Verdacht auf Ausbeutung Nagelstudio-Angestellte arbeiten 6 Tage die Woche zu Hungerlohn

smi

11.11.2022

Symbolbild: Zollbeamte bei der Überprüfung eines Nagelstudios.
Symbolbild: Zollbeamte bei der Überprüfung eines Nagelstudios.
Marius Becker/dpa

In Billig-Nagelstudios arbeiten Angestellte zu ausbeuterischen Bedingungen. Dies ist die Beobachtung eines Experten, in einigen Fällen bestätigt durch eine Recherche von «20 Minuten».

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Seit Jahren herrscht unter Nagelstudios Preiskampf. Die Preise für eine Maniküre sind dabei bis auf 25 Franken gesunken, Gel-Nägel gibt es ab 60 Franken. Möglich machen dies Tiefstlöhne, wie eine Recherche von «20 Minuten» zeigt.

In den zehn besuchten Nagelstudios stamme die Mehrheit der Angestellten aus Vietnam. Eine Frau berichtet, sie arbeite an sechs Tagen pro Woche zehn Stunden und erhalte dafür 1900 Franken monatlich. Ein anderer erzählt der Pendlerzeitung, er wohne mit mehreren Arbeitskollegen in einer Wohnung. Wie hoch die Miete sei, wisse er nicht, da sie ihm direkt vom Lohn abgezogen werde. 

Thomas Roth, Betreiber eines Schutzhauses für von Menschenhandel betroffenen Personen, schätzt, dass es Hunderte gebe, die in Schweizer Nagelstudios zu Tiefstlöhnen arbeiteten. Geschichten wie die oben angeführten, höre er immer wieder. Er vermutet ein internationales System hinter den ausbeuterischen Anstellungen.

Betroffene schweigen und erschweren damit Aufklärung

Da sich viele der Angestellten illegal in der Schweiz aufhalten, würden sie nicht zur Polizei gehen, so Roth. Die Fremdenpolizei Bern kontrolliere seit Längerem Nagelstudios, in denen sie Fälle von Menschenhandel vermutet. Bei diesen Kontrollen würden die Angestellten nichts sagen. 

Aufenthaltsbewilligungen lassen sich kontrollieren, Arbeitsbedingungen zweifelsfrei festzustellen, ist schwieriger. Ohne Aussagen, geschweige denn Anzeigen, sei es für die Behörden schwierig, etwas gegen Dumping-Löhne in Nagelstudios zu unternehmen.