Die BLS knackt das Fernverkehrsmonopol der SBB. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) will ihr ab 2020 die Verbindungen Bern-Biel und Bern-Burgdorf-Olten zusprechen. Zudem muss die SBB einen grösseren Anteil ihres Gewinns abgeben.
Diese Eckwerte für die Fernverkehrskonzession ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 hat das BAV am Donnerstag bekannt gegeben. Die Vorschläge gehen nun bis am 23. Mai in die Anhörung bei Kantonen, Verkehrsverbünden und Unternehmen. Mitte Juni will das BAV die Fernverkehrskonzessionen dann definitiv vergeben.
Diese gelten für zehn Jahre bis Ende 2029. Bleibt das BAV bei seinen Plänen, fällt das SBB-Monopol. Diese betreibt den Fernverkehr seit 2004 allein. Nicht zur Freude von Amtsdirektor Peter Füglistaler. Er ist überzeugt, dass Konkurrenz auch im Bahnverkehr für Qualität sorgt.
Kunden profitieren vom "Ideenwettbewerb"
Das Angebot werde besser allein dadurch, dass es einen weiteren Anbieter gebe, sagte er vor den Medien in Ittigen bei Bern. "Wir sind überzeugt, dass ein Mehrbahnenmodell Vorteile hat." Die Gotthard-Bergstrecke und die Direktverbindung Chur-Zürich-Bern, die neu von der SOB im Auftrag der SBB betrieben werden, sind laut Füglistaler das Resultat dieses "Ideenwettbewerbs".
Vor diesem Hintergrund hat das BAV der BLS bei einem gleichwertigen Angebot auf zwei Basislinien den Zuschlag erteilt. Beantragt hatte diese allerdings die Konzession für fünf Verbindungen: Neben den Basislinien Bern-Biel und Bern-Olten die Intercity-Linien Interlaken-Bern-Basel und Brig-Bern-Basel sowie die neu ins Fernverkehrsnetz aufgenommene Strecke Bern La Chaux-de-Fonds NE.
Dass die BLS nur für zwei davon den Zuschlag erhält, hat verschiedene Gründe. Zunächst musste sie ihr Gesuch nachbessern, weil sie das benötigte Rollmaterial nicht rasch genug beschaffen kann. Die Linie Basel-Interlaken könnte sie 2024 statt 2022 übernehmen, Basel-Brig erst ab 2025 statt 2023.
Bewährungsprobe für die BLS
Richtung Neuenburg müssen zuerst Infrastrukturprobleme gelöst werden. Zudem ist die Verbindung nach La Chaux-de-Fonds hoch defizitär. Die BLS könnte diese gar nicht tragen, sagte Füglistaler. Insgesamt waren die Unsicherheiten dem BAV zu gross. Die Konzessionen für die drei Verbindungen gehen daher an die SBB.
Die Basislinien nach Biel und Olten kann die SBB hingegen kostendeckend betreiben. "Die BLS hat jetzt die Möglichkeit, sich zu bewähren", sagte Füglistaler. Ob sie in zehn Jahren allenfalls den Zuschlag für weitere Linien bekommt, liess er offen.
SBB muss Millionen abgeben
Auf die SBB hingegen kommen höhere Kosten zu. Das BAV hat beschlossen, dass die Bahnen einen grösseren Anteil ihres Gewinns im Fernverkehr an die Infrastruktur abgeben müssen. Heute beträgt der Deckungsbeitrag der SBB 13,5 Prozent. Neu wird er für das Basisnetz und das Intercity-Netz separat erhoben und beläuft sich auf 9,5 respektive 21,6 Prozent.
Das BAV geht davon aus, dass der höhere Deckungsbeitrag die SBB zusätzlich 100 Millionen Franken pro Jahr kosten wird. Ihre Umsatzrendite beläuft sich dann noch auf geschätzte 6 Prozent. Alternativ kann die Bahn die Billetpreise senken. "Wir sind offen, den Deckungsbeitrag tiefer anzusetzen, wenn uns gezeigt wird, dass die Tarife gesenkt werden", sagte Füglistaler. Von der BLS will das BAV keinen Deckungsbeitrag erheben.
Aufgeschobener Entscheid
Die Fernverkehrskonzession der SBB ist bereits Ende 2017 ausgelaufen. Ein rechtzeitiger Entscheid über ein Konkurrenzangebot war jedoch nicht möglich gewesen, weshalb das BAV die SBB-Konzession um vorerst zwei Jahre verlängerte.
Vor allem die Fristen erwiesen sich als zu kurz: Eingaben können heute bis drei Monate vor dem Fahrplanwechsel gemacht werden. Das reicht in der Regel nicht aus, um den Betrieb auf einer Strecke umzustellen. Das BAV prüft nun, welche Regelungen angepasst werden müssen, um bei der nächsten Konzessionsvergabe rechtzeitig entscheiden zu können.
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