Hilferuf«Night of Light»: Kulturbranche schlägt mit rotem Licht Alarm
tafu
22.6.2020
Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben der Kulturbranche bereits schweren wirtschaftlichen Schaden zugefügt. Mit einer besonderen Aktion soll ihre Situation nun ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden.
Der coronabedingte Lockdown hat viele Wirtschaftszweige schwer getroffen, doch besonders die Veranstaltungsbranche wird nachhaltig unter den Einschränkungen leiden. Seit dem 16. März finden keine Konzerte, Theateraufführungen oder Festivals statt, einem kompletten Wirtschaftszweig wurde die Arbeitsgrundlage entzogen.
Um auf die Situation dieser Branche aufmerksam zu machen und gemeinsam ein Zeichen zu setzen, haben sich betroffene Unternehmen und Locations zusammengetan. Im Rahmen der «Night of Light» werden am Abend von 22 Uhr bis Mitternacht in der gesamten Schweiz ihre Gebäude oder stellvertretend ein Bauwerk in der Region mit rotem Licht angestrahlt.
Hinter der Aktion steht eine Initiative der EXPO EVENT Swiss LiveCom Association, dem Schweizer Verband technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe SVTB sowie der Swiss Music Promoters Association SMPA. Dabei richtet sie sich zwar an die breite Öffentlichkeit, möchte aber vor allem auch einen Dialog mit der Politik begründen.
Tausende Arbeitsplätze in Gefahr
Man wolle «ins Gespräch darüber kommen, wie die milliardenschwere, heterogene Veranstaltungs- und Kulturbranche vor einer massiven Insolvenzwelle gerettet werden und der Erhalt von schweizweit tausenden Arbeitsplätzen gesichert werden kann», heisst es auf der Website zur Aktion.
In der Kultur- und Kreativwirtschaft waren im Jahr 2013 mehr 275’000 Personen in 71’000 Betrieben beschäftigt, ist in einer gemeinsamen Medienmitteilung zu lesen. Damit sei der Anteil an der Gesamtwirtschaft vergleichbar mit dem Anteil der Finanz- oder Tourismusbranche.
Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftszweigen könne man in der Veranstaltungsbranche die entfallenen Umsätze allerdings nicht nachholen. «Selbst wenn nach Beendigung der Krise eine hohe Nachfrage einsetzen würde, kann der erlittene Verlust nicht mehr kompensiert werden.» Für den Zeitraum März bis August gehe man inzwischen von Umsatzeinbussen von 80 bis 100 Prozent aus.
Zwar seien die am 19. Juni beschlossenen Lockerungen für die Veranstaltungsbranche ein «positives Signal und ein Schritt in die richtige Richtung», heisst es weiter in einer Stellungnahme der Initiative. Doch es müsse sich nun erst einmal zeigen, was die kommunizierten Einschränkungen tatsächlich in der Umsetzung bedeuten. «Die Wirtschaftlichkeit von Veranstaltungen wird auch mit den heutigen Lockerungen vielerorts nicht gegeben sein, unter anderem weil nach wie vor strenge Auflagen bestehen.»
Die Aktion «Night of Light» wurde von der Kultur- und Eventbranche in Deutschland initiiert und wird ebenfalls in Österreich und Belgien umgesetzt. Denn, so die Initiatoren, «die aktuelle Situation hat durchaus internationales, wenn nicht globales Ausmass». Alle Informationen zu den Beteiligten der Aktion sowie über die beleuchteten Gebäude finden sich auf www.nightoflight.ch.
Virus führt zu Kahlschlag im Veranstaltungskalender
Der Zirkus Knie wollte am 19. März Premiere seines neuen Stücks feiern. Daraus wird nun virusbedingt nichts. Der Zirkus muss die Premiere und einen Teil der Tournee verschieben und absagen.
Bild: Gian Ehrenzeller/Keystone
Solche Teilnehmermassen wie hier 2014 sind eindeutig zu viel: Der Engadin-Skimarathon vom 8. März fiel wegen des Ansteckungsrisikos ebenfalls ins Wasser.
Bild: Keysteone/Nicola Pitaro
Ausgebremst: Hier sollte alles für den Automobilsalon in Genf, der vom 5. – 15. März stattfinden sollte, aufgebaut werden. Doch der Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus ist wichtiger.
Bild: Keystone/Salvatore di Nolfi
In den beiden Schweizer Fussball Profi-Ligen Super League und Challenge League ruht der Ball mindestens bis zum 30. April. Der Verband hofft, die Saison im Sommer zu Ende zu spielen. Dafür müsste die am 12. Juni beginnende paneuropäische EM abgesagt respektive um ein Jahr verschoben werden.
Bild: Keystone
Die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld in Basel kann wie so viele Messen ebenfalls nicht stattfinden und wurde auf Januar 2021 verschoben. Auch die Genfer Watches & Wonders streicht den April-Termin und muss auf 2021 vertrösten.
Bild: Bild: Keystone/Georgios Kefalas
Mit dem Morgestraich sollte sie am 2. März beginnen, doch der fand 2020 nicht statt, ebenso wenig wie die Basler Fasnacht selbst. Denn auch hier war das Risiko einer unkontrollierten Verbreitung des Virus zu gross.
Bild: Bild: Keystone/Andreas Frossard
Die Playoffs der National League und Swiss League werden nicht durchgeführt, die Saison wird abgebrochen. in den höchsten beiden Schweizer Ligen gibt es nun weder einen Meister noch einen Auf- oder Absteiger.
Bild: Keystone
Auch die Hockey-WM der Männer in der Schweiz dürfte dem Coronavirus zum Opfer fallen. Das Turnier wäre vom 8. Mai bis zum 24. Mai in Lausanne und Zürich ausgetragen worden.
Bild: Keystone
Das nationale Kuhkampf-Final im Wallis hätte erst am 9. und 10. Mai stattfinden sollen, doch auch diese Veranstaltung fällt dem Coronavirus zum Opfer – obwohl der Zuchtverband der Eringerkühe sein 100-jähriges Bestehen feiert.
Bild: Bild: Keystone/Valentin Flauraud
Selbst Geheimagent 007 ist nicht vor Absagen gefeit: Der Kinostart des neuen Bond-Abenteuers «No Time To Die» wurde weltweit nach hinten verschoben. Nun darf James Bond erst ab dem 12. November 2020 im Dienst ihrer Majestät ermitteln.
Bild: Bild: Keystone/EPA/Neil Hall
Die Verleihung des Schweizer Filmpreises am 27. März wurde vom Bundesamt für Kultur abgesagt. Auch die «Woche der Nominierten» wird nicht stattfinden. Die Gewinner werden am 23. März durch das BAK bekanntgegeben, die Preise im Rahmen des Filmfestivals Locarno im August überreicht.
Bild: Bild: Keystone/ Marcel Bieri
Natürlich müssen auch zahlreiche Konzerte abgesagt oder verschoben werden. Darunter James Blunt sowie die Simple Minds im Hallenstadion Zürich am 24. und 25. März, Dabu Fantastic in Luzern am 27. März, Witney Houston Hologram in Dübendorf am 19. März sowie sämtliche Konzerte im KKL Luzern zwischen dem 14. März und 30. April.
Bild: Bild: Keystone/dpa/Uli Deck
Das Opernhaus Zürich hält seine Türen nun auch erst einmal verschlossen: Zwischen dem 14. März und 30. April entfallen sämtliche Vorstellungen. Das Gleiche gilt für die Kaserne Basel, den Musikbahnhof Gare du Nord in Basel sowie das Luzerner Theater.
Bild: Bild: Keystone/Ennio Leanza
Die Verleihung des 46. Prix Walo sollte am 10. Mai stattfinden, muss nun aber «schweren Herzens» auf unbestimmte Zeit verschoben werden, verkündete Monica Kaelin in einer Pressemitteilung.
Bild: Bild: Keystone/Patrick Huerlimann
Mit jährlich rund 300'000 Besuchenden ist die BEA eine der grössten Publikumsveranstaltungen der Schweiz. Doch auch sie darf nun erst einmal nicht stattfinden. Ebenfalls betroffen sind die Spielwarenmesse Suisse Toy sowie die Eigenheimmesse ZUHAUSE.
Bild: Bild: Keystone/Alessandro della Valle
Tour de Romandie: Die Westschweizer Rundfahrt hätte am 28. April mit einem Prolog in der Waadtländer Gemeinde Oron starten sollen. Fünf Tage später wäre das Rennen mit World-Tour-Status mit einem weiteren Zeitfahren in Freiburg zu Ende gegangen.