Betreibungen in Millionenhöhe Mobile Ärzte erhielten vor Konkurs monatelang keinen Lohn

dmu

13.6.2024

Die Mobilen Ärzte besuchen Patient*innen zu Hause, statt in einer Praxis zu empfangen.
Die Mobilen Ärzte besuchen Patient*innen zu Hause, statt in einer Praxis zu empfangen.
Symbolbild: Keystone

Die Mobile Ärzte AG hat bereits Monate vor dem Konkurs keine Löhne und Gelder an die AHV bezahlt. Das geht aus einem Betreibungsauszug hervor.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Bereits Monate vor dem Konkurs soll die Mobile Ärzte AG keine Löhne, AHV-Gelder und Quellensteuer mehr bezahlt haben.
  • Das zeigt ein Betreibungsregisterauszug, der SRF vorliegt.
  • Zahlreiche Angestellte warten noch immer auf ausstehende Gehälter.

Die Mobile Ärzte AG hat Mitte November 2023 Konkurs angemeldet. Die Firma hat aber bereits zuvor monatelang die Löhne nicht bezahlt, wie SRF berichtet. Auch Gelder an die AHV oder die Quellensteuer seien nicht überwiesen worden.

Die Arbeit habe ihr auch dann noch gefallen, als sie mehrere Monate auf ihren Lohn warten musste, erzählt eine betroffene Ärztin, die jahrelang für die Mobilen Ärzte tätig war. «Wenn wir Mediziner für unsere Patienten arbeiten, dann sind wir bei unseren Patienten, dann interessiert uns nichts anderes», wird sie zitiert. Allerdings: «In der Zeit zwischen den Einsätzen, da überlegt man sich dann schon, dass man eigentlich ganz schön blöd ist.»

Die Mobilen Ärzte

  • Die Mobilen Ärzte bieten medizinische Dienstleistungen vor Ort an: Statt die Patient*innen in einer Praxis zu empfangen, besuchen die Ärztinnen und Ärzte diese zu Hause. Nach dem Konkurs ist die Firma in der Zwischenzeit mit einem leicht abgeänderten Namen wieder in der Schweiz tätig. Um eine erneute Insolvenz zu verhindern, seien Anpassungen vorgenommen worden.

Weil sie trotz mehreren schriftlichen Ermahnungen den ausstehenden Lohn nicht erhalten habe, reichte die Ärztin eine Betreibung ein. Auch andere ehemalige Mitarbeitende hätten dies getan.

Betreibungen in Millionenhöhe

Auf einem Betreibungsregisterauszug der Mobilen Ärzte AG, der SRF vorliegt, sind zudem die Ausgleichskasse medisuisse und die Baselbieter Steuerverwaltung vertreten. Erstgenannte habe das AHV-Guthaben der angestellten Ärztinnen und Ärtze verwaltet.

Medisuisse beruft sich auf das Amtsgeheimnis. Ausgleichskassen handeln allerdings nach dem Legalitätsprinzip, da ein Betreibungsregisterauszug auch Schikane- oder Rachebetreibungen beinhalten kann. Sprich: Betreibungen werden nur eingeleitet, wenn Beiträge trotz Mahnung nicht bezahlt worden sind.

Die Betreibungen belaufen sich auf mehr als eineinhalb Millionen Franken. Damit hat die Mobile Ärzte AG Hunderttausende Franken an die AHV und die Quellensteuer ihrer Mitarbeitenden teils lange vor dem Konkurs nicht bezahlt.

Die Geschäftsleitung der Mobilen Ärzte will auf Anfrage von SRF keine Stellung zu den Vorwürfen nehmen. Sie könne zum laufenden Konkursverfahren keine Auskunft geben.