Krawalle in St. Gallen «Die Ausschreitungen hätten überall passieren können»

gn, sda

8.4.2021 - 21:11

Am Osterwochenende randalierten vor allem Jugendliche in der Innenstadt von St. Gallen. (KEYSTONE/Str)
Am Osterwochenende randalierten vor allem Jugendliche in der Innenstadt von St. Gallen. (KEYSTONE/Str)
KEYSTONE

Nach den Ausschreitungen über das Osterwochenende gibt es in den sozialen Medien bereits neue Aufrufe für eine Megaparty in St. Gallen. Für viele Jugendliche und die offene Jugendarbeit ist der Zeitpunkt gekommen, um Stellung zu beziehen – gegen Gewalt und für eine friedliche Stadt.

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Nach zwei Ausschreitungen in der Stadt St. Gallen hat die Stadtpolizei am Ostersonntag rund 650 Personen für 30 Tage weggewiesen. Das Ziel, weitere Gewalt zu verhindern, sei erreicht worden, heisst es in einer Mitteilung der Stadtpolizei vom Donnerstag. Für kommenden Freitag kursierten erneut Aufrufe zu Gewalt.

Es würden weiterhin weder Gewalt noch Sachbeschädigungen geduldet. Die Polizei will erneut ausgedehnte Personenkontrollen durchführen, die Einhaltung der Wegweisungen kontrollieren und Personen, welche «auf Krawall aus sind oder als Schaulustige den Gewaltaufrufen folgen», wegweisen.

Jugendliche einbeziehen

Ist St. Gallen ein Brennpunkt der Jugendgewalt? «Die Ausschreitungen hätten überall passieren können», sagte Donat Richiger, Leiter der offenen Jugendarbeit in der Stadt St. Gallen, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Ereignisse seien auch nur bedingt mit den Corona-Einschränkungen verbunden. «Es war aber erschreckend, mit welcher Gewalt einige wenige vorgegangen sind», so Richiger.



Es sei auch nur ein Bruchteil der Jugendlichen, die randaliert hätten. Viele aus der Agglomeration seien aus Neugierde nach St. Gallen gekommen. «Es gab aber auch viele Jugendliche, welche die Stadt bewusst gemieden haben.»

Die SP der Stadt St. Gallen forderte am Donnerstag in einer Mitteilung, dass die Aufsuchende Jugendarbeit und der Diskurs mit dem Jugendlichen verstärkt werden solle, um weitere Eskalationen zu verhindern.

Aktuell sind eine Person mit einem 60-Prozent-Pensum und einige Freischaffende regelmässig im Stadtzentrum an den verschiedenen Treffpunkten der Jugendlichen präsent. Der Rote Platz sei seit Jahren beliebt, im Sommer kämen hier an den Wochenenden bis zu 300 Jugendliche zusammen, so Richiger.

Für ein friedliches St. Gallen

Die Jugendarbeit übernehme aber keine Kontrolle im öffentlichen Raum und setze auch keine Regeln durch. «Wir können keine Brände löschen», sagte der Jugendarbeiter. «Wir arbeiten langfristig und präventiv.» Es müssten zusammen mit den Jugendlichen Lösungen gesucht werden.



Am Wochenende wollen die St. Galler Jugendarbeiter gemeinsam mit Jugendlichen mit einem friedlichen Statement von den Ausschreitungen Abstand nehmen und Stellung beziehen: «takeastandsg» nennt sich die Aktion, bei der farbige Buttons unter die Leute gebracht werden sollen.

«Das Bedürfnis der Jugendlichen, sich physisch zu treffen, ist enorm», sagte Richiger. Viele hätten einen Weg gefunden, mit dem Frust umzugehen. Die digitalen Angebote, welche die Jugendarbeit als Ersatz für die fehlenden Veranstaltungen eingeführt habe, seien aber nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Die Jugendlichen bräuchten einen Lichtblick, einen verbindlichen Termin, ab wann wieder mehr möglich sei.