Nahrungsmittel Nestlé-Chef würde Schweiz auch bei Ja zu KOVI treu bleiben

SDA/twei

20.11.2020 - 16:12

Der CEO von Nestlé, Ulf Mark Schneider, denkt nicht an einen Abschied des Konzerns aus der Schweiz.
Der CEO von Nestlé, Ulf Mark Schneider, denkt nicht an einen Abschied des Konzerns aus der Schweiz.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron

Konzernverantwortungsinitiative (KOVI) hin oder her: Nestlé-Chef Ulf Mark Schneider will mit seinem Unternehmen in der Schweiz bleiben. An der KOVI äusserte Schneider trotzdem erneut harte Kritik.

Ulf Mark Schneider denkt nicht an einen Umzug. Auch wenn das Schweizer Stimmvolk am 29. November Ja sagen sollte zur sogenannten Konzernverantwortungsinitiative (KOVI), bliebe Nestlés Firmensitz in der Schweiz, erklärte der CEO des Konzerns am Freitag im Interview mit dem deutschen «Manager Magazin».

«Wir haben von Anfang an klar gemacht, dass wir mit unserem Konzernsitz nicht spielen, egal was kommt. Das wäre billig und das ist nicht unsere Art», sagte er. Allerdings kann er der Initiative trotzdem nur wenig abgewinnen. «Wir glauben, dass der Gegenentwurf, der automatisch angenommen wird, wenn die Initiative keine Zustimmung findet, die bessere Alternative ist», sagte Schneider.



«Die Initiative stellt altbewährte Schweizer Verfassungsgrundsätze auf den Kopf und untergräbt die Unschuldsvermutung, bis wir unsere Unschuld bewiesen haben», gab Schneider zu Bedenken. Natürlich könne es aber auch vorkommen, dass ein Lieferant trotz anderslautender Versicherungen nicht jede Auflage einhalte. «Deswegen führen wir ja sehr intensive Kontrollen auch im Feld durch.»

Ähnlich äusserte sich am gleichen Tag Nestlé-Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke am Freitag in der Schweizer Tageszeitung «Blick». Die Initiative sei falsch, weil die Unternehmen auch für die Aktivitäten von Geschäftspartnern haften würden. Nestlé habe 150'000 Lieferanten weltweit. «Wir führen jährlich 2500 bis 3000 Audits durch, auch bei den Lieferanten», sagte er. Aber niemand könne «jedem Geschäftspartner dauernd über die Schulter schauen.» Ausserdem fürchtet er sich darin um den Ruf seines Unternehmens.

«Wollen grösser werden»

Im Interview mit dem «Manager Magazin» äusserte sich derweil sein CEO Schneider auch zum Geschäftsgang des Schweizer Nahrungsmittelriesen und sprach dabei das Thema Übernahmen an. «Wir wollen definitiv nicht kleiner, sondern grösser werden», erklärte er. Allerdings wolle man das Portfolio umgestalten, wozu halt nun einmal auch Verkäufe gehörten. «Bei unserem Hautpflege-Deal haben sich die Banker sehr zufrieden gezeigt, weil der Verkauf strategisch einleuchtend war», erklärte Schneider.



Es müsse letztlich aber immer darum gehen, eine gute Mischung aus «sehr zielgerichteten» Übernahmen und einem starken organischen Wachstum zu erreichen. «Das dauert mehrere Jahre, aber wir sind dabei auf einem guten Weg.» Dabei bleibe auch ein gewisser Fokus auf Nahrungsmittelzusätze und Medizinal-Nahrung. «Wir wachsen in diesem Bereich zweistellig und wollen den Umsatz bis 2021 auf 4 Milliarden Franken ausbauen», sagte Schneider.

Mittelfristig wolle er aber auch wieder um 4 bis 6 Prozent pro Jahr aus eigener Kraft wachsen. «Dieses Ziel verlieren wir nicht aus den Augen, auch wenn es heute schwerer zu erreichen ist.»

Klimaneutral bis 2050

Schliesslich äusserte sich der Manager auch noch zur Klimaproblematik. Er will den Konzern bekanntlich bis ins Jahr 2050 CO2-neutral machen. «Wir müssen von Produkt zu Produkt schauen, wie wir es insgesamt klimafreundlicher herstellen können», erklärte er. Und weiter: «Wir müssen gemeinsam mit unseren Lieferanten deren Produktionsprozesse verbessern.»

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