31 Stunden pro Woche Schweizer arbeiten immer weniger

tpfi

5.3.2023

Männer in der Schweiz tendieren immer häufiger zu Teilzeitarbeit.
Männer in der Schweiz tendieren immer häufiger zu Teilzeitarbeit.
Symbolbild: Sina Schuldt/dpa

Immer mehr Menschen in der Schweiz arbeiten in Teilzeit. Gerade bei Männern nimmt die Wochenarbeitszeit stetig ab – vor allem unter Gutgebildeten.

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Die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Statistik sprechen eine eindeutige Sprache: Teilzeitarbeit wird in der Schweiz immer beliebter. Vor allem Männer wollen nicht mehr das 100-Prozent-Pensum absolvieren. Inzwischen arbeitet heute fast jeder fünfte Mann in Teilzeit, bei den Frauen liegt die Teilzeit-Quote bei rund 50 Prozent. Während sich der Anteil der Frauen ohne 100-Prozent-Pensum in den vergangenen zehn Jahren nahezu stabilisiert hat – sogar leicht zurückgegangen ist –, hat er bei den Männern zugenommen, berichtet der «SonntagsZeitung».

Derzeit arbeiten Erwerbstätige in der Schweiz rund 1495 Stunden im Jahr. Das entspricht einer Wochenarbeitszeit von rund 31 Stunden. Die durchschnittlichen Arbeitszeiten befinden sich im Vergleich zum den vergangenen Jahrzehnten jedoch im stetigen Sinkflug. So verrichteten Arbeitnehmer im Jahr 1950 noch 49 Stunden pro Woche, im Jahr 1990 waren es nur noch 42 Stunden.

Deutsche arbeiten am wenigsten

Im Interview mit dem «Tagesanzeiger» erklärt Stefan Wolter, Professor für Bildungsökonomie an der Universität Bern, den Rückgang der gearbeiteten Wochenstunden: «Wir sind also unter die französische 35-Stunden-Woche gefallen, die wir so oft belächeln.» Im OECD-Vergleich rangiert die Schweiz im unteren Viertel der OECD-Länder. In Frankreich werden pro Jahr 1402 Arbeitsstunden verrichtet. Mit 1332 Stunden arbeiten die Deutschen am wenigsten.

Stefan Wolter ist sich sicher: «Die Männer haben die Teilzeit erst gerade für sich entdeckt und werden diese weiter anstreben.»

Die Erwerbsquote unter Frauen (16-64 Jahre) liegt inzwischen bei rund 80 Prozent. Bei Männern hält sich die Beschäftigungsquote seit Jahren konstant bei fast 88 Prozent. 

Weniger in der Rentenkasse

Teilzeitarbeit ist schon längst kein typisches Merkmal der weiblichen Erwerbsarbeit mehr. «Verbringen die heutigen Neopapis nicht mindestens einen Tag mit den Kindern, gelten sie als Rabenväter», erklärt Wolter.

Die angestrebte Work-Life-Balance vor allem bei Männern bringt jedoch ureigene Probleme für den Staat und die Gesellschaft mit sich. So verstärkt sich der Fachkräftemangel, gleichzeitig steigt der Druck auf die Migration. Zudem brechen Steuereinnahmen weg, die Einzahlungen in die AHV sinken. Da besonders Gutverdiener mehr und mehr das Teilzeit-Modell wahrnehmen, macht sich das in den Kassen der Kantone besonders bemerkbar.