Verlockende Einnahmen Schiessen ausländische Schützen bald wieder Walliser Steinböcke?

phi

26.10.2021

Regulierung muss sein: Ein junger Steinbock am Graue Hörner.
Regulierung muss sein: Ein junger Steinbock am Graue Hörner.
Archivbild: KEYSTONE

Eigentlich ist es Tourist*innen aus dem Ausland seit einem Jahr verboten, im Wallis Steinböcke zu schiessen. Nun nimmt ausgerechnet der Ober-Jäger des Kantons wieder eine Lockerung ins Visier.

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Auch wer aus dem Ausland kam, konnte bis 2020 im Wallis Steinböcke schiessen: Bis zu 25'000 Franken liessen sich Waidmänner und -frauen das Vergnügen kosten, deckte damals das Westschweizer Fernsehen RTS auf. Rund 70'000 Bürger*innen unterzeichneten nach der Berichterstattung eine Petition, die ein Ende des Jagdtourismus forderte.

Obwohl seit einem Jahr inzwischen nur noch Schützen mit Walliser Jagdpatent Steinböcke schiessen dürfen, bringt der Chef der kantonalen Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere (DJFW) nun doch wieder eine Lizenz für Jagende aus dem Ausland ins Spiel. Der Grund: Der Bestand von rund 6000 Steinböcken müsse reguliert werden.

Um Flurschäden oder die Ausbreitung von Krankheiten zu vermeiden, erstellt der Kanton jedes Jahr einen Abschussplan, den das Bundesamt für Umwelt (Bafu) genehmigen muss. Der kantonale Chefjäger Nicolas Bourquin denkt nun laut darüber nach, die notwendige Regulierung als Anlass zu nehmen, um bei potenten potenziellen Kunden aus dem Ausland Einnahmen zu generieren.

Keine neuen «Steinbock-Safaris»

«So wie früher darf es nicht mehr ablaufen», schränkt Bourquin bei SRF zwar ein. «Wenn wir das wieder machen würden, dann nicht mehr über Reiseveranstalter, die ‹Steinbock-Safaris› anbieten. Dann würde der Kontakt direkt zwischen dem ausländischen Jäger und dem Kanton stattfinden. Die Abschüsse würden somit nach unseren ethischen Richtlinien erfolgen.»

Ganz anders sieht das Brigitte Wolf: Die Biologin und Grossrätin der Grünen aus dem Oberwallis meint, die Regulierung durch Einheimische funktioniere gut. «Wenn jetzt Ideen aufkommen, die Trophäenjagd wieder einzuführen, dann muss man politisch aktiv werden.» 

Und so ist ein Jahr nach dem Verbot des Jagd-Tourismus das Thema im Wallis wieder auf der Tagesordnung. Ob auch Ausländer das Wappentier des Kantons bald wieder ins Visier nehmen, muss sich zeigen.