Wien-Anschlag Zwei Verhaftungen in Winterthur — Männer waren Behörden bekannt 

sda/gbi/toko

3.11.2020

Eine Spezialeinheit der Zürcher Kantonspolizei verhaftete am Dienstag in Winterthur zwei Männer, die eine Verbindung zu dem Attentäter von Wien haben könnten. (Symbolbild)
Eine Spezialeinheit der Zürcher Kantonspolizei verhaftete am Dienstag in Winterthur zwei Männer, die eine Verbindung zu dem Attentäter von Wien haben könnten. (Symbolbild)
Bild: Keystone/Gaetan Bally

Eine Spezialeinheit hat am Nachmittag in Winterthur einen 18- und einen 24-jährigen Schweizer verhaftet. Eine Verbindung zwischen mit dem Attentäter wird vermutet. Die beiden Männer waren den Behörden bekannt.

Eine Spezialeinheit der Polizei hat am Dienstagnachmittag in Winterthur einen 18- und einen 24-jährigen Schweizer verhaftet. Es wird eine Verbindung zwischen den Verhafteten und dem Attentäter vermutet, der am Montagabend in Wien einen Anschlag verübte.

Polizeiliche Ermittlungen hätten zur Identifizierung der beiden Männer geführt, teilte die Kantonspolizei Zürich am Dienstag mit. Die Spezialeinheit Diamant habe die beiden Personen in Abstimmung mit den österreichischen Behörden in Winterthur verhaften können.

Inwiefern es eine Verbindung zwischen ihnen und dem mutmasslichen Attentäter von Wien gab, sei Gegenstand laufender Abklärungen. Ziel sei die restlose Aufklärung einer möglichen Tatbeteiligung.

Die Zürcher Sicherheitsdirektion informierte zuvor über die Einsetzung des Einsatzstabs «Wien» der Kantonspolizei, der prüfen soll, ob es Bezüge der Taten von Wien zum Kanton Zürich gebe.

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) teilte am Abend auf Twitter mit, die beiden Verhafteten seien den Behörden aus Terrorismusverfahren der Bundesanwaltschaft bekannt. Der Informationsaustausch mit den österreichischen Behörden und allen nationalen Partnern laufe auf Hochtouren.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter (FDP) erklärte am Dienstagabend im Rahmen eines Podiumsgesprächs des «St. Galler Tagblatt», die beiden Verhafteten hätten sich mit dem Attentäter getroffen. Sie seien demnach «Kollegen» des Attentäters und bereits in Verfahren verwickelt.

Trauergottesdienst in Stephansdom

Am Abend haben Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften im Stephansdom der Opfer gedacht. Den ökumenischen Gottesdienst am Dienstagabend leitete Wiens Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn. Bundespräsident Alexander Van der Bellen nahm ebenso wie Bundeskanzler Sebastian Kurz und die weitere Staatsspitze an der Gedenkfeier teil. Aufgrund der verschärften Corona-Bestimmungen und strenger Sicherheitsregeln waren sonst nur wenige weitere Trauergäste anwesend.

Vertreter der Religionsgemeinschaften sprachen jeweils ein Gebet aus ihren Heiligen Schriften und zündeten Kerzen für die Toten der vergangenen Nacht. Am Boden lag ein Gesteck aus weissen Blumen. Die Einladung erfolgte im Namen aller Religionsgemeinschaften, um zu zeigen, dass diese Einheit «nicht zerstört werden darf und nicht zerstört werden kann», so Schönborn.

Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, verurteilte den islamistischen Anschlag als «abscheuliche Tat auf das Schärfste». Er ersuchte Allah in seinem Gebet, «die Trauer zur Hoffnung zu machen und die Welt zu einem Ort des sicheren Friedens».

Als Symbol für das Aufsteigen der Gebete und Fürbitten in den Himmel, wurde am Ende des Gottesdienstes Weihrauch angezündet. Beendet wurden die Trauerfeierlichkeiten, die live im ORF übertragen wurden, mit einem Segenslied.

IS reklamiert Anschlag für sich

Zuvor hat sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Anschlag für sich reklamiert. Ein «Soldat des Kalifats» habe die Attacke mit Schusswaffen und einem Messer verübt und in der österreichischen Hauptstadt rund 30 Menschen getötet oder verletzt, darunter auch Polizisten, teilte der IS am Dienstag auf seiner Plattform Naschir News mit.

Unter den vier Todesopfern des islamistischen Anschlags in Wien ist auch eine deutsche Staatsangehörige. «Wir haben jetzt die traurige Gewissheit», teilte Bundesaussenminister Heiko Maas am Dienstag in Berlin mit.

«Mit den Menschen in Wien und ganz Österreich verbindet uns die Trauer um die Opfer, aber auch die Entschlossenheit, Fanatismus und Terror mit aller Kraft entgegenzutreten», betonte Maas. «Wir müssen den Tätern jetzt klar zeigen: ihr werdet euer Ziel, die Spaltung unserer Gesellschaft, niemals erreichen.»

Nach Angaben des österreichischen Innenministeriums war der Täter ein vorbestrafter Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Österreichs Kanzler Sebastian Kurz sprach von einem Angriff, «der in Wahrheit uns allen gegolten hat», und sagte dem Islamismus den Kampf an.

14 Festnahmen in Österreich

Früher am Tag hatte die Polizei auch 14 Festnahmen in Österreich vermeldet. Der Täter von Wien hatte den Behördenangaben zufolge mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sympathisiert.

Der 20-jährige Mann hatte in der Wiener Innenstadt um sich geschossen und dabei mindestens vier Menschen getötet. Mehr als ein Dutzend weitere Personen wurden verletzt. Der Täter wurde von der Polizei erschossen. 



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