Illegale Adoptionen aus Sri Lanka UNO fordert Schweiz zu Wiedergutmachung auf

SDA/uri

1.6.2021

Knapp 900 Babys und Kleinkinder aus Sri Lanka wurden zwischen 1973 und 1997 offenbar zumeist illegal in die Schweiz adoptiert.
Knapp 900 Babys und Kleinkinder aus Sri Lanka wurden zwischen 1973 und 1997 offenbar zumeist illegal in die Schweiz adoptiert.
Bild: SDA

In den 1970er- bis zu den 1990er-Jahren wurden Hunderte Adoptivkinder aus Sri Lanka illegal in die Schweiz gebracht. Experten der UNO bemängeln, dass die Schweiz die Fälle noch immer nicht gründlich genug untersuche. 

SDA/uri

1.6.2021

Ein UNO-Expertengremium fordert von der Schweiz gründliche Untersuchungen zu den Fällen von teilweise illegal in die Schweiz gebrachten Adoptivkindern aus Sri Lanka. So müsse die Schweiz beispielsweise untersuchen, ob bei diesen Kindern Identitätsausweise gefälscht oder vernichtet worden seien.

Auch empfehlen die UNO-Experten der Schweiz Wiedergutmachungszahlungen zugunsten der Betroffenen, wie Schweizer Radio SRF 1 am Dienstag berichtete. Zudem legt das Gremium laut einer Mitteilung von Mitte Mai der Schweiz nahe, den Strafgesetzbuchartikel zum Verschwindenlassen von Personen abzuändern. Er sei unklar.

Bund und Kantone schauten weg

Beim genannten UNO-Expertengremium handelt es sich um unabhängige Fachleute, welche die Schweiz im Zusammenhang mit den Adoptivkindern aus Sri Lanka auch loben: Es sei zu begrüssen, dass die Landesregierung im vergangenen Dezember ihr Bedauern über diese Fälle ausgedrückt habe.

Bund und Kantone schauten in den 1970er- bis zu den 1990er-Jahren systematisch weg, als damals fast 900 Kinder aus Sri Lanka grösstenteils illegal in die Schweiz adoptiert wurden. Das zeigte ein Bericht der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) vom Februar 2020.

Der Bundesrat beschloss Ende des vergangenen Jahrs aufgrund des ZHAW-Berichts und aufgrund eines eigenen Berichts mehrere Massnahmen. Der Bund und die Kantone würden die Adoptivkinder auf der Suche nach ihrer Herkunft unterstützen, kündigte Justizministerin Karin Keller-Sutter damals an.

Eine Expertengruppe solle eingesetzt werden, welche die heutige Organisation, die Zuständigkeiten und die Verfahren bei Adoptionen überprüft. Auch Keller-Sutter sprach damals von Schwachstellen in der heutigen Gesetzgebung und von Fälschungen. Trotz gefälschter Papiere und der fehlenden Zustimmung der leiblichen Mütter seien Kinder damals zur Adoption freigegeben worden.

Arbeiten im Gang

Angesprochen auf die Stellungnahme des UNO-Expertengremiums, sagte am Dienstag Ingrid Ryser vom Bundesamt für Justiz in Radio SRF 1, der Bund habe die Empfehlungen des UNO-Ausschusses zur Kenntnis genommen. Sie würden nun umfassend geprüft.

Denise Hug, die Präsidentin der kantonalen Zentralbehörden Adoption, sagte, in einer Arbeitsgruppe suchten die Behörden zusammen mit Betroffenen und Nichtregierungsorganisationen nach Lösungen. «Das geht nicht von einem Tag auf den anderen.» In Sri Lanka habe es ein System gegeben, das Kinderhandel begünstigte. Falsch gewesen sei, dass Hinweisen darauf zu wenig nachgegangen worden sei.

Sarah Ramani Ineichen, die Präsidentin des Vereins «Back to the Roots», sagte im Radio, die Stellungnahme des UNO-Gremiums sei hilfreich in dem Sinn, dass der UNO-Ausschuss die Schweiz nochmals in die Pflicht nehme. Eine finanzielle Wiedergutmachung stehe für die meisten Opfer nicht im Vordergrund.

Der Verein «Back to the Roots» ist eine Interessengemeinschaft Adoptierter aus Sri Lanka in der Schweiz.