Kampfjet im Ruhestand Die letzte Schweizer Mirage hebt zum finalen Flug ab

SDA, smi

25.5.2023 - 13:16

Letzter Flug einer Mirage in Payerne VD

Letzter Flug einer Mirage in Payerne VD

Mit dem letzten Flug einer Mirage in Payerne VD verschwindet am Donnerstag das letzte physische Zeugnis der Mirage-Affäre nach fast 60 Jahren. 1964 setzte das Parlament wegen des Skandals die erste Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) ein. Im Zuge der Beschaffung war der französische Kampfjet Mirage-III unversehens vom Jagdflugzeug zum Jagdbomber mutiert. Die Kosten der zunächst bestellten 100 Mirage-III-Flugzeuge gerieten vollständig ausser Kontrolle. Der Bundesrat musste beim Parlament einen Nachtragskredit von knapp 580 Millionen Franken beantragen. Das liess die Beschaffungskosten auf über 1,4 Milliarden explodieren. In der Botschaft hatte die Landesregierung 1961 noch geschrieben, am Flieger seien lediglich noch geringe konstruktive Änderungen nötig. In der Parlamentsdebatte im Sommer 1964 explodierte parallel zu den Kosten die Empörung. National- und Ständerat fühlten sich hintergangen und traten nicht auf die Vorlage ein. Dafür stimmten sie für die Einsetzung einer PUK, welche unter der Ägide

25.05.2023

Der ehemalige Schweizer Kampfjet Mirage III hat am Donnerstag in Payerne VD seine letzten Flüge absolviert. Rund 60 dieser Flugzeuge hatte die Schweiz vor 60 Jahren erworben.

Keystone-SDA, SDA, smi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die letzte noch flugtaugliche Mirage der Schweizer Armee ist heute zu ihrem finalen Flug gestartet.
  • Die Schweizer Luftwaffe setzt die in den Sechzigerjahren beschafften Flugzeuge seit 2003 nicht mehr ein.
  • Der Kauf des französischen Jets führte zum «Mirage-Skandal». Die Kosten liefen massiv aus dem Ruder, die Armeespitze versuchte dies zu vertuschen. Schliesslich trat Bundesrat Chaudet zurück.

Heute Donnerstag ist die Mirage III mit dem Kennzeichen HB-RDF auf dem Militärstützpunkt Payerne zu ihren zwei letzten Flügen gestartet. Gesteuert hat sie der Neuenburger Pilot Thierry Goetschmann, Oberst im Ruhestand und ehemaliger Kommandant der Schweizer Luftwaffe. Als  Passagier ist der Freiburger Peter Egger an Bord gewesen, Präsident von Espace und ebenfalls ein ehemaliger Armeepilot.

Die Schweizer Armee verwendet den französischen Jet bereits seit 2003 nicht mehr. Der Verein Espace Passion ermöglichte es jedoch, ein Flugzeug flugtauglich zu erhalten. Die zweisitzige Mirage nahm seit 2008 an verschiedenen Flugshows teil. Zudem führte Espace Passion mit der Maschine jährlich rund 24 Passagierflüge durch. Ein Flug kostete 15'000 Franken.

Mirage-Skandal: Mehr Kosten für weniger Flugzeuge

Die Schweiz hatte die Mirage vor rund 60 Jahren beschafft. 1961 bewilligte das Parlament 871 Millionen Franken für den Kauf von 100 Flugzeugen dieses Typs. Die Kosten gerieten jedoch ausser Kontrolle und die Regierung musste einen zusätzlichen Kredit in Höhe von 576 Millionen Franken beantragen. Der Skandal führte zum Rücktritt des damaligen Verteidigungsministers Paul Chaudet.

Auch kaufte die Schweiz weniger Flieger als ursprünglich geplant. Schliesslich wurden bis 1970 57 Flugzeuge ausgeliefert. Insgesamt kaufte die Schweiz 61 Mirage-Flugzeuge. Davon gingen zehn im Laufe der Jahre durch Abstürze verloren.

Die Mirage bildete bis Ende der 1990er Jahre das Rückgrat der Schweizer Luftwaffe. Dort wurden sie als Abfangjäger und Aufklärungsflugzeug eingesetzt. Die letzten 16 Flugzeuge stellte die Armee 2003 ausser Dienst.