StudentenprotesteProteste gegen "Schweizer Imperialismus"
SDA
25.10.2018 - 09:04
Vor 50 Jahren protestierten Studenten aus Solidarität mit Liechtenstein vor dem Generalkonsulat in New York gegen den "Schweizer Imperialismus". Auslöser der scherzhaften Aktion war ein peinlicher Zwischenfall der Schweizer Armee.
Mit Transparenten marschierten am 26. Oktober 1968 Aktivisten vor dem schweizerischen Generalkonsulat in New York auf. Sie gehörten der Gruppe "Studenten für die Rechte Liechtensteins" an. Auf einem Flugblatt riefen sie zum Boykott von Schweizer Käse, Schokolade und Kuckucksuhren auf.
Die "militaristische Politik imperialistischer Aggression" gegen das "freiheitsliebende Volk der ruhmreichen Liechtensteinischen Nation" sei vielleicht nur der Auftakt, warnten sie die Passanten. "Wir müssen die Schweiz stoppen, bevor sie auch uns angreifen." Dies zeigen Originaldokumente, welche die Forschungsstelle Diplomatische Dokumente der Schweiz (Dodis) veröffentlicht hat.
Granaten landen in Malbun
Auslöser für den scherzhaften Aufmarsch war ein Zwischenfall an der schweizerisch-liechtensteinischen Grenze. Am 14. Oktober hatte die Schweizer Armee von einer Festung im St. Galler Rheintal aus Versehen fünf Artillerie-Übungsgranaten auf benachbartes Liechtensteinisches Territorium gefeuert. Die Splitter waren Malbun niedergegangen. Verletzt wurde niemand.
Der peinliche Zwischenfall sorgte jedoch in den Medien für eine empörte Debatte über die Respektierung der Souveränität. Sogar die "New York Post" berichtete über die Begebenheit im europäischen Zwergstaat. Diesen Artikel hatte die Studenten zu ihrer Aktion inspiriert.
Urheber diskret überwacht
Der Vorfall wurde auch auf der Schweizer Botschaft in Washington registriert. Diese liess die Urheber der Aktion diskret überwachen. "Angesichts des Ausmasses und der Häufigkeit von Protestbewegungen an den amerikanischen Universitäten kann man nie wissen, wohin solche Manifestationen umschlagen können", berichtete der Botschafter nach Bern.
Eine für den 9. November geplante Demonstration vor der Botschaft in Washington kam schliesslich nicht zustande. Stattdessen nahm die Studentenschaft an einer Aktion liberaler Katholiken für die Empfängnisverhütung teil.
Die Pille hatte den "Schweizer Imperialismus" offenbar von der Prioritätenliste verdrängt. Im Flugblatt hatten die Studenten noch geschrieben, der "Schweizer Imperialismus" sei eines der weltweit drängendsten Probleme.
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