Arbeiten nach Pensionierung «Rentner, die länger arbeiten, werden geschröpft»

aru

13.9.2023

Der Luzerner Ständerat Damian Müller (FDP) will, dass sich das Weiterarbeiten nach der Pensionierung lohnt.
Der Luzerner Ständerat Damian Müller (FDP) will, dass sich das Weiterarbeiten nach der Pensionierung lohnt.
KEYSTONE/PHILIPP SCHMIDLI

Ältere Arbeitnehmende werden zur beliebten Waffe im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Damit diese aber auch übers Pensionsalter hinaus arbeiten, brauche es mehr Anreize, findet die FDP.

aru

13.9.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Personen, die das Rentenalter erreicht haben, aber noch weiterarbeiten wollen, sind im Nachteil, wie ein FDP-Nationalrat findet.
  • Daher sollen nun Massnahmen ergriffen werden, um Senior*innen in der Arbeitswelt zu behalten und so auch den Fachkräftemantel zu bekämpfen.

Im August lag die Arbeitslosenquote der 50- bis 64-Jährigen bei rekordtiefen 1,8 Prozent. Damit ist sie tiefer als der Schweizer Durchschnitt, der bei zwei Prozent zu liegen kommt.

Der Grund dafür dürfte der Fachkräftemangel sein, denn in den kommenden zehn Jahren gehen 500'000 mehr Personen in Rente als auf den Arbeitsmarkt nachrücken. Die Firmen würden daher versuchen, die älteren Arbeitnehmer, besser an sich zu binden – auch nach dem ordentlichen Rentenalter, heisst es in der «NZZ».

Einer, der dabei helfen will, ist der Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller. Seine Motion verlangt, dass das Arbeiten nach der Pensionierung attraktiver wird. Sie wurde am Mittwoch im Ständerat behandelt.

Geht es nach Müller gibt es gleich mehrere Probleme, die bei der AHV21-Revision stark unterschätzt wurden, wie er schreibt.

Von 16'800 Franken pro Jahr auf 36'000 Franken

So sei einerseits der AHV-Freibetrag nach Erreichen des Pensionsalters zu tief, andererseits seien auch die Kürzungsansätze bei der Frühpensionierung und die Zuschläge beim Rentenaufschub zu tief.

«Unter dem Strich werden Rentner*innen, die freiwillig über das ordentliche Rentenalter hinaus arbeiten, geradezu pönalisiert und geschröpft», schreibt Müller.

Der Freibetrag, der seit 1996 nicht mehr angepasst wurde, müsse erhöht werden, so Müller. «Er soll nun von 16'800 Franken pro Jahr auf 36'000 Franken erhöht werden. Auf diesem Betrag entfällt die Pflicht, weiterhin AHV-Beiträge zu bezahlen», schreibt Müller in der «Zuger Zeitung».

Es solle sich lohnen, der Wirtschaft aus der Patsche zu helfen

Die Folge sei: «Für Rentner*innen und ihre Arbeitgeber wird es sich künftig lohnen, der Wirtschaft in Sachen Arbeitskräftemangel aus der Patsche zu helfen – selbstverständlich freiwillig.»

Dass Handlungsbedarf besteht, liegt für Müller auf der Hand: «Durch die Pensionierung der ‹Babyboomer-Generation› entsteht eine Lücke auf dem Arbeitsmarkt, die zwingend strukturelle Massnahmen erfordert.»

Der Alpöhi arbeitete bis ins hohe Alter: Heidi (Anuk Steffen) und der Alpöhi (Bruno Ganz) schlitteln hinunter ins Dorf – Szene aus dem «Heidi»-Film von 2015.
Der Alpöhi arbeitete bis ins hohe Alter: Heidi (Anuk Steffen) und der Alpöhi (Bruno Ganz) schlitteln hinunter ins Dorf – Szene aus dem «Heidi»-Film von 2015.
KEYSTONE

Dies sieht der Bundesrat anders, wie er in der Antwort auf Müllers Vorstoss schreibt. Denn die AHV21-Reform ermutige bereits viele über das ordentliche Pensionsalter hinaus zu arbeiten, schreibt er in seiner Antwort. So könne die Rente verbessert und Lücken geschlossen werden. Und weiter: «Der Bundesrat hält es nicht für opportun, die jüngsten Entscheidungen des Parlaments noch vor der Einführung der Reform infrage zu stellen.»

Der Ständerat sandte den Vorstoss von Müller zurück an die verantwortliche Kommission, die ihn nochmals behandeln wird.