst, um den Preisanstieg zu dämpfen.

Saftiger Preisanstieg in Solothurn

Die Kund*innen von Region Energie im Kanton Solothurn haben in diesem Jahr bereits eine kräftige Erhöhung ihrer Tarife hinnehmen müssen. Nun kommt eine weitere hinzu: Der Versorger teilt mit, den Strompreis für 2024 um durchschnittlich 29,7 Prozent anzuheben. 

Regio Energie begründet den Schritt insbesondere mit gestiegenen Beschaffungspreisen.

Zürcher müssen mehr für Strom zahlen

Auch die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) verkünden ihre neuen Tarife für 2024 . Demnach müssen diese aufgrund «stark gestiegener Stromeinkaufspreise» angepasst werden.« Durchschnittlich steigen die Stromtarife für einen Dreipersonenhaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 2500 Kilowattstunden (kWh) um 22 Franken pro Monat», heisst es in der Mitteilung.

Anhebung in Genf

Wie die Genfer Industriedienste (SIG) mitteilen, steigen die Tarife 2024 im Kanton Genf durchschnittlich um 18 Prozent, was einer Mehrbelastung für einen durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt um 6 Franken je Monat gleichkommt.

Starker Anstieg im Kanton Schaffhausen

Ein Haushalt mit vier Personen muss 2024 im Kanton Schaffhausen durchschnittlich 276 Franken im Jahr mehr für Strom bezahlen. Dies teilte das Elektrizitätswerk des Kantons Schaffhausen (EKS) ebenso am Donnerstag mit. EKS-Chef lässt sich in der Mitteilung wie folgt zitieren: «EKS verdient trotz der steigenden Strompreise nicht mehr an diesem Geschäft, im Gegenteil, der Regulator hat bestimmt, dass der regulatorisch erlaubte Gewinn pro Zähler für Strom für alle Energieversorger reduziert werden soll. Sparen Sie Strom, denn jede Kilowattstunde zählt.»

Stabile Preise in Obwalden

Die Kund*innen des Elektrizitätswerks Obwalden (EWO) kommen indessen besser weg. Dort können die höheren externen Kosten durch tiefere Strompreise kompensiert werden. Damit bleiben die Preise der Grundversorgung 2024 bis auf die höhere Mehrwertsteuer stabil, teilte das EWO mit.

15,9 Prozent Aufschlag im Kanton Zug

Ein durchschnittlicher Vierpersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden muss im Kanton Zug pro Monat 17.50 Franken mehr zahlen, was einem Aufschlag von 15,9 Prozent entspricht.

Das Energieunternehmen WWZ AG begründete den Schritt in einer Medienmitteilung damit, dass es 80 Prozent des Stroms am Markt einkauft. Es habe deswegen 2022 teuren Strom für die Folgejahre beschaffen müssen.

Preisanstieg um rund 40 Prozent im Aargau

Besonders hart trifft es die Stromkund*innen im Aargau: Der Strompreis steigt um 38 Prozent. Ein durchschnittlicher Haushalt muss ab 1. Januar 2024 für Elektrizität monatlich rund 36 Franken mehr bezahlen, wie der Aargauer Energieversorger AEW bereits am vergangenen Mittwoch mitteilte. Das ist ein Aufschlag von 432 Franken im Jahr.

Trotz bedeutender Eigenproduktion, wie hier im Wasserkraftwerk Bremgarten-Zufikon an der Reuss, muss die AEW Energie AG die Strompreise 2024 erneut erhöhen.
Trotz bedeutender Eigenproduktion, wie hier im Wasserkraftwerk Bremgarten-Zufikon an der Reuss, muss die AEW Energie AG die Strompreise 2024 erneut erhöhen.
Bild: Keystone

Bereits 2023 waren die Strompreise im Aargau um rund 25 Prozent angestiegen. Grund für die Preiserhöhung sind höhere Beschaffungskosten und zusätzliche Abgaben. Die Netznutzungskosten im Verteilnetz werden per 2024 steigen und die nationale Netzgesellschaft Swissgrid erhöht ihre Tarife für die Systemdienstleistungen.

Ab 1. Januar 2024 bezahlen die Stromkunden darüber hinaus die Kosten für die Stromreserve des Bundes in Höhe von 1,20 Rappen pro Kilowattstunde. Dies führt zu einer gesamthaften Erhöhung der Netznutzung und Abgaben von rund 11 Franken pro Monat und Haushalt. Ein Durchschnittshaushalt zahlt nächstes Jahr 34,82 Rappen pro Kilowattstunde, gegenüber 25,13 Rappen aktuell. Das sind gut 38 Prozent mehr.

Industrielle Werke Basel erhöhen Strompreise um etwa 7 Prozent

Auch im Kanton Basel-Stadt wird der Strom erneut teurer. Kund*innen der Industriellen Werke Basel (IWB) müssen ab 2024 durchschnittlich 7 Prozent mehr bezahlen als bisher. Bereits per Anfang 2023 hatten die IWB die Stromkosten um 12 bis 15 Prozent erhöht.

Für einen 2-Zimmer-Haushalt in der Grundversorgung bedeutet die Erhöhung gemäss Communiqué der IWB Mehrkosten von etwa 36 Franken pro Jahr. Grössere Haushalte mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4500 Kilowattstunden müssen mit Mehrkosten von 102 Franken rechnen.

Ebenfalls um 7 Prozent erhöht Repower die Tarife für seine rund 48'000 bedienten Bündner Haushalte in der Grundversorgung. Das Zuger Energie- und Wasserversorgungsunternehmen WWZ kündigte dieser Tage ebenfalls eine Strompreiserhöhung an, ohne genauere Angaben zu machen.

Hohe Handelspreise und historische Trockenheit

Gründe für die erneuten Preissteigerungen gibt es mehrere. Die Strompreise an den europäischen Energiehandelsplätzen erreichten in der zweiten Jahreshälfte 2022 nie gesehene Höchstwerte, was sich auch auf die Strompreise für 2024 auswirkt. Trotz längerfristiger Beschaffung und eines hohen Anteils an Eigenproduktion kann der Einfluss der stark gestiegenen Energiemarktpreise nur teilweise abgefedert werden.

Die Trockenheit im Sommer 2022 führte ausserdem dazu, dass Schweizer Wasserkraftwerke weniger Strom lieferten, was sich auf die Grosshandelspreise auswirkte. Als Hauptgrund für die Erhöhung haben die Versorger jedoch die Einführung der Winterreserve ausgemacht, die der Bundesrat zur Vorbeugung einer Strommangellage im Winter geschaffen hat.

Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

«Es kann sein, dass Stromversorger profitieren»

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