Schweizer Studie Neue Zahlen zur ständigen Frage, ob Reiche genug Steuern entrichten

tali

8.8.2019

Funktioniert die Umverteilung von Reich zu Arm in der Schweiz besser, als es bisher angenommen wurde? Eine neue Studie gibt überraschende Einblicke. (Symbolbild)
Funktioniert die Umverteilung von Reich zu Arm in der Schweiz besser, als es bisher angenommen wurde? Eine neue Studie gibt überraschende Einblicke. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Die reichen Schweizer zahlen zu wenig Steuern? Diese gängige Annahme wird durch eine neue Studie der Universität Luzern infrage gestellt.

Funktioniert die Umverteilung von Reich zu Arm in der Schweiz besser, als es bisher angenommen wurde? Zu diesem Schluss kommen jedenfalls Christoph A. Schaltegger, Professor für Politische Ökonomie an der Universität Luzern, und sein Mitarbeiter Christian Frey.

In ihrer Studie, die dem «Tages-Anzeiger» vorliegt, fassten die beiden Wirtschaftswissenschaftler erstmals alle Einkommenssteuern von Bund, Kantonen und Gemeinden zusammen. Dabei zeigte sich: Die Reichen des Landes schultern bereits jetzt eine deutlich höhere Steuerlast als die Ärmeren.

Demnach zahlt das reichste Prozent der Schweizer Bevölkerung, eine 50'000 Personen starke Gruppe mit Einkommen zwischen 322'000 und 4,3 Millionen Franken, gemeinsam rund 12,5 Milliarden Franken. Das ist rund ein Viertel der 52 Milliarden Franken Einkommenssteuern, die pro Jahr in der Schweiz insgesamt fliessen.

Wie sich die Steuerlast verteilt



Nimmt man dazu noch die 500’000 Steuerzahler, deren Reineinkommen zwischen 107'000 und 322'000 Franken beträgt, kommen noch einmal rund 15,4 Milliarden Franken hinzu. Sprich: Die reichsten zehn Prozent der Schweizer zahlen insgesamt rund 27,9 Milliarden Franken – also mehr als die Hälfte der Gesamtsumme.

Die zwei Millionen Angehörigen der Mittelschicht (Reineinkommen von 52'000 bis 107'000 Franken) kommen mit 18,6 Milliarden Franken für rund 35 Prozent der Einkommenssteuer-Einnahmen auf. Steuerpflichtige mit einem Einkommen unter 52'000 Franken im Jahr – mit 2,5 Millionen die zahlenmässig grösste Gruppe –, kommen für rund elf Prozent der Steuern auf.

So reagiert die Politik

Die Zahlen mögen überraschen, für wirklich aussagekräftig hält Juso-Präsidentin Tamara Funiciello sie aber nicht: «Die Studie betrachtet die progressiven Elemente des Schweizer Steuer- und Abgabensystems.

Tamara Funiciello wirbt für die 99%-Initiative. Dank der sollen Aktiengewinne ab einer gewissen Höhe stärker besteuert werden als Arbeitseinkünfte.
Tamara Funiciello wirbt für die 99%-Initiative. Dank der sollen Aktiengewinne ab einer gewissen Höhe stärker besteuert werden als Arbeitseinkünfte.
Bild: Keystone

Insbesondere die Krankenkassenprämien aber werden nicht berücksichtigt und würden ein völlig anderes Bild ergeben», kritisiert sie im «Tages-Anzeiger». «Die Tatsache, dass die Topverdiener immer reicher werden, zeigt, dass die Steuerlast offensichtlich nicht zu hoch ist», findet sie.

FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann hält dagegen: «Je extremer eine staatliche Umverteilung von hohen Einkommen zu tiefen Einkommen vorgenommen wird, desto kleiner wird die Gruppe der kräftigen Steuerzahler und deren Anteil am Gesamtsteueraufkommen. Im Endeffekt führt dies zu noch grösseren Ungleichheiten.»

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