SVP legt stark zuNeues Wahlsystem pflügt Bündner Parlament um
uj, sda
15.5.2022 - 04:32
Im Bündner Parlament hat ein neues Wahlsystem am Sonntag zu massiven Kräfteschiebungen zu den politischen Polen geführt. Grosse Gewinnerin ist die SVP, die ihre Mandate fast verdreifacht hat. Massiv verloren haben die Mitte und die FDP.
Keystone-SDA, uj, sda
15.05.2022, 04:32
15.05.2022, 19:11
SDA/toko
Gegenüber den Wahlen 2018 legte die SVP um 16 Sitze zu und kommt neu auf 25 Sitze im 120-köpfigen Parlament. Auch Links-Grün konnten sich deutlich steigern.
Die gemeinsame Liste von SP und den Grünen kommt auf 27 Sitze. Das sind 9 Sitze mehr, als die SP 2018 erzielte – damals allerdings noch ohne die Grünen. Letztere waren bisher ohne Mandat. Die GLP erreicht mit 7 Sitzen (+4) erstmals Fraktionsstärke.
Die Mitte hält noch 34 Sitze. Das sind ganze 19 Sitze weniger, als BDP und CVP vor vier Jahren zusammen erzielten. Die Mitte bleibt dennoch stärkste Fraktion. Auch die FDP musste einstecken und kommt neu auf 27 Sitze (-9). Sie bleibt die zweitstärkste Kraft, muss sich den Platz aber mit der links-grünen Liste teilen.
Die beachtlichen Sitzverschiebungen kommen nicht völlig überraschend. Ein wesentlicher Teil dürfte auf das von Grund auf neue Wahlsystem zurückgehen. Der Grosse Rat wurde zum ersten Mal nach dem Proporzsystem gewählt und nicht mehr nach dem Majorz. Der Proporz bricht mit der bisherigen «Persönlichkeits-Wahl» in den Talschaften und fokussiert auf die Stärken der Kantonalparteien.
Die Stimmbeteiligung betrug durchschnittliche 38,4 Prozent.
SVP scheitert bei Regierungswahlen
Keinen Erfolg hatte die SVP bei den gleichzeitigen Regierungswahlen. Es ist ihr auch im vierten Anlauf nicht gelungen, in die fünfköpfige Regierung zurückzukehren, wo sie seit 2008 nicht mehr vertreten ist.
Das beste Resultat erzielte mit 29'991 Stimmen Marcus Caduff (Mitte, bisher) vor Martin Bühler mit 28'649 Stimmen (FDP, neu). Es folgt mit 26'063 Stimmen Peter Peyer (SP, bisher) vor Carmelia Maissen (Mitte, neu) mit 25'145 Stimmen und Jon Domenic Parolini (Mitte, bisher) mit 25'037.
Überraschend deutlich abgeschlagen liegt mit 18'926 Stimmen SVP-Kandidat Roman Hug. Der alt Parteipräsident und Grossrat erreichte damit zwar das absolute Mehr, schied aber als Sechstplatzierter aus.
Hug zeigte sich über seine Niederlage wenig enttäuscht. Er sei sich immer bewusst gewesen, dass er eine schwierige Position habe, sagte er im Gespräch mit Keystone-SDA. Nun wolle er zusammen mit seiner Partei alle Energie ins Parlament stecken, wo die SVP stark zugelegt habe.
Der parteilose Kandidat Hans Vetsch blieb mit 3500 Stimmen chancenlos.
Mitte dominiert Regierung weiterhin
Dafür lief es bei der Regierungswahl für die Mitte sehr gut. Sie konnte ihre drei Sitze verteidigen, darunter den frei werdenden Sitz von Mario Cavigelli, der wegen Amtszeitbeschränkung ausschied. Die Kastanien aus dem Feuer holte Carmelia Maissen, Gemeindepräsidentin von Ilanz/Glion aus dem Bündner Oberland.
Auch bei der FDP konnte der bisherige Regierungsrat – Christian Rathgeb – wegen Amtszeitbeschränkung nicht mehr antreten. Martin Bühler verteidigte den Sitz souverän mit dem zweitbesten Resultat aller Kandidierenden. Der Leiter des kantonalen Führungsstabes hatte sich bei der Bewältigung der Corona-Pandemie einen Namen über die Kantonsgrenzen hinweg gemacht.