Hochwasser in der Schweiz Lage entspannt sich — mit Ausnahme des Neuenburgersees

Agenturen/toko

18.7.2021

Die Lage am Neuenburgersee ist nach wie vor angespannt.
Die Lage am Neuenburgersee ist nach wie vor angespannt.
Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott

Die Lage an den Schweizer Seen und Flüssen hat sich in der Nacht auf Sonntag weiter entspannt, mit Ausnahme des Neuenburgersees. Dort stieg der Wasserpegel innerhalb von 24 Stunden um 12 Zentimeter. Weiterhin stehen Uferflächen unter Wasser.

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Der Neuenburgersee-Pegel lag am Sonntagmittag bei 430,71 Metern über dem Meeresspiegel und damit 21 Zentimeter über dem Hochwasserpegel, wie es auf der Webseite des Kantons Bern zu Naturgefahren hiess. Der Neuenburgersee hatte schon am Samstag seinen höchsten jemals gemessenen Wasserstand erreicht und ist weiterhin unter der Gefahrenstufe 4 eingestuft.

Auch der Pegel des Murtensees stieg weiter an und erreichte am Sonntag um 10:00 Uhr 430,68 Meter. Er ist als Gefahrenstufe 3 eingestuft und liegt 17 Zentimeter unter dem Hochwasserstand.

Den Thunersee stufte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) am Sonntag von der höchsten Gefahrenstufe 5 (sehr grosse Gefahr) auf 4 (grosse Gefahr) zurück, weil sich auch dort die Lage entspannt hatte. Gefahrenstufe 4 gilt derzeit auch für den Zürichsee.

Für die Aare vom Thunersee bis zur Mündung der Saane gilt die Gefahrenstufe 3, also auch im Stadtgebiet von Bern, wo der Pegel weiter sank. Der Brienzersee wurde gar auf Stufe 2 (mässige Gefahr) herabgestuft.

Bieler- und Vierwaldstättersee bleiben gefährlich

Der Bieler- und der Vierwaldstättersee sowie die Reuss vom Vierwaldstättersee bis zur Mündung der Kleinen Emme bleiben aber in der Stufe 5 und vom Bafu als «sehr grosse Gefahr» eingestuft. Allerdings sanken auch hier die Pegel leicht.

Die Lage in der Zentralschweiz entspannte sich am Sonntag weiter. In der Stadt Luzern betrug der Wasserpegel am Sonntagmittag 434,86 Meter über Meer, das sind bereits acht Zentimeter unter dem am Freitagabend gemessenen Höchststand von 434,94 Metern und vier Zentimeter unter der kritischen Marke von 434,90 Metern.

Auch in den Kantonen Nid- und Obwalden entspannte sich die Lage. In Stansstad NW hatte der Vierwaldstättersee den Dorfplatz unter Wasser gesetzt, die Einsatzkräfte errichteten Holzstege.


Die Ereignisse des Tages im Überblick:

Das Wichtigste in Kürze:

  • Während sich die Lage vielerorts entspannt hat, steigt der Pegel des Neuenburgersees weiter an.
  • Die Stürme, Überflutungen und Hagelzüge der letzten Wochen haben in der Schweiz Schäden in der Höhe von mehreren hundert Millionen Franken angerichtet
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  • 16.32 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Sonntag

  • 14.51 Uhr

    Behörden mahnen: Bevölkerung sollte See- und Flussufer meiden

    Mit dem guten Wetter zieht es wieder mehr Leute an die Seen. Mehrere Kantone und die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft warnen davor. Sie rufen die Bevölkerung dazu auf, entsprechende Verbote und Empfehlungen zu respektieren.

    Im Kanton Freiburg patrouillieren Beamte der Kantonspolizei und des Zivilschutzes in Abstimmung mit den Gemeindebehörden an den Ufern des Neuenburgersees und des Murtensees, um die Bevölkerung zu informieren und Zugangsverbote durchzusetzen, wie der Kanton am Sonntag mitteilte.

    Auch die Seepolizei patrouilliere auf den Seen, die noch bis nächsten Donnerstag mit einem Schifffahrtsverbot belegt seien. Nach Angaben des Kantons Freiburg war am Samstag ein 62-jähriger Mann trotz des Verbots auf dem Neuenburgersee bei Portalban kitesurfen. Er wurde verhaftet und wird bei der zuständigen Behörde angezeigt.

    Mehrere andere Leute, Kite-Surfer oder Paddler, hätten zudem versucht, auf den See zu gelangen. Die anwesenden Patrouillen hätten diese aufgefordert, umzukehren.

    Die Regionalen Führungsorgane Biel-Bienne Region und Bielersee-Südwest erinnerten am Sonntag daran, dass für den Bielersee weiterhin die höchste Gefahrenstufe gelte. Die Schifffahrt bleibe verboten und vom Baden im Bielersee werde aufgrund der Gefahrenlage dringend abgeraten.

    Bis die Situation sich normalisiere, könne es Tage bis Wochen dauern. Auch die Strandbäder von Biel, Nidau und Twann blieben bis auf Weiteres geschlossen, hiess es.

    Auch die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) warnte nach den Unwettern und Hochwassern davor, sich vom angekündigten schönen Wetter in der kommenden Woche zum Schwimmen in einem See oder Fluss verleiten zu lassen.

    Das sei bei diesen Wasserständen, dem trüben Wasser und dem vielen Schwemmholz eine «äusserst schlechte Idee», sagte SLRG-Sprecher Philipp Binaghi der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es sei sehr gefährlich. Lieber solle man ein Schwimmbad ohne direkten Zugang zu einem See besuchen.

  • 12.53 Uhr

    Aare-Pegel in der Stadt Bern sinkt

    Der Aare-Pegel in der Stadt Bern sinkt derzeit. Er bleibe aber trotzdem noch hoch, teilte Schutz und Rettung Bern am Sonntag in einem Tweet mit. Um sich selbst und die Rettungskräfte nicht zu gefährden, sei auf das Baden in der Aare oder das Aare-Böötle unbedingt zu verzichten.

    Zuvor hatte bereits der Kanton mitgeteilt, dass angesichts des Hochwassers der Aufenthalt an, auf und in den Gewässern riskant sei. Auf den generellen Verzicht auf Ausflüge in die betroffenen Gebiete und auf Aktivitäten im und am Wasser sollte verzichtet werden.

    Die Aarepegel in der Stadt Bern ist am Sonntag gesunken.
    Die Aarepegel in der Stadt Bern ist am Sonntag gesunken.
    Bild: Keystone/Peter Schneider
  • 12.36 Uhr

    Hochwassergefahr grösstenteils gebannt

    Nach den starken Regenfällen der vergangenen Tage ist die Hochwassergefahr in der Schweiz weitgehend gebannt. Die Pegelstände der meisten Fliessgewässser und Seen sind gesunken. 

    Eine bedeutende Ausnahme stellt der Neuenburgersee dar, wo die die Lage weiter angespannt ist. Heikel blieb die Situation in Yverdon-les-Bains VD mit mehreren überfluteten Gebieten. Die Behörden hatten am Samstag aus Sicherheits- und Hygienegründen das öffentliche Schwimmbad geschlossen und die Bevölkerung zu äusserster Wachsamkeit aufgerufen.

  • 11.09 Uhr

    Es bleibt trocken — Überschwemmungen jedoch weiter möglich

    Am frühen Sonntag regnete es lokal in den zentralen und östlichen Bergen. Im Verlauf des Tages sollte es laut Meteonews jedoch bei sommerlichen Temperaturen meist trocken bleiben.

    Laut Behörden muss jedoch weiter mit Überschwemmungen oder Rutschen gerechnet werden.

  • 10.13 Uhr

    Hochwassergefahr: Ensi verlangt Prüfung von AKWs Beznau und Gösgen

    Bei Extremhochwasser droht den Atomkraftwerken Beznau AG und Gösgen SO Gefahr durch Erosion. Zu diesem Schluss kommt ein fast 2000-Seiten starker Bericht über «Extremhochwasser an der Aare» der Forschungsanstalt WSL vom Februar, über den die «SonntagsZeitung» berichtete.

    Demnach würde bei einem extremen Hochwasser, das statistisch alle 100'000 Jahre vorkommt, das Gelände der beiden an der Aare gelegenen AKW über einen Meter tief geflutet. Unter anderem wegen lockeren Untergrunds könnten diese unterspült werden.

    Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) verlangte nach der Veröffentlichung des Berichts von den Betreibern vertiefte Prüfungen zur drohenden Gefahr vor Hochwasser und Erosion. Man habe ein Verfahren gestartet, bei dem die Betreiber aufgefordert werden, ihre Sicherheitsanalysen auf Basis der jüngsten Studie zu überarbeiten, erklärte ein Ensi-Sprecher der Zeitung. Besonderes Augenmerk liege dabei auf den Ufererosionen.

  • 9.34 Uhr

    Massive Schäden durch Unwetter

    Die Stürme, Überflutungen und Hagelzüge der letzten Wochen haben in der Schweiz Schäden in der Höhe von mehreren hundert Millionen Franken angerichtet, wie die Zeitungen «NZZ am Sonntag» und «Le Matin Dimanche» berichteten.

    Die 18 Schweizer Gebäudeversicherungen meldeten gemäss der Vereinigung Kantonalen Gebäudeversicherungen (VKG) bislang Schäden im Umfang von mindestens rund 450 Millionen Franken.

    Demnach dürfte die Schadenssumme aus dem Jahr 2007 übertroffen werden. Damals verzeichneten die Versicherungen die zweitgrösste Schadensbilanz seit der Jahrtausendwende. Einzig beim Jahrhundertunwetter 2005 war die Bilanz verheerender. Die 18 kantonalen Institutionen versichern rund 1,9 Millionen Gebäude im Land, was einem Anteil von 70 Prozent entspricht. Die vermehrten Schäden gehen laut Fachleuten auf immer häufigere und heftigere Wetterereignisse zurück. Hintergrund sei die Erwärmung des Klimas.

  • 8.56 Uhr

    Pegel des Neuenburgersees weiter gestiegen

    In der Schweiz ist die grösste Hochwassergefahr meistenorts gebannt. Der Pegel des Neuenburgersee jedoch stieg innert 24 Stunden um ein dutzend Zentimeter und näherte sich am frühen Sonntag der höchsten Gefahrenstufe weiter an, wie aus Messdaten des Bundes hervorging.

    Heikel blieb die Situation damit in Yverdon-les-Bains VD, wo mehrere Gebiete überflutet waren. Die Behörden hatten am Samstag aus Sicherheits- und Hygienegründen das öffentliche Schwimmbad geschlossen und die Bevölkerung zu äusserster Wachsamkeit aufgerufen. Die Gefahr von Überschwemmungen bleibe sehr hoch, auch wenn es nicht mehr regne, hiess es.

    Heikel bleib die Hochwasserlage in Yverdon-les-Bains VD am Neuenburgersee.
    Heikel bleib die Hochwasserlage in Yverdon-les-Bains VD am Neuenburgersee.
    KEYSTONE/LEANDRE DUGGAN (Archivbild)

    Die Probleme könnten sich verschlimmern, sagte ein Verantwortlicher für die öffentliche Sicherheit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Grund sei die Bise, die das Wasser aufs Land treibe. Auch der Pegel des Murtensee stieg am Sonntagmorgen weiter an.

    Dagegen gab es im Kanton Bern und der Innerschweiz eine weitere Entspannung. Zwar galt für den Bieler-, den Thuner- und den Vierwaldstättersee weiterhin die höchste Gefahrenstufe 5. Doch der Pegel des Vierwaldstättersees sank innert 24 Stunden um weitere 5 Zentimeter. Beim Thunersee kam es innerhalb eines Tages zu einem Rückgang von 10 Zentimetern, beim Bielersee gar um 21 Zentimeter.

    Zur Entlastung des Bielersees sowie des Neuenburger- und Murtensees war zuvor der Aare-Abfluss aus dem Bielersee erhöht worden. Am Zürichsee blieb die Lage stabil.