Sorge ums ImageSBB stutzen Überwachungspläne nach Kritik zusammen
gbi
13.3.2023
Die kritischen Stimmen waren wohl zu laut: Die SBB nehmen nun bei ihrem geplanten Überwachungssystem an den Bahnhöfen einige Abstriche vor.
gbi
13.03.2023, 11:05
13.03.2023, 15:59
gbi
Wie lange hält sich jemand am Bahnhof auf? Welche Kioske und Läden besucht diese Person? Und wie viel Geld lässt sie dort liegen? Wie alt ist eine Person, welches Geschlecht hat sie und wie gross ist sie?
Die vom Magazin «K-Tipp» bekanntgemachten Pläne der SBB, wie sie die Pendler*innen an den Bahnhöfen genauer verfolgen wollten, sorgten für einige Aufregung bei Datenschutz-Fachleuten. «Passantinnen und Passanten in den Bahnhöfen werden zu Milchkühen degradiert, aus denen die SBB so viel Geld wie möglich herausquetschen wollen», sagte etwa Jorgo Ananiadis, Präsident der Piratenpartei Schweiz, zu blue News.
Der Eidgenössische Datenschützer sah «das potenziell hohe Risiko, dass es zu unerwünschten Rückschlüssen auf einzelne Personen kommen könnte». Sprich: Sollten die Überwachungsdaten in falsche Hände geraten, wäre das für die betroffenen Passant*innen an den Bahnhöfen problematisch.
Nun rudern die SBB zurück – zumindest in einigen Punkten. Dies zeigt eine Passage in einer Medienmitteilung zur Jahresbilanz 2022 vom Montag.
Das «Messsystem für Kundenfrequenzen» wurde nicht eingestellt, aber angepasst: So verzichteten die SBB «nach einer Nutzenabwägung auf die Option, auch Kundensegmente nach Alter, Geschlecht oder Grösse zu erfassen», heisst es in der Mitteilung. Die SBB-Spitze habe beschlossen, «sich auf die Kernfunktion des Messsystems zu fokussieren – auch wegen der Besorgnis in der Öffentlichkeit.»
Offenbar war die Verunsicherung in der Bevölkerung der ausschlaggebende Punkt: «Das Vertrauen in die SBB ist mir sehr wichtig», sagte SBB CEO Vincent Ducrot dazu an der Bilanzmedienkonferenz.
Die SBB wollen die Ausschreibung nun anpassen. Angebote von Dritten wird sie durch den Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten (EDÖB) prüfen lassen und erst danach für einen Anbieter entscheiden. Der Zeitplan verzögert sich dadurch: Der Entscheid, wie das Projekt umgesetzt wird, fällt voraussichtlich im ersten Quartal 2024 statt wie bisher geplant im Juni 2023. Umgesetzt wird das System dann voraussichtlich ab Anfang 2025.