Bahnverkehr In einem Jahr rückt Lugano in Pendeldistanz zur Nordschweiz

SDA/tjb

29.8.2019 - 11:00

In einem Jahr wird der Ceneri-Basistunnel eröffnet. Er vollendet die Neat, ab dann sind Zürich und Mailand mit einer Flachbahn verbunden. Die Fahrt zwischen den beiden Metropolen dauert bald nur noch drei Stunden.

Am 4. September 2020 soll der eröffnete Ceneri-Basistunnel die Flachbahn durch die Alpen – offiziell Neue Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) genannt – vollenden. Für den Bund, die SBB als künftige Betreiberin und die Alptransit Gotthard AG als Erstellerin bedeutet dies das Erreichen eines Meilensteins.

Die Neat ermögliche es, mehr Güter auf der Schiene zu transportieren, sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga am Donnerstag auf dem Bauplatz beim Tunnelnordportal in Camorino TI vor den Medien. Das stärke die Verlagerungspolitik und den Alpenschutz.

Zudem benötigten die Züge am Gotthard und Ceneri keine zusätzlichen Lokomotiven mehr. Das spare Zeit und Geld. Durch den Viermeter-Korridor könnten künftig auch auf der Gotthardachse Sattelauflieger mit einer Höhe von vier Metern auf der Schiene transportiert werden.

Mehr und schnellere Verbindungen

Die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) betonte auch den Nutzen des neuen Tunnels für die Kunden: Die Reisezeit zwischen Zürich und Mailand soll von heute drei Stunden 40 Minuten auf drei Stunden gesenkt werden, die Fahrt Zürich-Lugano dauert künftig weniger als zwei Stunden.

Nach der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels rechnen die SBB mit einer Steigerung der Passagierzahl um 20 Prozent. Auf der Nord-Süd-Achse dürften dereinst 1,2 Millionen Passagiere pro Jahr im Zug unterwegs sein. Zudem erhält der Kanton Tessin eine S-Bahn im Dreieck Bellinzona-Locarno-Lugano.

Sicherheitstests ausstehend

Nicht nur Sommaruga, auch der Tessiner Regierungspräsident Christian Vitta und der für den Verkehr zuständige Staatsrat Claudio Zali liessen sich von Dieter Schwank, Geschäftsführer der Alptransit Gotthard AG, über den Stand der Arbeiten am Ceneri orientieren. Diese laufen laut dem Bund wie geplant.

Sobald die baulichen Arbeiten abgeschlossen und alle Komponenten und Installationen einer ersten Prüfung unterzogen seien, begännen die mit der Inbetriebsetzung verbundenen Tests. Dabei müsse etwa nachgewiesen werden, dass die Sicherheitsanforderungen erfüllt werden und der Zugbetrieb reibungslos funktioniert.

Nachbarländer gefordert

Verkehrsministerin Sommaruga erläuterte im Rahmen einer Tunnelbesichtigung auch die rund um die Ceneri-Eröffnung geplanten Aktivitäten. Neben verschiedenen Eröffnungsfeiern ist unter anderem ein Treffen der europäischen Verkehrsminister geplant. Dieses findet am 3. September 2020 in Locarno statt.

«Die Neat ist für den europäischen Schienenverkehr zentral», sagte Sommaruga am Donnerstag. Es sei daher wichtig, dass die Nachbarländer die Zulaufstrecken ausbauten.

Italien ist damit auf Kurs. In Deutschland ist die Situation schwieriger, da sich fast der ganze Verkehr auf die Rheintalstrecke Karlsruhe-Basel konzentriert. Deutschland hat mit der Unterzeichnung einer Minister-Erklärung im Mai 2019 allerdings klargemacht, mit verschiedenen kleineren Massnahmen die Kapazitäten für den internationalen Schienengüterverkehr von heute 175 Zügen um rund 50 auf 225 Züge pro Tag zu erhöhen.

Weitere Massnahmen geplant

Und auch in der Schweiz ist es mit der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels nicht getan. Der Bund plant, die Trassenpreise für Züge zu senken und langen Güterzügen einen Sonderrabatt zu gewähren. Das verbillige Bahntransporte und ermögliche mehr Kapazitäten, heisst es in einer Uvek-Mitteilung.

Das Verkehrsdepartement prüft zudem, die Betriebsbeiträge für die Transporteure im kombinierten Verkehr über 2023 hinaus weiterzuführen. Der Bundesrat wird dem Parlament mit dem nächsten Verlagerungsbericht Ende 2019 konkrete Vorschläge unterbreiten.

Zurück zur Startseite