Die Psyche leidet unter der Pandemie. Das zeigt die gestiegene Nachfrage nach psychologischer Beratung und Therapie.
Die Nachfrage nach psychologischer Beratung oder Therapie habe seit dem Sommer stark zugenommen, teilte die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) am Dienstag mit. Sie stützt sich auf eine Umfrage unter 1’300 Psychologinnen und Psychologen – diese gehören zu den rund 8’300 Mitgliedern des grössten Berufsverbandes der Schweiz.
Fast 70 Prozent der Psychologinnen und Psychologen gaben in der Umfrage an, dass sie wegen mangelnder Kapazitäten Patienten abweisen mussten.
46 Prozent der Befragten stellten fest, dass die Nachfrage nach psychologischer Therapie oder Beratung seit dem Sommer wegen der Covid-19-Pandemie und deren Folgen zugenommen habe. 31 Prozent berichteten von Neuerkrankungen aufgrund der Coronapandemie. Dies bei Menschen, die bereits vor der Pandemie belastet gewesen seien, nun aber professionelle Hilfe benötigen würden.
Zudem hätten 47 Prozent der befragten Psychologinnen und Psychologen berichtet, dass sich die Symptome bei ihren bisherigen Patientinnen und Klienten durch Corona und Lockdown verschlimmert hätten.
Versorgungslücken schliessen
Die FSP fordert nun, dass bestehende Versorgungslücken und Zugangshürden beseitigt werden: Ambulante Psychotherapie müsse für alle zugänglich sein und von der Grundversicherung bezahlt werden, sofern sie ärztlich angeordnet sei.
Heute bestünden im Bereich der psychischen Gesundheit Versorgungslücken. «In ländlichen Regionen und wenn Kinder und Jugendliche betroffen sind, müssen Patientinnen und Patienten oft bis zu sechs Monate auf eine ambulante Therapie warten», heisst es. Die bestehenden Zugangshürden im Bereich der ambulanten Psychotherapie müssten deshalb so schnell wie möglich beseitigt werden.
Laut FSP werden heute ambulante Psychotherapien nur dann von der Grundversicherung bezahlt, wenn sie von einem Psychiater durchgeführt werden oder von einer psychologischen Psychotherapeutin, die bei einer Ärztin oder einem Arzt angestellt ist. Dieses sogenannte Delegationsmodell schränke das Angebot an von der Grundversicherung finanzierten Psychotherapieplätzen stark ein, kritisiert der Verband. Dies führe zu langen Wartefristen.
Das Delegationsmodell müsse deshalb durch das Anordnungsmodell ersetzt werden. Dieses sieht vor, dass auch Psychotherapien, die von selbständigen psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt werden, von der Grundversicherung bezahlt werden, sofern sie auf Anordnung eines Arztes oder einer Ärztin erfolgen, wies es weiter heisst.
Der Bundesrat und der Nationalrat sind mit dem Anliegen der Psychologen einverstanden. Der Ball liegt zurzeit beim Ständerat.