Bei einem tragischen Unglück im Zoo Zürich wird eine 55-jährige Tierpflegerin von einem Tiger angefallen und getötet. Experten erklären, warum man dem Tier keinen Vorwurf machen kann.
Der Angriff eines Tigers im Zoo Zürich, der einer Tierpflegerin am Samstag das Leben kostete, gibt Rätsel auf. Wie Samuel Furrer, Leiter der Fachstelle Wildtiere beim Schweizer Tierschutz, der «NZZ am Sonntag» sagte, gibt es im Zoo Zürich bei Grosskatzen seit Jahrzehnten keinen direkten Kontakt mehr zwischen Pflegern und Tieren.
«Der Angriff hat nichts mit einer falschen Haltung zu tun», entlastet Furrer den Zoo, bei dem er selbst einst arbeitete. Wenn sich ein Mensch ins Gehege begebe, sei der Tiger im Stall. Die Schleusen würden per Video überwacht.
Warum sich am Samstag Tier und Pflegerin gleichzeitig im Gehege befunden hätten, sei unerklärlich. Dem Tiger könne kein Vorwurf gemacht werden. Er habe eine normale Reaktion gezeigt: «Der Tiger folgte seinem Instinkt», wird Furrer zitiert.
Der deutsche Tierverhaltensforscher Immanuel Birmelin geht gemäss «NZZ am Sonntag» von einer Angstreaktion des Tigerweibchens Irina aus. Auf Anfrage der Zeitung habe er erklärt, dass sich das Tier sonst nicht so leicht wieder von seinem Opfer hätte weglocken lassen.
Polizei geht von Unfall aus und sucht Zeugen
Abklärungen von Staatsanwaltschaft und Polizei hätten in der Zwischenzeit ergeben, dass ein Arbeitsunfall im Vordergrund stehe, teilte die Stadtpolizei Zürich am Sonntagmittag mit. Aufgrund der angetroffenen Situation stehe ein Unfallgeschehen im Vordergrund.
Die Ermittlungen dazu würden auch am Sonntag weitergeführt, sagte die Polizeisprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Man suche unter den Zoobesuchern nach Zeugen des Vorfalls.
Der Unfallort respektive das Gehege sei von den Behörden noch nicht freigegeben worden, sagte die Sprecherin. Die Befragungen von Mitarbeitenden und Auskunftspersonen seien noch im Gange. Zu den Ermittlungen zählten wie allgemein bei einem solchen Vorfall etwa Befragungen des Personals wie auch die Auswertung allfälliger Videobilder.
Einschläferung kommt vorerst nicht in Frage
Aufgrund des tragischen Vorfalls vom Samstag bleibe der Zoo am heutigen Sonntag aus Pietätsgründen geschlossen, teilte der Zoo mit. «Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Mitarbeiterin», hiess es am Samstagabend auf Twitter.
Was mit dem Tier passiert, blieb zunächst unklar. Das Veterinäramt des Kantons Zürich wollte am Sonntag auf Anfrage keine Angaben machen. Zoodirektor Severin Dressen hatte am Samstag erklärt, dass sich die Frage nach einer Einschläferung vorerst nicht stelle, weil der Hergang des Vorfalls überhaupt nicht klar sei.
Das Tigerweibchen, das eine Pflegerin im Zoo Zürich tödlich verletzte, habe sich artgerecht verhalten, bestätigen Experten. (Symbolbild)
Die Amurtigerin Irina im Tigergehege des Zoo Zürich im Juli 2019. Am Samstag verletzte sie eine Tierpflegerin tödlich.
Zoo-Direktor Severin Dressen und Judith Hödl, Mediensprecherin der Stadtpolizei Zürich, am Samstag an der Medienkonferenz im Zoo Zürich zum Unfall im Tigergehege, wo eine Tierpflegerin von einem weiblichen Tiger angegriffen und tödlich verletzt wurde.
Tigerin tötet Tierpflegerin im Zoo Zürich
Das Tigerweibchen, das eine Pflegerin im Zoo Zürich tödlich verletzte, habe sich artgerecht verhalten, bestätigen Experten. (Symbolbild)
Die Amurtigerin Irina im Tigergehege des Zoo Zürich im Juli 2019. Am Samstag verletzte sie eine Tierpflegerin tödlich.
Zoo-Direktor Severin Dressen und Judith Hödl, Mediensprecherin der Stadtpolizei Zürich, am Samstag an der Medienkonferenz im Zoo Zürich zum Unfall im Tigergehege, wo eine Tierpflegerin von einem weiblichen Tiger angegriffen und tödlich verletzt wurde.
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