Im Zuge des schweren Erdbebens von Anfang Februar lockert die Schweiz das Sanktionsregime gegenüber Syrien erneut. Damit soll die Arbeit für die im Land tätigen humanitären Organisationen erleichtert werden.
Bis vor Kurzem war es verboten, für sanktionierte Personen, Organisationen oder Unternehmen in Syrien Gelder oder Güter bereitzustellen. Ausnahmen gab es für Finanztransaktionen, die zur Erbringung humanitärer Hilfe oder zur Unterstützung der Zivilbevölkerung notwendig sind.
Vor gut einer Woche erweiterte der Bundesrat die Ausnahmen, um die humanitären Aktivitäten nach den schweren Erdbeben zu erleichtern. Nun lockert er die Sanktionen – im Gleichschritt mit der EU – weiter.
Durch den neuen Beschluss vom Freitag gilt diese Massnahme für die kommenden sechs Monate auch für Organisationen, für die auch die humanitäre Ausnahme der EU gilt. Die entsprechende Verordnungsänderung tritt am Freitagabend um 18 Uhr in Kraft.
Konkret geht es darum, dass dem Assad-Regime nahestehende Personen und Organisationen mit einer humanitären Rolle vorübergehend Geld aus der Schweiz und der EU erhalten können. Auch können Güter wie etwa Lebensmittel, technische Geräte oder Decken an diese Personen und Organisationen exportiert werden, obwohl sie auf der Sanktionsliste stehen. Die Bereitstellung solcher Gelder oder Güter muss über einen humanitären Akteur erfolgen.
Appell der WHO
Die Weltgesundheitsorganisation WHO appelliert seit Längerem, dass die Hilfe für Erdbebenopfer in Syrien deutlich ausgeweitet werden müsse. Menschenrechtsorganisationen wie Christian Solidarity International (CSI) forderte unter anderem die Schweiz auf, die Wirtschaftssanktionen gegen das Land rasch aufzuheben. Auch Bundespräsident Alain Berset bekam einen Brief.
Die Erdbeben in der Türkei und Syrien forderten Zehntausende von Toten und Hunderttausende von Verletzten. Millionen Menschen wurden gemäss Hilfsorganisationen obdachlos. Die Erdbeben hätten den durch die Sanktionen verursachten eklatanten Mangel an Gütern ans Licht gebracht, schrieb CSI.
Zahl der Erdbebenopfer in Türkei und Syrien steigt auf mehr als 50’000
Nach dem Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion ist die Zahl der Todesopfer auf über 50’000 gestiegen. Dies ergibt sich aus einer aktualisierten Zählung der Nachrichtenagentur AFP.
05.03.2023